Freitag, 7. April 2017

Blue Origin Update

Damit dieser Blog nicht zu SpaceX-lastig wird, hier eine kompakte Übersicht zu den Plänen und Aktivitäten von Hauptkonkurrent Blue Origin:

New Shepard

Der suborbitale Senktrechtstarter (und -lander) hat bislang fünf Testflüge absolviert. Dieses Exemplar hat damit ausgedient und wird wohl ins Museum wandern. Blue Origin arbeitet derzeit an drei neuen Shepard-Boostern und zwei dazugehörigen Crewkapseln, die viele kleine Verbesserungen beinhalten. Unbemannte Testflüge damit sollen bis zum Herbst dieses Jahres beginnen. Erste bemannte Flüge wären vielleicht schon Anfang 2018 möglich, bevor dann Ende des nächsten Jahres die ersten zahlenden Passagiere mit New Shepard ins All fliegen sollen. Richard Bransons Virgin Galactic bekommt also Konkurrenz.

Virgins Raumflugzeug...

...gegen Blue Origins Senkrechtstarter: Welcher Ansatz kann sich durchsetzen? (Bilder: Virgin Galactic u. Blue Origin)


BE-4

Blue Origin arbeitet schon seit mehreren Jahren am methangetriebenen BE-4-Triebwerk. Nun stehen erste Tests eines vollständigen Triebwerks bevor. Sollten diese erfolgreich verlaufen, kann sich Jeff Bezos' Unternehmen gute Chancen ausrechnen, von ULA den Zuschlag als Triebwerkshersteller für deren neue Vulcan-Rakete zu erhalten. Das sagte ULA-Chef Tory Bruno in einem Interview.

Finanzierung

Jeff Bezos verkauft nach eigener Aussage jedes Jahr Amazon-Aktien im Wert von ca. 1 Milliarde Dollar um Blue Origin zu finanzieren. Bezos Vermögen wird auf gut 70 Milliarden Dollar geschätzt, damit ist er derzeit der drittreichste Mensch der Welt.
Bezos veranschlagt für die Entwicklung der orbitalen New Glenn-Trägerrakete etwa 2,5 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: die Entwicklung der ursprünglichen Falcon 9 kostete knapp 400 Millionen Dollar, die Entwicklungskosten bis zur Wiederverwendbarkeit der ersten Stufe betrugen ca. 1 Milliarde Dollar.


Eine finanzstarke Kombination: Blue Origin ist dank Amazon finanziell unabhängig (Bilder: Amazon u. Blue Origin)

Blue Moon

Die Trump-Regierung hat bislang nicht erkennen lassen, wie sie sich die Zukunft des Raumfahrtprogramms vorstellt. Sollte es jedoch eine Neuausrichtung auf den Mond als Hauptziel geben, würde Blue Origin sich an einem solchen Unterfangen gerne als Logistikunternehmen beteiligen, das eine mögliche NASA-Mondbasis mit Nachschub versorgt. Bezos schlägt dazu die Entwicklung eines "Blue Moon" getauften Landers vor. Hierbei könnte man auf die mit New Shepard gewonnen Erfahrungen zurückgreifen. Der Lander könnte von verschiedenen Trägersystemen ins All gebracht werden.