Am 13. November gelang ein Test des Startabbruch-Systems der Dragon-Kapsel am Boden. Die SuperDraco-Triebwerke zündeten für die vorgesehene Dauer von neun Sekunden. Bei einem eben solchen Test war es im April zu einem schweren Zwischenfall gekommen, bei dem das Raumfahrzeug zerstört wurde. Der geplante Abbruchstest im Flug musste daraufhin verschoben werden, kann nun aber voraussichtlich bald stattfinden.
Die Dragon-Kapsel von SpaceX zündet ihre SuperDraco-Triebwerke (Bild: NASA) |
Zwischenfall bei Boeing-Test
Bei einem Test der Starliner-Kapsel von Boeing funktionierte zwar das Antriebssystem, das die Kapsel in Sekundenschnelle aus der Gefahrenzone befördert. Dann jedoch öffneten sich nur zwei der drei Fallschirme. Damit ist zwar immer noch eine sichere Landung möglich, doch da sowohl Boeing als auch SpaceX in der Vergangenheit bereits Probleme bei Fallschirmtests hatten, könnte dies für weitere Verzögerungen sorgen. SpaceX hatte die Fallschirme der Dragon-Kapsel bereits überarbeitet, nachdem ein Test im April nicht zufriedenstellend verlaufen war.
Die Boeing-Kapsel bei dem Abbuch-Test am 4. November (Bild: NASA TV) |
Bericht des Generalinspekteurs stellt überhöhte Zahlungen an Boeing fest
In seinem Bericht zum Commercial Crew Programm der NASA kommt Generalinspekteur Paul Martin zu dem Schluss, dass die Raumfahrtbehörde unberechtigterweise zusätzliche 287 Millionen Dollar an Boeing für vier Starliner-Missionen zur ISS gezahlt hat, die voraussichtlich Anfang der 20er Jahre stattfinden werden. Eigentlich widersprachen diese Zahlungen den Vertragsbedingungen, die einen festen Kostenrahmen vorsehen und wurden von NASA-Offiziellen unter anderem damit begründet, dass man einen Ausstieg von Boeing aus dem Projekt habe verhindern wollen.
SpaceX erhielt keine derartigen zusätzlichen Mittel. Insgesamt hat Boeing bislang 4,82 Milliarden Dollar für die Entwicklung seiner Crewkapsel erhalten, SpaceX nur 3,14 Milliarden - wohlgemerkt für die gleiche Aufgabe.
Aufschlussreich ist auch der Preis pro Astronautenplatz, der in dem Bericht genannt wird. 55 Millionen/Astronaut für Flüge mit Dragon, 90 Millionen/Astronaut für Flüge mit Boeings Starliner. Die Boeing-Alternative ist damit teurer als Flüge mit der russischen Sojus, die seit Außerdienststellung des Space Shuttles im Jahr 2011 in den letzten Jahren amerikanische Astronauten zur ISS transportiert hat.
Eine Grafik aus dem Bericht vergleicht die Systeme von Boeing und SpaceX (Quelle: NASA OIG) |
Keine Untersuchung zur Crewsicherheit bei Boeing - wohl aber bei SpaceX
Die NASA befand es für notwendig, eine groß angelegte Untersuchung bei SpaceX hinsichtlich der Sicherheitsstandards bei der Entwicklung der Dragon-Crewkapsel zu starten, nachdem Firmenchef Musk als Gast der Show "The Joe Rogan Experience" an einem Joint gezogen hatte (augenscheinlich ohne zu inhalieren). Die NASA zahlte SpaceX dafür fünf Millionen Dollar. Boeing forderte für eine vergleichbare Untersuchung dagegen 25 Millionen Dollar. Die NASA scheute die Kosten und verzichtete auf die Untersuchung bei Boeing - dabei gäbe es wohl Grund genug dafür angesichts des Skandals um die Boeing 737 Max.
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