Donnerstag, 28. November 2019

"Ohne Europa wird es keine Mondflüge geben" - Die ESA verkennt (erneut) die Realitäten

Johann-Dietrich Wörner, der deutsche Chef der europäischen Raumfahrtagentur ESA, macht im Interview mit der Zeit ein paar bemerkenswerte Aussagen.

Demnach sei das US-Mondprogramm von der Bereitstellung des europäischen Servicemoduls für die amerikanische Mondkapsel Orion abhängig. Das ist Unsinn. Die USA setzen zwar derzeit in erster Linie auf die beiden Milliardenprojekte Orion und SLS, um den Mond zu erreichen; diese stellen aber nicht die einzige Möglichkeit für eine derartige Mission dar.

Mit der Dragon-Kapsel und dem Schwerlastträger Falcon Heavy von SpaceX wären im Prinzip bereits heute bemannte Mondumrundungen möglich. Mit Starship werden Mondlandungen möglich sein, ganz ohne SLS, Orion oder Gateway (eine kleine Station im Mondorbit an deren Bau sich Europa ebenfalls mit zwei Modulen beteiligen will). Es ist sogar möglich, dass SpaceX der NASA mit einer Mondlandung zuvorkommen wird.

Starship auf dem Mond (Bild: SpaceX)

Diese Perspektiven sind überaus real und für jeden, der sich mit der Materie beschäftigt, klar ersichtlich. Doch die ESA scheint die Augen vor der Realität zu verschließen, genauso wie sie jahrelang versucht hat, die Anstrengungen von SpaceX bei der Entwicklung von kostengünstigen Trägerraketen klein- und schlechtzureden, bis es zu spät war. Dazu passt Wörners Aussage in dem Interview, der Erfolg von SpaceX sei 2014 noch nicht absehbar gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war die Strategie von SpaceX zur Wiederverwendung der ersten Stufe seit Jahren bekannt und es wurden bereits entsprechende Tests durchgeführt. Ende 2015 gelang erstmals die Landung der Hauptstufe.

Es ist klar, dass Europas neue Trägerrakete, die Ariane 6, nicht konkurrenzfähig sein wird. Nicht mit Falcon 9 und erst recht nicht mit Starship. Da Europa aber Wert auf einen unabhängigen Zugang zum Weltraum legt, wird dieser Träger wohl auf Jahre hinaus mit Subventionen gestützt werden, was Wörner im Interview auch bereits andeutet.

Bei der Ariane 6 handelt es sich um eine klassische Einweg-Rakete, die mit einem vollständig wiederverwendbaren System wie Starship nicht konkurrieren kann (Bild: ESA)

Was das amerikanische Mondprogramm angeht, so ist es unwahrscheinlich, dass SLS und Orion in fünf Jahren noch irgendeine Rolle spielen werden. Es ist davon auszugehen, dass diese Projekte einen erfolgreichen Mondflug von Starship politisch nicht überleben werden, womit auch die Existenzberechtigung für das europäische Servicemodul wegfallen wird.


Freitag, 22. November 2019

Tesla Cybertruck soll "offizieller Mars Truck" werden

Auch wenn es nicht direkt ein Raumfahrt-Thema ist: Elon Musk hat gestern das neueste Tesla-Modell vorgestellt, den Cybertruck; ein Pick-up Truck mit einem sehr ungewöhnlichen und gewöhnungsbedürftigen Design. Dieser soll laut Musk in einer angepassten Variante auch einmal auf dem Mars herumfahren. Vielleicht kann man sich die Entwicklung eines Marsrovers also sparen?

Das Design als futuristisch zu bezeichnen, wäre stark untertrieben (Bild: Tesla)

Und so könnte das auf dem Mars aussehen...


Donnerstag, 21. November 2019

Starship Mk1 bei Betankungstest beschädigt

Während eines Tests, bei dem die Tanks von Starship mit flüssigem Stickstoff unter Druck gesetzt wurden, wurde der erste Prototyp Mk1 beschädigt. Die obere Stützwand hielt dem Druck augenscheinlich nicht Stand und wurde über hundert Meter in die Luft katapultiert, als der Tank in die Brüche ging. Verletzt wurde niemand. Der Betankungstest wurde live auf YouTube gestreamt:


SpaceX hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es, Ziel des Test sei der maximale Druckaufbau gewesen, ein derartiger Ausgang sei nicht völlig unerwartet. Man habe bereits vorher die Entscheidung getroffen, nun doch keine Testflüge mit dem Mk1-Prototypen durchzuführen, sondern ihn nur für die Erprobung von Herstellungsverfahren zu nutzen.

Der Fokus liege derzeit auf Mk3, mit dem auch schon orbitale Flüge möglich sein sollen. Dazu passt, dass es am zweiten Starship-Standort in Florida, wo bis vor kurzem der Mk2-Prototyp rapide Gestalt annahm, nur noch schleppend voranzugehen scheint.

Inwieweit sich Mk3 von seinen Vorgängern unterscheidet, und ob SpaceX sich von seiner Strategie, die Prototypen im Freien zusammenzuschweißen, in Kürze verabschiedet, bleibt abzuwarten.


Mittwoch, 20. November 2019

Commercial Crew-Update

Dragon

Am 13. November gelang ein Test des Startabbruch-Systems der Dragon-Kapsel am Boden. Die SuperDraco-Triebwerke zündeten für die vorgesehene Dauer von neun Sekunden. Bei einem eben solchen Test war es im April zu einem schweren Zwischenfall gekommen, bei dem das Raumfahrzeug zerstört wurde. Der geplante Abbruchstest im Flug musste daraufhin verschoben werden, kann nun aber voraussichtlich bald stattfinden.

Die Dragon-Kapsel von SpaceX zündet ihre SuperDraco-Triebwerke (Bild: NASA)


Zwischenfall bei Boeing-Test

Bei einem Test der Starliner-Kapsel von Boeing funktionierte zwar das Antriebssystem, das die Kapsel in Sekundenschnelle aus der Gefahrenzone befördert. Dann jedoch öffneten sich nur zwei der drei Fallschirme. Damit ist zwar immer noch eine sichere Landung möglich, doch da sowohl Boeing als auch SpaceX in der Vergangenheit bereits Probleme bei Fallschirmtests hatten, könnte dies für weitere Verzögerungen sorgen. SpaceX hatte die Fallschirme der Dragon-Kapsel bereits überarbeitet, nachdem ein Test im April nicht zufriedenstellend verlaufen war.

Die Boeing-Kapsel bei dem Abbuch-Test am 4. November (Bild: NASA TV)


Bericht des Generalinspekteurs stellt überhöhte Zahlungen an Boeing fest

In seinem Bericht zum Commercial Crew Programm der NASA kommt Generalinspekteur Paul Martin zu dem Schluss, dass die Raumfahrtbehörde unberechtigterweise zusätzliche 287 Millionen Dollar an Boeing für vier Starliner-Missionen zur ISS gezahlt hat, die voraussichtlich Anfang der 20er Jahre stattfinden werden. Eigentlich widersprachen diese Zahlungen den Vertragsbedingungen, die einen festen Kostenrahmen vorsehen und wurden von NASA-Offiziellen unter anderem damit begründet, dass man einen Ausstieg von Boeing aus dem Projekt habe verhindern wollen.

SpaceX erhielt keine derartigen zusätzlichen Mittel. Insgesamt hat Boeing bislang 4,82 Milliarden Dollar für die Entwicklung seiner Crewkapsel erhalten, SpaceX nur 3,14 Milliarden - wohlgemerkt für die gleiche Aufgabe.

Aufschlussreich ist auch der Preis pro Astronautenplatz, der in dem Bericht genannt wird. 55 Millionen/Astronaut für Flüge mit Dragon, 90 Millionen/Astronaut für Flüge mit Boeings Starliner. Die Boeing-Alternative ist damit teurer als Flüge mit der russischen Sojus, die seit Außerdienststellung des Space Shuttles im Jahr 2011 in den letzten Jahren amerikanische Astronauten zur ISS transportiert hat.

Eine Grafik aus dem Bericht vergleicht die Systeme von Boeing und SpaceX (Quelle: NASA OIG)


Keine Untersuchung zur Crewsicherheit bei Boeing - wohl aber bei SpaceX

Die NASA befand es für notwendig, eine groß angelegte Untersuchung bei SpaceX hinsichtlich der Sicherheitsstandards bei der Entwicklung der Dragon-Crewkapsel zu starten, nachdem Firmenchef Musk als Gast der Show "The Joe Rogan Experience" an einem Joint gezogen hatte (augenscheinlich ohne zu inhalieren). Die NASA zahlte SpaceX dafür fünf Millionen Dollar. Boeing forderte für eine vergleichbare Untersuchung dagegen 25 Millionen Dollar. Die NASA scheute die Kosten und verzichtete auf die Untersuchung bei Boeing - dabei gäbe es wohl Grund genug dafür angesichts des Skandals um die Boeing 737 Max.


Sonntag, 17. November 2019

SpaceX: Zweite Starlink-Mission erfolgreich, Starship-Update

Starlink

Vor knapp einer Woche hat SpaceX weitere 60 Starlink-Satelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht. Die dafür eingesetzte Hauptstufe der Falcon 9-Trägerrakete hatte zuvor bereits drei Flüge absolviert; ein neuer Rekord in puncto Wiederverwendbarkeit. Auch die Nutzlastverkleidung war bereits einmal verwendet worden. Bei dieser Mission wurde die Wiederverwendung der beiden Verschalungen zum ersten Mal erprobt.


Die (vierte) Landung der ersten Stufe gelang routiniert auf der Seeplattform OCISLY ("Of Course I Still Love You"). Mittlerweile ist die Stufe wieder an der Küste eingetroffen und könnte erneut abheben. Falcon 9-Booster sind für bis zu 100 Flüge ausgelegt; nach jeweils zehn Missionen sind größere Instandsetzungsarbeiten vorgesehen.

Das Aussetzen der 60 Internet-Satelliten funktionierte reibungslos. Damit ist ein weiterer Schritt beim Aufbau der geplanten Starlink-Konstellation getan. SpaceX peilt für nächstes Jahr zwei Starlink-Missionen pro Monat an. Bis Ende 2020 könnte der Service für Nordamerika seinen Betrieb aufnehmen.

Konkurrenten wie OneWeb oder Amazons Project Kuiper geraten so zunehmend unter Zugzwang. OneWeb hat im Februar zumindest seine ersten sechs Satelliten ins All gebracht, doch Amazon hinkt Jahre hinterher.


Starship

Bei einer Air Force-Veranstaltung am 5. November war Elon Musk als Überraschungsgast anwesend und ließ sich im Interview ein paar neue Infos zu Starship entlocken. Die wichtigste Neuigkeit waren sicher die von ihm geschätzten Betriebskosten. Eine Starship-Mission soll SpaceX demnach lediglich zwei Millionen Dollar kosten, einschließlich 900.000 Dollar für Treibstoff (flüssiges Methan und flüssiger Sauerstoff).
Zum Vergleich: Der günstigste westliche Träger heute, Falcon 9 von SpaceX, kostet mindestens 62 Millionen Dollar für private Kunden. Die Kosten für das Unternehmen selbst sind natürlich niedriger, liegen aber immer noch im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Starship wäre, sollte die Schätzung von Musk zutreffen, mindestens zehnmal günstiger pro Mission, hätte aber gleichzeitig eine fast zehnmal höhere Nutzlastkapazität als Falcon 9. Unterm Strich wäre Starship also eine Verbesserung um den Faktor 100 gegenüber den Startkosten der derzeitigen Raketengeneration von SpaceX - dank hunderprozentiger Wiederverwendbarkeit.

Zwei Tage später sagte Musk auf Twitter, dass nächstes Jahr eine Fertigungsrate von einem Raptor-Triebwerk pro Tag erreicht werden soll -  genug für acht Starships pro Jahr.

Derweil gehen die Arbeiten am ersten Prototypen Mk 1 in Texas weiter. Mittlerweile sieht die Rakete fast wieder so aus wie bei der offiziellen Präsentation Ende September, nur dass sie diesmal tatsächlich flugbereit sein wird. Es ist weiterhin ein Testflug in ca. 20 Kilometer Höhe mit anschließendem Landemanöver noch in diesem Jahr geplant.

Starship-Prototyp in Boca Chica, Brownsville, Texas (Bild: SpaceX)

Donnerstag, 24. Oktober 2019

SpaceX- und Blue Origin-Update

Starlink-Satellitenkonstellation soll 2020 Betrieb aufnehmen

SpaceX-Präsidentin und COO Gwynne Shotwell sagte vorgestern (22. Oktober) im Gespräch mit Journalisten, dass das Unternehmen plane, bereits nächstes Jahr einen rudimentären Service für Nordamerika anzubieten. Dafür bräuchte es sechs bis acht Missionen mit Falcon 9, bei denen jeweils ca. 60 Starlink-Satelliten ins All gebracht werden. Für eine globale Abdeckung wären 24 Missionen nötig.

Nach derzeitigen Planungen wird die Konstellation am Ende 12.000 Satelliten umfassen, die schnellen Internetzugang an jedem Punkt der Erdoberfläche ermöglichen sollen. Zum Vergleich: Seit Sputnik im Jahr 1957 wurden knapp 9000 Satelliten in eine Umlaufbahn geschossen. Ca. 5000 davon befinden sich noch immer im Weltraum und weniger als 2000 funktionieren noch. SpaceX schickt sich also an, die Zahl der aktiven Satelliten im Alleingang mindestens zu versechsfachen.

Der Schwerpunkt bei Starlink liegt dabei vor allem auf bislang gar nicht oder unzureichend erschlossenen (also ländlichen) Regionen. In Ballungsgebieten wird Starlink wohl nicht mit traditionellen Internetanbietern konkurrieren können. Jedenfalls war das bislang die allgemeine Überzeugung.
Allerdings wurde Mitte Oktober bekannt, dass SpaceX bereits jetzt über eine langfristige Aufstockung um weitere 30.000 Satelliten nachdenkt, mit denen dann eventuell auch Städte effizient versorgt werden könnten.

Außer dem Aufbau ihres Satellitennetzwerks arbeitet SpaceX auch an der Entwicklung von Empfangsgeräten für private Endkunden. Firmenchef Elon Musk hat einen entsprechenden Prototyp in seinem Haus und nutzte ihn vor ein paar Tagen, um darüber eine Testnachricht via Twitter abzusetzen.



Was diese Geräte bzw. der Service am Ende kosten werden, steht noch nicht fest.

Neben SpaceX planen auch OneWeb, Amazon und Telesat eigene Internet-Satellitenkonstellationen.


Army als möglicher Kunde für Starlink und Starship?

Die Air Force testet bereits seit letztem Jahr die Nutzung von Starlink, um damit Daten an ihre Flugzeuge in der Luft zu senden bzw. von dort zu empfangen. Bei einem ersten Test wurde immerhin eine Übertragungsgeschwindigkeit von 610 Mbit/s erreicht. Zum Vergleich: die durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit in Deutschland liegt im Jahr 2019 bei ca. 70 Mbit/s.

Neben der Air Force könnte sich auch die US-Armee für Starlink interessieren, ebenso für die neue Riesenrakete Starship. Jedenfalls machte Shotwell auch hierzu eine entsprechende Aussage, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Möglicherweise könnte die Army Starship nutzen, um damit in kürzester Zeit Truppen und Ausrüstung um den Globus zu tranportieren.

Starship in seiner aktuellsten Version (Bild: SpaceX)


Blue Origin arbeitet bei Entwicklung von Mondfähre mit etablierten Firmen zusammen 

Blue Origin bewirbt sich für den Auftrag, den Lander für die geplante Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Mond im Jahr 2024 zu konstruieren. Dafür hat man sich nun namhafte Verstärkung geholt: Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper sollen helfen, den äußerst ehrgeizigen (und angesichts der fehlenden politischen Unterstützung wohl schlicht unrealistischen) Zeitplan einzuhalten.

Die Arbeitsteilung wird dabei wie folgt aussehen: Blue Origin wird die Abstiegsstufe des Landers wie im Rahmen ihres Blue Moon-Projekts bereits begonnen, entwickeln und das gesamte Projekt leiten. Lockheed Martin kümmert sich um die Aufstiegsstufe, Draper um die Software und Northrop Grumman schließlich baut eine kleine Transfereinheit, die den Transport der eigentlichen Mondfähre von der Gateway-Station der NASA in eine niedrige Mondumlaufbahn übernimmt.

Der ursprüngliche Entwurf von Lockheed Martin...

...und was in der Kooperation mit Blue Origin davon noch übrig ist (Bilder: Lockheed Martin)

Unternehmenschef Jeff Bezos bei der Präsentation des Blue Moon-Landers im Mai (Bild: Blue Origin)


Freitag, 18. Oktober 2019

NASA-Mondprogramm stolpert voran

Trotz höchst ungewisser Finanzierung vergibt die NASA einen neuen milliardenschweren Auftrag an Boeing. Unklar ist, ob es dabei in erster Linie um eine Mondlandung im Jahr 2024 oder Arbeitsplätze und Gelder für Alabama geht.

Der Vorsitzende des unter anderem für die NASA zuständigen Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses, José Serrano (Demokraten), hat sich negativ über das von der Trump-Regierung ausgegebene Ziel einer bemannten Mondladung im Jahr 2024 geäußert. Er befürwortete stattdessen den ursprünglichen Plan für eine Landung im Jahr 2028.
Die geschätzten Mehrkosten für eine vorgezogene Deadline belaufen sich auf ca. 30 Milliarden Dollar, einen entsprechenden Budgetplan von der Raumfahrtbehörde gibt es aber noch immer nicht.

Serrano sagte, Schnelligkeit dürfe nicht auf die Kosten von Sicherheit und Qualität gehen und verlangte, dass die NASA Auskunft geben müsste, welche anderen Projekte geopfert werden müssten, um das Mondprogramm zu finanzieren. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass der Kongress die Extrakosten komplett mit frischem Geld finanziert.

Derweil hat die NASA einen Auftrag an das wichtigste Unternehmen des SLS-Projekts, den Luft- und Raumfahrtriesen Boeing, vergeben. Bis zu zehn SLS-Zentralstufen sollen gebaut werden, und das auf "cost-plus"-Basis. Bei cost-plus contracts handelt es sich um Aufträge, bei denen die beauftragte Firma der Regierung sämtliche Kosten in Rechnung stellt, auch wenn sie höher ausfallen, als ursprünglich geplant. Zuzüglich erhält das Unternehmen eine Zahlung in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der Gesamtkosten. Diese Art von Aufträgen kann sinnvoll und angebracht sein, wenn es um sehr innovative Projekte geht, bei denen praktisch von Anfang an klar ist, dass es zu Kostensteigerungen kommen wird. Anders sieht es aus, wenn es um althergebrachte Technik wie beim SLS-Projekt geht. Die Rakete besteht aus Komponenten des Shuttlesystems, die in den 70er Jahren entwickelt und sehr ausgiebig getestet wurden. Es ist nicht einsehbar, warum es dafür einen Auftrag auf cost-plus-Basis braucht, zumal die Entwicklung des Mondlanders, die wohl eine größere Herausforderung darstellt, über Verträge mit einer vorher festgelegten Kostendecke erfolgt. Der Unterschied: Boeing hat eine enorm starke und einflussreiche Lobby in der Politik, die der NASA ihren Willen aufzwingen kann.

Ob die NASA selber an ihr Mondprogramm glaubt, darf auch bezweifelt werden. Selbst Behördenchef Bridenstine klingt dazu nicht übermäßig optimistisch. Und sollte der neue Plan dieses Jahr im Kongress durchfallen, ist die Deadline sowieso nicht zu machen.

 

Montag, 30. September 2019

Starship-Update





Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Infos aus der Präsentation vom Samstag:

Der gerade in Texas fertig gestellte Prototyp (Starship Mk1) wird in ein bis zwei Monaten einen ersten Testflug bis auf 20 Kilometer Höhe unternehmen und danach wieder am Startplatz landen. Der Mk2-Prototyp, der derzeit in Florida zusammengeschweißt wird, soll in zwei bis drei Monaten fertig sein. Musk sagte, der Fertigungsprozess würde ständig verbessert und man werde somit sehr schnell weitere Prototypen bauen können.

Die Prototypen sollen dabei ständig leichter werden. Mk1 bringt 200 Tonnen auf die Waage, doch Musk hofft, das Gewicht schließlich auf 110-120 Tonnen reduzieren zu können.
Frühe Versionen von Starship werden eine Nutzlastkapazität von 100 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn haben, 150 Tonnen sind das langfristige Ziel.

Das aktuelle Starship-Design. Der Fehler bei der Gewichtsangabe wurde von Musk noch während der Präsentation korrigiert  (Bild: SpaceX).

Laut Musks sehr ehrgeizigem Zeitplan könnte es bereits innerhalb der nächsten sechs Monate einen Flug in die Erdumlaufbahn mit Starship und dem Super Heavy genannten Booster geben. Wer Musk kennt, weiß, dass er seine Ziele am Ende fast immer erreicht; nur braucht es dann meistens doch länger, als von ihm geschätzt.

Mk3 wird der nächste in Boca Chica gebaute Prototyp sein. Mit diesem könnte auch der erste orbitale Testflug stattfinden. Es folgen Mk4 und Mk5. Laut Musk könnte es nächstes Jahr sogar eine erste bemannte Mission mit Starship geben, auch das natürlich sehr optimistisch.

Starship verfügt in der neuesten Design-Iteration über sechs Raptortriebwerke: Drei um 15 Grad schwenkbare, in der für den Einsatz auf Meeresspiegel-Höhe optimierten Version, und drei starr montierte in der vakuum-optimierten Version.

Heckansicht von Starship (Bild: SpaceX)

Musk erläuterte recht ausführlich das Starship-Landemanöver: Das Raumschiff tritt in einem steilen Winkel von 60 Grad in die obersten Schichten der Erdatmosphäre ein, um möglichst schnell möglichst viel Geschwindigkeit zu verlieren. Danach geht es in die Horizontale über und fällt wie ein Fallschirmspringer (vor dem Öffnen des Schirms). In dieser "Bauchlage" wird es durch die seitlichen Bug- und Heckflossen stabilisiert. Schließlich geht Starship erneut in die Vertikale und landet auf dem Antriebsstrahl seiner drei schwenkbaren Triebwerke. Dieses Manöver wird bereits mit dem Mk1-Prototypen erprobt werden.

Musk betonte, wie wichtig und richtig die Entscheidung für Stahl gewesen sei: Stahl ist hitzebeständiger als Aluminium und Kohlefaser-Verbundwerkstoffe (ersterer schmilzt bei 1500 Grad, letztere bei ca. 300-400 Grad) und erlaubt somit die Verwendung eines dünneren und leichteren Hitzeschildes. Dieser wird aus Keramikkacheln bestehen, die robust und wartungsarm sein sollen. An der Oberseite von Starship wird dank der Stahlbauweise überhaupt kein Hitzeschutz benötigt. Die von SpaceX verwendete Stahlsorte hat außerdem die Eigenschaft, bei cryogenen (also extrem kalten) Temperaturen, wie sie bei der Betankung mit flüssigem Sauerstoff und flüssigem Methan auftreten, belastbarer zu werden. Zu guter letzt ist Stahl 50 mal (!) günstiger als Kohlefaser-Verbundwerkstoffe.
All diese Faktoren zusammengenommen bedeuten, dass SpaceX dank Stahl ein vollständig wiederverwenbares Raumfahrzeug bauen kann, das so leicht und so günstig wie möglich ist.

Super Heavy: Der Booster wird über sechs Landebeine und 37 Raptortriebwerke verfügen. Für den boostback (Rückflug zur Startbasis) werden sieben davon zum Einsatz kommen. Auf einen entry burn (wie bei Falcon 9), der die Stufe beim Wiedereintritt in die Atmosphäre schnell herunterbremst, wird man bei Super Heavy eventuell verzichten können.

Die Landebeine haben keine Lenkfunktion, sie dienen nur der Landung (Bild: SpaceX)

Starship wird im Erdorbit aufgetankt werden, um dann mit vollen Tanks erneut seine Triebwerke zu zünden und so samt Nutzlast auf eine Bahn zum Mond, zum Mars und anderen weit entfernten Zielen zu gelangen. Dafür wird eine Tankerversion von Starship zum Einsatz kommen. Die beiden Raumschiffe werden Heck an Heck andocken.

Starship ermöglicht auch (wieder) bemannte Mondmissionen (Bild: SpaceX)

Langfristig schwebt Musk eine Startfrequenz von 20 Super Heavy-Flügen und drei Starship-Flügen vor - pro Tag.

Zu guter letzt noch ein unterhaltsames Interview mit Elon Musk, in dem er eine sehr passende Antwort auf NASA-Chef Bridenstine liefert: https://edition.cnn.com/videos/business/2019/09/29/elon-musk-starship-interview-orig.cnn


Update: Starship-Webseite geht online

SpaceX hat auf seiner Homepage nun eine eigene Seite für das Starship-Projekt eingerichtet. Schickes Design mit der bereits am Samstag veröffentlichten Startanimation, einigen neuen Bildern und einem rotierenden 3d-Modell der Trägerrakete.

https://www.spacex.com/starship


Samstag, 28. September 2019

Starship-Montage abgeschlossen, Präsentation von Musk heute abend

Der Starship Mk1-Prototyp auf dem SpaceX-Testgelände in Texas ist (zumindest äußerlich) so gut wie fertiggestellt. Die obere Hälfte mit den frisch montierten Stummelflügeln wurde gestern von einem riesigen Kran auf die untere Sektion aufgesetzt. Diese hat bereits ihre drei Raptor-Triebwerke erhalten. Nächsten Monat soll Starship zu einem ersten suborbitalen Flug abheben. Flüge in die Umlauf wird es erst mit der Super Heavy genannten ersten Stufe geben, deren Montage noch nicht begonnen hat.

Die beiden Rumpfsegmente kurz bevor sie zusammengefügt wurden... (Bild: BocaChicaGal)
...und nach der Montage (Bild: Elon Musk)

Die drei Raptortriebwerke an der Unterseite von Starship (Bild: SpaceX)

SpaceX-Chef Elon Musk wird heute gegen sieben Uhr abend lokaler Zeit (1 Uhr nachts in Mitteleuropa) das überarbeitete Starship-Design im Detail vorstellen.

Eine sehr unerfreuliche Entwicklung gab es im Vorfeld. NASA-Chef Bridenstine stänkerte auf Twitter, dass man einen Enthusiasmus, wie SpaceX ihn beim Starship-Projekt an den Tag lege, auch im Hinblick auf ihre Arbeit am Commercial Crew Programm erwarte, das Jahre hinter dem Zeitplan zurückliegt. Die Tatsachen: Das Commercial Crew Programm wurde jahrelang vom Kongress nicht mit den beantragten finanziellen Mitteln versorgt. SpaceX-Konkurrent Boeing liegt mit seiner Commercial Crew-Kapsel im Zeitplan noch hinter SpaceX zurück - und das, obwohl der Luft- und Raumfahrtriese über anderthalb Milliarden Dollar mehr für die gleiche Aufgabe erhalten hat. Seltsamerweise wurde Boeing von Bridenstine in seinem Tweet mit keinem Wort erwähnt. Ferner sind die NASA-Großprojekte SLS und Orion noch drastischer verspätet und haben bislang ein Vielfaches des Commercial Crew Programms gekostet. Soweit die Fakten. Bleibt die Frage, was den NASA-Chef getrieben hat, eine derartige Attacke zu reiten. Sorge um SLS, jetzt da Starship immer greifbarer und realer wird? Druck durch Politiker, die um ihre Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Huntsville, Houston, Utah und anderswo fürchten?

Sonntag, 22. September 2019

Starship wachsen Flügel

Neue Bilder aus Boca Chica, Texas, zeigen die Montage der Seitenflügel am zylindrischen Rumpf des dortigen Starship-Prototypen. Die Form hat sich gegenüber den letzten offiziellen Renderbildern etwas verändert und Musk persönlich gab auf Twitter bekannt, dass es zumindest für die ersten Prototypen Mk1 (Texas) und Mk2 (Florida) ein Design mit zwei (statt drei) Flügeln und mit separaten Landebeinen (statt Landung auf den Flügelspitzen) sein wird.

Starship Mk1 auf dem SpaceX-Testgelände nahe Brownsville, Texas (Bilder: Austin Barnard)

Die jährliche, offizielle Präsentation des aktuellen Designs mit Erläuterungen zu allen wichtigen Designentscheidungen wird für den 28. September erwartet (kommenden Samstag).

Update: Die obere Sektion mit dem gerade aufgesetzten Bugkonus wird nun sehr bald mit dem unteren Teil zusammengefügt werden.

Die Größe des Prototypen ist staunenswert (Bild: BocaChicaGal)


Mittwoch, 28. August 2019

Starhopper fliegt! Erfolgreicher Test von SpaceX-Prototyp

Nach wochenlangen Verzögerungen ist der erste flugfähige Prototyp für die geplante Marsrakete von SpaceX am 27. August zum ersten Mal abgehoben. Bei dem gestrigen Test in Boca Chica, Texas, zündete Starhopper sein einzelnes Raptor-Triebwerk, stieg auf eine Höhe von ca. 150 Metern und setzte sanft wieder auf. Schon am 25. Juli hatte es einen ersten Hopser gegeben, doch der gestrige Testflug übertraf diesen bei weitem:


Starhopper ist eine "Stumpfversion" der kommenden Starship-Trägerrakete; der Prototyp hat bereits den gleichen Durchmesser wie die finale Version (9 Meter), ist aber sehr viel kürzer. Seit Anfang des Jahres wurde das eigentümliche Gefährt quasi auf freiem Feld zusammengeschweißt. Als die Arbeiten daran Ende letzten Jahres begannen, wurde zuerst spekuliert, es handele sich dabei um einen Wasserturm. Ursprünglich hatte Starhopper einen formschönen Bugkonus an der Spitze; dieser wurde jedoch umgeweht und in der Folge ließ man ihn einfach weg: für die geplanten Tests in geringer Höhe mit niedriger Geschwindigkeit wird er schlicht nicht benötigt.

SpaceX legt beim Starhopper-Projekt ein hohes Tempo vor (Bilder: SpaceX, Montage von reddit-Nutzer DoYouWonda)

Derweil gehen die Arbeiten an den zwei orbitalen Prototypen weiter, die in ihren äußeren Abmessungen wohl schon sehr nah am finalen Starship-Design sind. Zwei SpaceX-Teams, eins am Starhopper-Standort in Texas und eins in Cocoa Beach, Floria, wetteifern darum, wer als erstes die Erdumlaufbahn erreicht.
Auf einem aktuellen Dronen-Video ist gut zu erkennen, dass der innerhalb weniger Wochen aus dem Boden gestampfte Hangar mittlerweile fast bezugsfertig ist:



Mittwoch, 7. August 2019

Starship-Update, AMOS-17

Die Arbeiten an den beiden orbitalen Starship-Prototypen schreiten weiter zügig voran, wie diese aktuellen Bilder zeigen:

SpaceX-Standort in Cocoa Beach, Florida. Wie die neu entstandene käfigartige Struktur genutzt werden wird, ist noch nicht klar.





Boca Chica, Brownsville, Texas. Das Bild entstand bei einem Besuch von Musk am Montag.

Die nächste offizielle Präsentation zum Starship-Projekt soll nun am 24. August stattfinden. Musk kündigte an, bei der Gelegenheit alle wichtigen Designentscheidungen erläutern zu wollen.

Derweil hat SpaceX bereits damit begonnen, Anträge für Baugenehmigungen zu stellen, die für die Starship-Arbeiten auf Startkomplex 39A benötigt werden. Darauf ist gut zu erkennen, dass der Startturm für die Marsrakete ein Stück hinter und neben der Hauptplattform entstehen wird. Starship wird von einer 30 Meter hohen Plattform abheben, darunter wird sich ein so genannter flame deflector für den mächtigen Antriebsstrahl befinden.



AMOS-17-Mission erfolgreich

Gestern wurde der sechseinhalb Tonnen schwere AMOS-17-Kommunikationssatellit in einen geostationären Orbit transportiert. Dabei kam eine Falcon 9-Hauptstufe zum Einsatz, die bereits zwei Flüge hinter sich hatte und für diese dritte Mission in der nicht-wiederverwendbaren Konfiguration abhob. Der Flug war für den Kunden Spacecom kostenlos, da deren AMOS-6-Satellit bei einem fehlgeschlagenen Test mit der Falcon 9 im September 2016 zerstört worden war. Es war die zehnte SpaceX-Mission in diesem Jahr.

Ein selten gewordener Anblick: Eine Falcon 9 ohne Landebeine (Bild: K. Scott Piel, Flickr)



Zum ersten Mal gelang es bei dieser Mission, eine der Nutzlastverkleidungen mit einer Netzvorrichtung an Bord eines Bergungsschiffes aufzufangen:





Samstag, 27. Juli 2019

Erster Hopser mit SpaceX' Starhopper erfolgreich

Der subortbitale Prototyp der geplanten Starship-Marsrakete von SpaceX, Starhopper, hat am 25. Juli zum ersten Mal eine Höhe von ca. 20 Metern erreicht.



 
Bei einem Triebwerkstest eine Woche zuvor hatte es einen zumindest gefährlich aussehenden Zwischenfall gegeben, bei dem ein gewaltiger Feuerball Starhopper vollständig einhüllte (zweites Video). Der Schaden war aber minimal, wie dieses aktuelle Bild zeigt:


Hier hat sich die Entscheidung von SpaceX, auf widerstandsfähigen Stahl statt auf Kohlefaser-Verbundwerkstoffe zu setzen, also schon ausgezahlt.

Außerdem gibt es wieder einmal ein paar neue Infos direkt von Elon Musk zum derzeitigen Designstatus von Starship:

  • Die erste Stufe, genannt Super Heavy, wird nun über 35 (statt wie bisher geplant 31) Raptor-Triebwerke verfügen.
  • Das Hitzeschutzsystem mit aktiver Kühlung der Außenhaut wird anscheinend vorerst nicht weiter verfolgt, stattdessen setzt man auf hitzebeständige Kacheln an der der Atmosphäre zugewandten Seite der Außenhülle. Ein paar Exemplare davon werden auf der derzeit laufenden CRS18-Mission zur ISS mit der Dragon-Kapsel getestet werden.
  • Musk hofft, dass bereits in 2-3 Monaten erste Testflüge mit den beiden orbitalen Prototypen, die derzeit in Florida und in Texas zusammengeschweißt werde, stattfinden können. Nochmals 2-3 Monate danach könnten sie zum ersten Mal die Erdumlaufbahn erreichen, also Ende 2019 oder Anfang 2020.
  • Die orbitalen Prototypen werden dabei von Startkomplex 39A (Apollo- und Shuttleprogramm) in Florida abheben. Dafür wird eigens eine neue Startanlage entwickelt, die an der Rückseite des jetzigen Startturms montiert werden wird.

Samstag, 20. Juli 2019

Heute vor 50 Jahren: Menschen landen auf dem Mond

Zur Zeit läuft in (viel zu wenigen) Kinos die Dokumentation "Apollo 11". Absolut sehenswert, vor allem dank der hervorragenden Qualität der Videoaufnahmen, die dieses Ereignis greifbar machen und es an die Gegenwart heranrücken. Der gesamte Film kommt ohne Erzähler aus, das Gezeigte spricht für sich selbst.




Wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages eine ähnliche Dokumentation über die erste bemannte Marsmission.

Freitag, 12. Juli 2019

Starship/Starhopper Update

  • Raptor-Triebwerk SN-06 (Serial Number 06) erreicht den Startplatz in Texas und wird in den Hopper-Prototypen eingebaut. Erste Hüpfer bis in 20 Meter Höhe könnte es laut Elon Musk frühestens nächsten Dienstag geben. Einer der orbitalen Prototypen könnte in den kommenden Monaten bereits eine Höhe von 20 Kilometern erreichen.


  • Bei einem kleinen Feuer am vergangenen Montag auf dem SpaceX-Gelände in Florida, wo derzeit der zweite orbitale Starship-Prototyp zusammenmontiert wird, gab es nur Sachschaden (ca. 100000 Dollar), verletzt wurde niemand. Auf diesem Video von Dienstag, 9. Juli, sind keine Brandschäden zu erkennen:


  • Aktuelle Nutzlast-Angaben für Starship von Musk: bis zu 150 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn wenn voll wiederverwendbar, unter realistischen Missionsbedingungen eher 100-125 Tonnen. Etwa das Doppelte ohne Wiederverwendung von erster bzw. zweiter Stufe. Damit ist auch die aktuelle Starship-Version immer noch das mit Abstand stärkste Trägersystem, das es jemals gegeben hat (bzw. in naher Zukunft geben wird).
  • Erste kommerzielle Mission für Starship möglicherweise bereits 2021: SpaceX befindet sich derzeit laut eigenen Angaben in Gesprächen mit drei Telekom-Unternehmen für eine erste kommerzielle Mission im Jahr 2021 mit dem neuen Träger. Musk hatte in der Vergangenheit gesagt, dass ein orbitaler Starship-Protoyp 2020 die Umlaufbahn erreichen könnte.
  • Musk plant eine weitere offizielle Starship-Präsentation für Ende Juli, nach Abschluss der ersten Testflüge mit Starhopper. 

Das bis jetzt bekannte Design dürfte in Teilen schon wieder überholt sein (Bild: SpaceX)

Mondprojekt: NASA-Manager Gerstenmaier verliert Posten

William Gerstenmaier, der 14 Jahre lang als Manager des bemannten Raumfahrtprogramms den nach dem NASA-Chef wohl wichtigsten Posten bei der Behörde bekleidete, muss gehen. Mit Ken Bowersox übernimmt ein ehemaliger Shuttle-Astronaut und SpaceX-Mitarbeiter seinen Job.

Jim Bridenstine, der seit gut einem Jahr die NASA leitet, machte die Ankündigung am Mittoch in einer E-Mail an die Mitarbeiter der Behörde. Als Grund gab er an, dass personelle Veränderungen notwendig seien, um das von der Trump-Regierung vorgegebene Ziel einer bemannten Rückkehr zum Mond bis 2024 zu erreichen. Auch Gerstenmaiers Stellvertreter, Bill Hill, wurde auf einen nachgeordneten Posten versetzt.

Ein Vertreter der alten Garde: Gerstenmaier im Juni 2019 (Bild: NASA)


Gerstenmaier leitete das HEOMD (Human Exploration and Operations Mission Directorate) bei der NASA und war in dieser Funktion seit 2005 u.a. für die ISS, Orion, SLS und auch Commercial Crew verantwortlich. Er brachte eine gewisse Kontinuität in die Projekte: Während er diese Top-Position innehatte, arbeitete er nacheinander mit drei verschiedenen NASA-Chefs (Michael Griffin, Charles Bolden und aktuell James Bridenstine) zusammen. Seine Laufbahn bei der NASA begann er bereits Ende der 70er-Jahre.

Gerstenmaier hat sich allerdings durch sein starres Festhalten an Projekten wie SLS und Gateway nicht nur Freunde gemacht. Die ehemalige stellvertretende NASA-Chefin Lori Garver etwa schrieb, er habe es denjenigen schwer gemacht, die Veränderungen wollten. Zudem kommen insbesondere SLS und Orion nicht voran und liegen Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück.

Ken Bowersox (Bild: NASA)
Der neue Mann auf dem Posten, Ken Bowersox, war fünfmal mit dem Space Shuttle im All und von 2009 bis 2011 für ca. zweieinhalb Jahre bei SpaceX beschäftigt. Gerüchten zufolge lief es dort für ihn jedoch nicht rund. Sein Stellvertreter wird Tom Whitmeyer, ein langjähriger NASA-Mitarbeiter.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der neuen Rolle am gestrigen Donnerstag sagte Bowersox, er wolle Entscheidungsprozesse innerhalb der Raumfahrtbeöhrde beschleunigen, dann sei die 2024-Deadline zu machen. Er stellte auch den bereits bekannten Missionsplan, basierend auf SLS, Orion, der Gatewaystation, sowie einem noch zu entwickelnden Lander vor, schränkte allerdings ein, dass dieser sich auch noch ändern könne. Seiner Meinung nach könne der Plan mit den vorhandenen finanziellen Mitteln realisiert werden. Bridenstine hatte erst kürzlich die Mehrkosten für ein beschleunigtes Mondprogramm auf 20-30 Milliarden Dollar insgesamt geschätzt.

Neuer Plan von Trump in der nächsten Woche?

Es gibt Gerüchte, wonach die Trump-Regierung das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung im Juli 1969 nutzen möchte, um eine große Ankündigung in Sachen Raumfahrt zu machen. Um was es sich dabei handelt, ist unklar: Erst im März hatte Vizepräsident Pence die NASA auf eine Mondlandung 2024 eingeschworen; allerdings hatte Trump die NASA via Twitter auch schon einmal aufgefordert, sich mehr auf den Mars zu konzentrieren.


Donnerstag, 4. Juli 2019

Nachrichten Mai/Juni

Hier nach längerer Pause eine geballte Ladung Informationen. Die vergangenen zwei Monate waren sehr ereignisreich.

Erste Starlink-Mission

Am 24. Mai brachte eine Falcon 9 Block 5 die ersten 60 Satelliten der geplanten Starlink-Konstellation von SpaceX in die Erdumlaufbahn. Starlink (offizielle Webseite) soll einmal 12000 Satelliten umfassen und schnellen Internetzugang fast überall auf der Welt ermöglichen. Vor allem bislang schlecht oder gar nicht ans Netz angebundene Regionen könnten davon profitieren.

Die am eigens dafür geschaffenen SpaceX-Standort in Redmond gebauten Satelliten waren dicht an dicht in die Nutzlastsektion gepackt. Das Aussetzen funktionierte problemlos. Am Boden ließen sich die Satelliten daraufhin anfangs als eindrucksvolle Lichterkette beobachten (s. Video).

Die bislang schwerste Nutzlast für eine Falcon 9: 60 Starlink-Satelliten am Boden...

...und in der Umlaufbahn. Die erste Stufe der Falcon 9 schaffte die Landung.

Mittlweile haben 45 von 60 Satelliten ihre vorgesehenen Umlaufbahnen erreicht. Fünf sind noch auf dem Weg dorthin, fünf weitere werden zuvor noch durchgecheckt, zwei werden planmäßig zum Ansturz gebracht um das entsprechende Prozedere zu testen und mit dreien ist die Kommunikation abgerissen. Diese drei werden ebenfalls abstürzen und in der Erdatmosphäre verglühen.

SpaceX plant mindestens eine weitere Starlink-Mission noch in diesem Jahr. Dabei wird eine bereits geflogene Falcon 9-Zentralstufe wiederverwendet werden.

Die Satellitenkonstellation könnte bereits nächstes Jahr den Betrieb aufnehmen, bis zum vollständigen Aufbau wird es aber noch einige Jahre dauern.


Auch die Nutzlastverkleidungen wurden aus dem Wasser geborgen (Bilder: SpaceX).




Dritter Start von Falcon Heavy

Nach Starlink folgte am 12. Juni die Radarsat-Mission für die kanadische Raumfahrtbehörde. Auch hier gelang die Landung der ersten Stufe, augenscheinlich fast schon Routine für SpaceX. Der Start erfolgte in dichtem Nebel von der Vandenberg-Basis in Kalifornien.

Nur zwei Wochen später, am 25. Juni, hob dann Falcon Heavy zum dritten Mal ab. 24 Satelliten wurden für die Air Force, NASA, NOAA, sowie mehrere Universitäten im Rahmen der STP (Space Test Program)-2-Mission erfolgreich ins All transportiert.

Erster Nachstart für Falcon Heavy von SLC-39A in Florida (Bild: SpaceX)

Die beiden Seitenbooster legten, wie schon bei den ersten beiden Missionen, eine Bilderbuchlandung hin. Die Zentralstufe schaffte es dagegen nicht, anders als bei der zweiten Mission im April. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass SpaceX diesmal ganz bewusst die Grenzen des Systems austesten wollte: Bei keiner Mission zuvor erreichte die Zentralstufe eine so hohe Geschwindigkeit und flog so weit.

Erstmals gelang es bei dieser Mission, eine der Nutzlastverkleidungen mit einem Netz an Bord eines Bergungsschiffs aufzufangen. SpaceX veröffentlichte dazu heute ein faszinierendes Video.




Starship-Update

Vor gut einem Monat schrieb Musk auf Twitter, dass die neue Riesenrakete Starship/Superheavy (früher BFR genannt) eine erneute Designiteration durchlaufen hat, die Flügel würden überarbeitet. Den Zeitplan würde das allerdings nicht allzu sehr durcheinanderbringen.

Derzeit arbeiten gleich zwei Teams von SpaceX, eins in Texas und eins in Florida, an ersten flugfähigen Starship-Prototypen. Außerdem wird man in Kürze wieder Hüpfer mit dem suborbitalen Starhopper durchführen.

Arbeiten am orbitalen Starship-Prototypen in Florida

Musk sagte außerdem, dass die Konstruktion des Superheavy genannten Boosters im August beginnen könnte. Dafür werde man für den Anfang "nur" 20 Raptor-Triebwerke verbauen, um den Schaden im Fall eines Unfalls etwas zu minimieren. Die finale Superheavy-Version wird 31 Triebwerke haben.


Artemis-Mondprogramm der NASA in Schwierigkeiten

Die NASA hält trotz aller Kritik an ihren Plänen zum Bau einer kleinen Raumstation im Mondorbit, genannt Gateway, fest. Diese spielt eine wichtige Rolle für das Artemis-Mondprogramm der NASA, das zum Ziel hat, bereits 2024 wieder Astronauten auf dem Mond zu landen - die Erfolgsaussichten dafür sind jedoch sehr gering, aus mehreren Gründen.

Vor zwei Monaten kursierten Schätzungen, dass ein derart beschleunigtes Programm Mehrkosten von 40 Milliarden Dollar, verteilt auf fünf Jahre, verursachen würde. Mitte Juni wurde es dann konkreter und offiziell. NASA-Chef Bridenstine spricht nun von 20-30 Milliarden, d.h. 4-6 Milliarden pro Jahr über den bisherigen Budgetplanungen. Dass der Kongress diese Mittel bewilligt, ist äußerst unwahrscheinlich, zumal die Demokraten im Repräsentantenhaus das Vorhaben ohne Weiteres blockieren können; in dieser Kammer haben sie die Mehrheit und sie stehen bekanntlich mit Präsident Trump auf Kriegsfuß.

Zu der nicht tragfähigen Finanzplanung kommen immer neue Verzögerungen mit der Riesenrakete SLS, die nun frühestens 2021 zum ersten Mal starten soll. Zu Beginn des Projekts ging man von 2016 aus.

Wie dem auch sei, die NASA gibt sich unbeirrt und hat im Mai einen Auftrag an die Firma Maxar Technologies vergeben, die in Zusammenarbeit mit Blue Origin und Draper das Antriebs- und Energiemodul für die Gateway-Station bauen soll. Start wäre 2022, möglicherweise würde dafür die New Glenn-Rakete zum Einsatz kommen, die Blue Origin derzeit entwickelt.

Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders: Innerhalb der Trump-Regierung gibt es Bestrebungen, dem Gateway-Projekt den Geldhahn zuzudrehen, um das Ziel einer Mondlandung schneller und günstiger erreichen zu können.


Donnerstag, 27. Juni 2019

Europa will SpaceX-Technologie kopieren

Nachdem man in Europa jahrelang die Überlegenheit von SpaceX durch die Entwicklung wiederverwendbarer Zentralstufen geleugnet hat, soll nun nachgeholt werden, was in dieser Zeit versäumt wurde - ein klassisches Beispiel von "too little, too late"?

Die Europäische Union fördert mit insgesamt drei Millionen Euro die Entwicklung von Technologien, die für wiederverwendbare Trägersysteme benötigt werden. Unter dem Projektnamen RETALT (RETropropulsion Assisted Landing Technologies) sollen Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und fünf private Unternehmen versuchen, den erfolgreichen Ansatz von SpaceX zu kopieren.

Zwei Raketen-Konfigurationen sollen untersucht werden: RETALT1, ein zweistufiger Falcon 9-Klon, und RETALT2, ein einstufiges System, das Ähnlichkeit mit den amerikanischen Roton- und DC-X-Prototypen aus den 90er Jahren hat. RETALT1 nutzt als Antrieb sieben modifizierte Vulcain 2-Triebwerke und ist für Nutzlasten von 30 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn ausgelegt. Bei beiden Raketen handelt es sich lediglich um Studien, sie werden nicht tatsächlich gebaut werden, geschweige denn fliegen.

RETALT1 sieht der Falcon 9 zum Verwechseln ähnlich (Bild: RETALT)

Mit RETALT2 soll das Konzept eines einstufigen, orbitalen Trägers untersucht werden (Bild: RETALT)

Wie sich dieses Unternehmen in die bereits bestehenden Projekte Callisto und Prometheus einfügt, ist unklar. Drei Millionen Euro sind zudem eine sehr kleine Summe für das selbst gesteckte Ziel, europäisches Know-how, vergleichbar dem von SpaceX, im Bereich wiederverwendbarer Raketen zu schaffen. SpaceX benötigte nach eigenen Angaben für die Weiterentwicklung der ursprünglichen Falcon 9 in die heute existierende, teilweise wiederverwendbare Block 5-Variante ca. eine Milliarde Dollar.

Dazu kommt, dass SpaceX nicht stillsteht, sondern bereits an der Entwicklung eines vollständig wiederverwendbaren Trägers (BFR/Starship) arbeitet, der voraussichtlich innerhalb der nächsten fünf Jahre einsatzbereit sein wird. Daher vergrößert sich der technologische Abstand zu Europa laufend weiter.

Mittwoch, 1. Mai 2019

NASA schätzt Mehrkosten für Mondlandung bis 2024 auf 40 Milliarden Dollar

Der normalerweise ausgezeichnet informierte Raumfahrtjournalist Eric Berger schreibt heute auf arstechnica über Budgetschätzungen der NASA für ein beschleunigtes Mondprogramm.

Demnach rechnet man mit zusätzlichen Kosten von ca. acht Milliarden Dollar jährlich für die nächsten fünf Jahre, soll das Ziel einer bemannte Landung schon 2024 (statt wie bisher angedacht 2028) erreicht werden. Auch gibt es laut Berger Widerstände innerhalb der NASA-Bürokratie. Vor allem der hochrangige NASA-Manager William Gerstenmaier scheint am ursprünglichen Zeitplan festhalten und den Schwerpunkt bis auf Weiteres auf die Gateway genannte Station im Mondorbit legen zu wollen. Es wäre nicht das erste Mal, dass NASA-Bürokraten von der Politik vorgegebene Ziele sabotieren, siehe Bushs Space Exploration Initiative von 1989, für deren Umsetzung die Raumfahrtbehörde einen völlig unpraktikablen und extrem teuren Plan präsentierte.

Doch allein die geschätzten Mehrkosten lassen es äußerst unwahrscheinlich erscheinen, dass das jetzige Vorhaben in die Tat umgesetzt werden wird. Im Repräsentantenhaus haben die Demokraten die Mehrheit und sie werden für ein Trump-Projekt sicher keine zusätzlichen Mittel bewilligen. Im Senat hält Richard Shelby die Fäden in der Hand, mit dem der neue NASA-Chef es sich bereits nachhaltig verscherzt haben könnte, als er die Möglichkeit ins Spiel brachte, die erste Orion-Mission zum Mond statt mit SLS (ein von Senator Shelby seit Jahren protegiertes Projekt) mit einer kommerziellen Rakete durchzuführen.

Hohe Kosten, fraglicher Nutzen: Gateway würde quasi eine Mini-ISS im Mondorbit (Bild:NASA)

Soll das Mondprojekt tatsächlich beschleunigt werden, ohne dabei von einer völlig unrealistischen Finanzplanung auszugehen, führt an einer kompletten Umstrukturierung der bisherigen Planung kein Weg vorbei. Ein rein kommerziell ausgerichtetes Programm ohne SLS, Orion und Gateway-Station könnte vielleicht mit den vorhandenen Mitteln realisiert werden. Die Chancen dafür stehen allerdings mindestens ebenso schlecht wie für einen Erfolg unter Beibehaltung des Status quo.

Mögliche Alternative: Starship von SpaceX ermöglicht Landungen auf Mond und Mars ganz ohne Gateway (Bilder: SpaceX)


Montag, 29. April 2019

Neue offizielle Bilder von Starship

Elon Musk hat heute auf Twitter zwei neue Bilder des überarbeiteten Starship-Designs gepostet. Durch die blank polierte Außenhaut aus Edelstahl ähnelt es den Science-Fiction-Visionen einer Weltraumrakete aus den 50er Jahren.

Die Evolution des Starship-Designs von 2017 bis heute, von oben nach unten (Bilder: SpaceX)

Starship auf dem Mond (Bild: SpaceX)



Die Ähnlichkeit zu von Brauns frühen Ideen ist verblüffend

Montag, 22. April 2019

Nachrichten März/April

Erfolgreicher Testflug von Crewdragon, Explosion bei Test am Boden

Bereits am 2. März startete die Dragon 2-Kapsel, die in naher Zukunft Astronauten ins All bringen soll, zu ihrem ersten unbemannten Testflug. Im Rahmen der mehrfach verschobenen Demo-1-Mission wurde das von SpaceX entwickelte Raumfahrzeug an der Spitze einer Falcon 9-Rakete in eine Erdumlaufbahn befördert. Die Kapsel erreichte die Internationale Raumstation ISS am nächsten Tag, gut 24 Stunden nach dem Start. An Bord ein "Ripley" getaufter Testdummy, sowie ein etwa ballgroßes Kissen in Form einer anthropomorphen Erde. Das niedliche Stofftier sollte dabei schlicht als "zero-g indicator" dienen, also das Eintreten der Schwerelosigkeit anzeigen.
Dragon 2 dockte selbstständig an der Raumstation an; anders als die Dragon-Frachtkapsel, die vom Roboterarm der ISS geführt "anlegt" (berthing). Alle Systeme, einschließlich der Lebenserhaltung, funktionierten augenscheinlich einwandfrei.
Am 8. März dockte Dragon 2 wieder ab und wasserte im Atlantik, wo sie von einem SpaceX-Schiff an Bord genommen wurde.

Dragon 2 beim Andockmanöver am 3. März (Bild: NASA)

Der Weg für den letzten unbemannten Test, bei dem ein Abbruch während des Fluges erprobt werden soll, schien nach der erfolgreichen ersten Demomission frei. Doch leider gab es am 20. April bei einem Test am Boden mit der Dragon 2-Kapsel einen schweren Zwischenfall. Aus noch ungeklärter Ursache kam es zu einer Explosion, bei der die Kapsel (die eigentlich auch bei der zweiten Demomission zum Einsatz kommen sollte) zerstört wurde.

Die NASA und SpaceX untersuchen das Problem. Es wird somit praktisch sicher zu weiteren Verzögerungen kommen, so dass unklar ist, ob wie geplant noch in diesem Jahr die erste Mission mit Astronauten an Bord starten kann.


Zweiter Flug von Falcon Heavy

Ein gutes Jahr nach dem erfolgreichen Erststart hob der Schwerlastträger von SpaceX am 11. April zum zweiten Mal ab. Statt eines Tesla-Roadsters als Testnutzlast war diesmal der sechseinhalb Tonnen schwere Kommunikationssatellit Arabsat-6A an Bord.

Start vom frisch renovierten Startkomplex 39A in Florida (Bild:SpaceX)

Die Mission war ein voller Erfolg: Diesmal gelang die Rückführung aller drei Booster; auch die Zentralstufe schaffte die Landung auf der Seeplattform im Atlantik (beim Jungfernflug war diese noch auf dem Wasser zerschellt). Dabei erreichte sie bei Brennschluss eine Rekordgeschwindigkeit von weit über 10000 km/h.

Synchrone Landung der beiden Seitenbooster (Bild: SpaceX)

Leider kam es dann aber noch zu einem Zwischenfall bei der Rückfahrt zur Küste. Bei schwerer See stürzte die Stufe um. Die Triebwerkssektion konnte aber gerettet werden.

Die Nutzlastverkleidungen wurden bei dieser Mission ebenfalls aus dem Wasser geborgen. Falcon Heavy ist somit zu mehr als 90% wiederverwendbar, nur die Oberstufe ist noch für eine Einwegnutzung vorgesehen.

Als nächste Mission steht im Juni STP-2 für das US-Militär an.


Erste Tests mit Starhopper 

Die Arbeiten am Prototypen für die Marsrakete von SpaceX gehen weiter. Inzwischen wurde ein einzelnes Raptortriebwerk an der Unterseite montiert und Starhopper hat zwei kleine Hüpfer unternommen - ganz ähnlich wie vor Jahren der Prototyp für die wiederverwendbare Falcon 9, Grasshopper. Der orbitale Prototyp wird auf demselben Gelände montiert und könnte vielleicht schon nächstes Jahr die Umlaufbahn erreichen. Unvorhergesehene Schwierigkeiten können die Planung aber jederzeit durcheinander bringen, siehe Dragon 2.

Stimmungsvolles Bild von Starhopper auf dem Testgelände in Texas (Bild: SpaceX)


Dienstag, 26. März 2019

USA wollen 2024 wieder auf dem Mond landen

US-Vizepräsident Pence kündigte heute an, dass man innerhalb von fünf Jahren erneut Astronauten zum Mond schicken wolle. Die bisher letzte bemannte Mondmission war Apollo 17 im Jahr 1972.

Die Trump-Regierung hatte bereits Ende 2017 eine Rückkehr zum Mond als neues Ziel für die NASA ausgegeben, nachdem der Fokus unter Obama auf der Vorbereitung einer bemannten Marsmission gelegen hatte (diese hätte allerdings nach letzten Prognosen frühestens Ende der 30er Jahre starten sollen).
Intern war man bisher von 2028 als Datum für eine erste Landung im Rahmen des neuen Mondprogramms ausgegangen. Der Zeitplan soll nun also deutlich gestrafft werden. Langfristiges Ziel ist weiterhin der Aufbau einer Mondbasis und auch bemannte Marsmissionen.

Erst vor zwei Wochen hatte NASA-Chef Bridenstine für Aufsehen gesorgt, als er die Möglichkeit ins Spiel brachte, die erste Mission der Orion-Kapsel mit einer privaten Rakete statt mit der um Jahre verspäteten Riesenrakete SLS durchzuführen. Dieser Alternative werden aber nur geringe Chancen auf Verwirklichung eingeräumt.

Es ist unklar, wie eine derart drastische Beschleunigung des Zeitplans für bemannte Mondlandungen gelingen soll, wenn es bei der bisherigen Planung bleibt, in der SLS und eine kleine Raumstation im Mondorbit (die von vielen als unnütz kritisiert wird) eine wichtige Rolle spielen. Von Budgeterhöhungen für die Raumfahrtbehörde war jedenfalls keine Rede.

Herzstück des bisherigen Plans: Lunar Gateway, ein Projekt mit zweifelhaftem Nutzen (Bild: NASA)

Die NASA unter Trump will private Firmen beim Mondprojekt einbinden, insbesondere "New Space"-Unternehmen wie SpaceX und Blue Origin. SpaceX plant die ersten orbitalen Flüge mit ihrer wiederverwendbaren Riesenrakete Starship bereits für nächstes Jahr. Eine bemannte Mondmission wäre damit kein Problem - ohne SLS, ohne Lunar Gateway. Elon Musk äußerste sich bereits entsprechend; er denke dabei ein an wettbewerbsorientiertes, kommerzielles Programm zum Aufbau einer Mondbasis - eine Bezahlung der beteiligten Unternehmen würde nur bei erfolgreicher Landung erfolgen.

Starship beim Wiedereintritt in die Atmosphäre in einer künstlerischen Darstellung (Bild: SpaceX/Popular Mechanics)

Es wir sich bald zeigen, wie ernst man die Vorgabe von Pence nehmen kann. Ohne eine grundlegende Planänderung wird es nicht gehen, eine Mondlandung mit SLS bis 2024 ist praktisch ausgeschlossen. Pence machte zwar entsprechende Andeutungen, doch SLS hat immer noch eine sehr starke Lobby im US-Kongress.


Mittwoch, 13. März 2019

SLS-Projekt zunehmend unter Druck

Es sieht so aus, als könnte sich die NASA den Realitäten nicht länger verweigern: Die erste Orion-Mission wird nun möglicherweise mit einer Falcon Heavy statt mit SLS starten.

Bei einer Anhörung vor dem Kongress sagte NASA-Chef Bridenstine, dass man in Erwägung ziehe, die für Sommer 2020 geplante erste Mission mit der Orion-Crewkapsel statt mit dem neuen Schwerlastträger SLS mit einer kommerziellen Trägerrakete durchzuführen. Orion wird bei dieser Mission unbemannt eine Mondumrundung durchführen. Für diese Aufgabe ist derzeit eigentlich nur die Falcon Heavy von SpaceX ausreichend leistungsstark. New Glenn von Blue Origin wird frühestens 2021 zum ersten Mal abheben, kommt daher also nicht in Frage. Mit Delta IV oder Atlas V bräuchte es wohl zwei Starts, um die knapp 26 Tonnen schwere Crewkapsel samt Servicemodul und außerdem eine Oberstufe für den Einschuss auf eine Flugbahn zum Mond separat in eine Erdumlaufbahn zu befördern.

Scheinen sich gut zu verstehen: Elon Musk (links) und Jim Bridenstine (Quelle: Twitter)

Schon im neuen Budgetvorschlag der Trump-Regierung kam SLS nicht gut weg. Eine unbemannte Forschungsmission zum Jupitermond Europa (Europa Clipper) soll nun nicht mehr mit der NASA-Rakete stattfinden, sondern auch hier setzt man auf kommerzielle Alternativen. Außerdem sollen die Arbeiten an der Block 1B genannten, leistungsfähigeren Variante des Trägers auf Eis gelegt werden. Es sieht zunehmend so aus, als bereite man sich schon auf das Ende des Projekts vor, das wohl ohnehin unausweichlich ist, sobald New Glenn von Blue Origin und Starship von SpaceX einsatzbereit sind. Diese Trägersysteme sind im Gegensatz zu SLS ganz bzw. teilweise wiederverwendbar und um ein Vielfaches günstiger in Betrieb und Entwicklung.