Demnach sei das US-Mondprogramm von der Bereitstellung des europäischen Servicemoduls für die amerikanische Mondkapsel Orion abhängig. Das ist Unsinn. Die USA setzen zwar derzeit in erster Linie auf die beiden Milliardenprojekte Orion und SLS, um den Mond zu erreichen; diese stellen aber nicht die einzige Möglichkeit für eine derartige Mission dar.
Mit der Dragon-Kapsel und dem Schwerlastträger Falcon Heavy von SpaceX wären im Prinzip bereits heute bemannte Mondumrundungen möglich. Mit Starship werden Mondlandungen möglich sein, ganz ohne SLS, Orion oder Gateway (eine kleine Station im Mondorbit an deren Bau sich Europa ebenfalls mit zwei Modulen beteiligen will). Es ist sogar möglich, dass SpaceX der NASA mit einer Mondlandung zuvorkommen wird.
Starship auf dem Mond (Bild: SpaceX) |
Diese Perspektiven sind überaus real und für jeden, der sich mit der Materie beschäftigt, klar ersichtlich. Doch die ESA scheint die Augen vor der Realität zu verschließen, genauso wie sie jahrelang versucht hat, die Anstrengungen von SpaceX bei der Entwicklung von kostengünstigen Trägerraketen klein- und schlechtzureden, bis es zu spät war. Dazu passt Wörners Aussage in dem Interview, der Erfolg von SpaceX sei 2014 noch nicht absehbar gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war die Strategie von SpaceX zur Wiederverwendung der ersten Stufe seit Jahren bekannt und es wurden bereits entsprechende Tests durchgeführt. Ende 2015 gelang erstmals die Landung der Hauptstufe.
Es ist klar, dass Europas neue Trägerrakete, die Ariane 6, nicht konkurrenzfähig sein wird. Nicht mit Falcon 9 und erst recht nicht mit Starship. Da Europa aber Wert auf einen unabhängigen Zugang zum Weltraum legt, wird dieser Träger wohl auf Jahre hinaus mit Subventionen gestützt werden, was Wörner im Interview auch bereits andeutet.
Bei der Ariane 6 handelt es sich um eine klassische Einweg-Rakete, die mit einem vollständig wiederverwendbaren System wie Starship nicht konkurrieren kann (Bild: ESA) |
Was das amerikanische Mondprogramm angeht, so ist es unwahrscheinlich, dass SLS und Orion in fünf Jahren noch irgendeine Rolle spielen werden. Es ist davon auszugehen, dass diese Projekte einen erfolgreichen Mondflug von Starship politisch nicht überleben werden, womit auch die Existenzberechtigung für das europäische Servicemodul wegfallen wird.
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