Samstag, 13. Mai 2017

NASA verschiebt ersten Start von SLS auf 2019, erste Mission weiterhin unbemannt

Nachdem die Trump-Regierung Anfang des Jahres bei der NASA angefragt hatte, ob man die erste geplante SLS-Mission nicht mit Astronauten an Bord durchführen könnte, hat man sich bei der Raumfahrtbehörde nun dagegen entschieden - und das Startdatum um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben.

Ursprünglich sollte die neue Riesenrakete spätestens bis zum 31. Dezember 2016 das erste Mal abheben; im Oktober 2010 unterzeichnete Präsident Obama ein entsprechendes Gesetz des US-Kongresses. Die Existenz von SLS verdankte sich von Anfang an vor allem der politischen Unterstüzung von Abgeordneten, in deren Heimatstaaten bzw. -bezirken durch dieses Projekt Arbeitsplätze geschaffen bzw. erhalten wurden. Und obwohl diese Politiker dafür sorgten, dass SLS wesentlich mehr Geld bekam als von der Regierung gefordert, hat es offensichtlich nicht gereicht. Insgesamt wurden bislang gut 20 Milliarden Dollar für die Entwicklung von SLS und Orion ausgegeben, weitere 9 Milliarden für Arbeiten während des eingestellten Constellation-Programms.

Als Grund für die erneute Verzögerung nannte man bei der NASA unter anderem die große Komplexität des Vorhabens, Probleme mit dem in Europa entwickelten Orion-Servicemodul und Tornadoschäden an NASA-Einrichtungen in Louisiana. Auch ein Unfall am 3. Mai, bei dem ein Tanksegment für das SLS stark beschädigt wurde, dürfte den Zeitplan durcheinandergewirbelt haben.

Das SLS ist, anders als viele NASA-Projekte der letzten Jahrzehnte, eine Rakete, die nicht mehr nur auf dem Papier existiert. (Bild: NASA)

Als neues Startdatum ist nun November 2019 im Gespräch. Das hieße, dass die (ebenfalls um Jahre verpätete) Falcon Heavy von SpaceX mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihren Erstflug vor dem SLS haben wird. Wenn es schlecht läuft für die NASA, könnte ihr auch Blue Origin mit der New Glenn-Trägerrakete zuvorkommen. Sowohl New Glenn als auch Falcon Heavy spielen mit ihrer Nutzlastkapazität in etwa derselben Liga wie das SLS der NASA, sind aber sowohl in der Entwicklung als auch im Betrieb um ein Vielfaches günstiger.

Erste Mission bemannt: zu teuer, zu riskant

Nachdem die Trump-Regierung die Möglichkeit ins Spiel gebracht hatte, bereits die erste SLS-Mission bemannt durchzuführen, untersuchte die NASA diese Idee im Rahmen einer Studie. Ergebnis: geschätzte Mehrkosten von 600-900 Millionen Dollar, zusätzliche Risiken und keine nennenswerten Vorteile gegenüber dem urspünglichen Plan, frühestens 2021 Astronauten mit SLS ins All zu schicken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man sich mit dem Weißen Haus vor Bekanntgabe der Entscheidung abgestimmt hat.

Da die NASA als Konkurrenz ausfällt, wird wohl SpaceX zum ersten Mal seit rund einem halben Jahrhundert erneut Menschen zum Mond schicken (Bild: SpaceX)

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die Überlebenschancen von SLS mit dem gestrigen Update gesunken sind. Dennoch ist ein totales Aus nicht absehbar, solange die Verfechter des Status quo bei der NASA und in der Trump-Regierung ihre Position verteidigen können. Das könnte sich ändern, sollte Trump sich für eine größere Reform der NASA entscheiden, wozu es zumindest bis vor einigen Monaten wohl ernsthafte Überlegungen gab. Bis jetzt sind die großen Linien einer zukünftigen Raumfahrtpolitik unter Trump jedoch nicht erkennbar.