Mittwoch, 29. Januar 2020

Weitere Starlink-Mission erfolgreich; Starship-Tank besteht Drucktest

SpaceX hat heute weitere 60 Starlink-Satelliten ins All geschossen, es war die vierte Starlink-Mission. Insgesamt wurden bislang 240 Internet-Satelliten in eine Umlaufbahn gebracht.


Es war bereits der dritte Falcon 9-Start in diesem Monat. Die Chancen stehen gut, dass SpaceX in diesem Jahr eine deutlich höhere Startrate erreichen wird als 2019.

Es gelang, eine der beiden Nutzlastverschalungen in der Luft abzufangen. Die zweite landete im Wasser und wird geborgen.

Funktioniert bislang noch nicht so zuverlässig wie die Landung der Falcon-Hauptsufe: Auffangen der Nutzlastverkleidung an Bord eines Spezialschiffes (Bild: SpaceX)


Außerdem verkündete Elon Musk gute Neuigkeiten auf Twitter: Der Prototyp eines Tanks für die Starship-Trägerrakete hat nun bei einem Druckbetankungstest mit flüssigem Stickstoff bis 8,5 bar durchgehalten; damit wäre dieser Teil für bemannte Flüge qualifiziert. Erst vor zwei Wochen war ein Tank bereits bei 7,1 bar in die Brüche gegangen, gestern noch bei 7,5 bar. SpaceX macht hier also sehr schnell Fortschritte, was einen baldigen Beginn der Konstruktion von Starship SN1 wahrscheinlich macht.

Der verbesserte Tank-Prototyp (Bild: Elon Musk)

Boeing stellt Entwicklung von Raumflugzeug ein

Das 2013 von der DARPA begonnene Programm zur Entwicklung eines kleinen Raumgleiters (XS-1) ist Geschichte. Die beauftragte Firma Boeing steckt derzeit in einer schweren Krise und zieht sich aus dem Projekt zurück.

Die militärische Entwicklungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency, früher ARPA) hatte Boeing 2017 ausgewählt, ein suborbitales Raumflugzeug zu entwickeln. Dieses sollte eine Oberstufe auf große Höhe bringen, wo diese sich von dem Raumgleiter trennen, eine Erdumlaufbahn ansteuern und einen kleinen Satelliten aussetzen würde.


Boeing nannte seinen Entwurf Phantom Express, in Anlehnung an seine Abteilung für den Bau von fortschrittlichen Prototypen, Phantom Works. Das Raumflugzeug sollte in der Lage sein, zehnmal binnen zehn Tagen zu starten; ein Mission sollte dabei nur fünf Millionen Dollar kosten.
Phantom Express sollte senkrecht starten wie eine normale Rakete und horizontal landen, ähnlich wie das Space Shuttle.

Phantom Express mit einer Mini-Oberstufe auf dem Rücken (Bild: Boeing)

Boeing befindet sich derzeit in großen Schwierigkeiten. Der Skandal um die Boeing 737 Max belastet die Konzernbilanz enorm, im Dezember musste der CEO Dennis Muilenburg gehen (Abfindung: 62 Millionen Dollar). Zudem gibt es immer wieder technische Probleme, Kostensteigerungen und Verzögerungen bei den beiden NASA-Projekten Starliner und SLS.

Die DARPA versucht trotz des Ausstiegs von Boeing das Positive zu sehen: das Projekt habe gezeigt, dass einer Verwirklichung keine grundlegenden technischen Probleme im Weg stünden und man werde das Ziel anderweitig weiter verfolgen.

Tatsächlich würde Starship von SpaceX die Anforderungen übererfüllen, sofern es wie geplant verwirklicht werden kann.

Freitag, 24. Januar 2020

SLS-Zentralstufe fertiggestellt, Start jetzt 2021

Die SLS-Trägerrakete der NASA, seit 2011 in der Entwicklung (seit 2005 wenn man die Vorarbeiten während des Constellation-Programms mitzählt), kommt ihrem nun für 2021 geplanten Erstflug ein Stück näher. Die Zentralstufe wurde im Dezember fertiggestellt und wird in diesen Tagen auf die erste Zündung auf dem Teststand vorbereitet. Gebaut wurde die Stufe in derselben Fabrik, in der auch die externen Tanks des Space Shuttles gefertigt wurden, in der Michoud Assembly Facility in New Orleans, Louisiana. Die Testzündungen werden auf dem Gelände des Stennis Space Center in Mississippi stattfinden und in einem achtminütigen, so genannten "green run"-Test kulminieren.
Danach wird die Stufe zum Kennedy Space Center in Florida transportiert werden, wo sie ihre Oberstufe mit der Orion-Kapsel und die beiden Feststoff-Booster erhalten wird. Für die erste (unbemannte) Mission wird SLS die Orion-Kapsel auf eine Flugbahn zum Mond schicken. Der zweite Start 2022 soll die Mondumrundung mit Astronauten an Bord wiederholen, bevor schließlich 2024 erneut Amerikaner die Mondoberfläche betreten sollen (diesmal wird eine Frau den ersten Schritt machen, so zumindest die Aussage von NASA-Chef Bridenstine).

Die SLS-Hauptstufe hat den Teststand erreicht (Bild: NASA)

Computersimulation von SLS auf der Startrampe (Bild: NASA)
Das SLS-Projekt hat seit 2011 ca. 15 Milliarden Dollar gekostet, rechnet man die Ausgaben des Constellation-Programms hinzu (SLS nutzt beispielsweise die dafür entwickelten Fünf-Segment-Booster), kommt man auf über 20 Milliarden.
Zum Vergleich: Elon Musk schätzt die Kosten für die Entwicklung von Starship auf ca. fünf Milliarden Dollar (was glaubhaft ist, da SpaceX seinen Falcon 9-Träger für weniger als eine halbe Milliarde Dollar entwickelt hat, von der NASA bestätigt). Starship wird eine höhere Nutzlastkapazität haben als SLS und wird voll wiederverwendbar sein, SLS ist dagegen eine Einweg-Rakete.

Wie dem auch sei, die erste SLS-Mission kommt bestimmt. Fragt sich nur, wie viele dann noch folgen werden, wenn kurz darauf Starship den Betrieb aufnimmt.







Donnerstag, 23. Januar 2020

Raumfahrtnachrichten Dezember/Januar

Hier nach längerer Pause eine Zusammenfassung der wichtigsten Raumfahrt-Nahrichten in den letzten Wochen. Zuerst SpaceX, Rest folgt.

SpaceX-Update

Nach einem Versorgungsflug zur ISS (CRS-19) und einem kommerziellen Satellitenstart (JCSAT-18/Kacific1) im Dezember hat SpaceX das neue Jahr mit der dritten Starlink-Mission eingeläutet. Erneut wurden dabei 60 Internet-Satelliten in eine Umlaufbahn gebracht, so dass nun insgesamt 180 von ihnen um die Erde kreisen. Die nächste Mission ist bereits für den 24. Januar (morgen) geplant. SpaceX macht also Ernst mit seiner Ankündigung, in diesem Jahr im Schnitt alle zwei Wochen starten zu wollen. Die Satellitenkonstellation könnte bereits Ende 2020 einen eingeschränkten Service zumindest für Nordamerika bieten.

Die Entwicklung von Starship geht weiter: Nachdem die beiden Prototypen Mk1 und Mk2 nicht weiter verfolgt werden, hat SpaceX damit begonnen, die Fertigungsverfahren zu optimieren und setzt nun auf präzise vorgefertigte Komponenten, um die Qualität zu erhöhen und das Gewicht zu drücken. Der vorderen und hinteren Tankwand (bulkhead) gilt dabei besondere Aufmerksamkeit. Bei einem erneuten Drucktest ging auch der neue Testtank letztlich in die Brüche, doch laut Elon Musk wurde ein Druck von 7,1 bar erreicht, das sei ausreichend für orbitale Flüge (benötigt würden 6 bar). Man strebe jedoch 8,5 bar für bemannte Starts an.

Der Tank nach dem Test

Wahrscheinlich steht der Zusammenbau der Starship-Komponenten in Boca Chica, Texas, kurz bevor. Der neue Prototyp wird die Bezeichnung SN1 (serial number 1) tragen und soll laut Musk in ein bis zwei Monaten das erste Mal abheben. Wie üblich konnte der extrem optimistische Zeitplan aus der Präsentation Ende September nicht eingehalten werden. Das macht auch nichts, denn SpaceX bewegt sich im Vergleich zu Konkurrenten wie Blue Origin oder Boeing oder der NASA immer noch sehr schnell in die richtige Richtung.


Einen sehr wichtigen Erfolg konnte SpaceX vor ein paar Tagen mit dem erfolgreich durchgeführten so genannten in-flight abort test (Missionsabbruch während des Fluges) verbuchen. Die Dragon-Kapsel wurde dabei von ihren SuperDraco-Triebwerken in Sekundenschnelle von dem immer noch feuernden Falcon 9-Booster samt Oberstufe wegbefördert und landete anschließend an Fallschirmen im Atlantik. Die Falcon 9 explodierte wie erwartet wenige Sekunden nach Abtrennung der Kapsel, was zumindest spektakulär aussah.
Mit diesem Test ist SpaceX bereit für einen bemannten Testflug zur ISS in den nächsten Monaten, Konkurrent Boeing hat das Nachsehen.
Der vierte und letzte Start dieses Falcon 9-Boosters mit der Dragon-Kapsel an der Spitze...

...und sein feuriges Ende (Bilder: SpaceX)