Das ursprünglich aus Neuseeland stammende Unternehmen (heute mit Hauptsitz in den USA) könnte das nächste Unternehmen nach SpaceX werden, dem es gelingt, die erste Stufe seiner Trägerrakete wiederzuverwenden. Bereits zum dritten Mal gelang gestern die Wasserung der ersten Stufe. Nach ihrem Wiedereintritt in die Erdatmospäre wird sie durch einen Fallschirm abgebremst; in Zukunft soll dieser durch ein Parafoil (Gleitsegel) ersetzt werden, um die Stufe noch in der Luft mit einem Helikopter abzufangen.
Es war bereits die 22. Mission für Rocket Lab, die fünfte in diesem Jahr. Insgesamt gab es bislang drei Fehlschläge. Neben den Arbeiten zur Wiederverwendbarkeit der Electron-Rakete läuft die Entwicklung der deutlich größeren Neutron-Rakete (vergleichbar mit der Falcon 9 von SpaceX), diese könnte das erste Mal 2024 starten.
Am Montag führte das russische Militär einen Test mit einer Anti-Satelliten-Rakete durch. Dabei kollidierte diese (absichtlich) mit einem alten russischen Satelliten (Cosmos-1408, noch aus Sowjetzeiten), wodurch ein Trümmerfeld aus mindestens 1500 kleinen, ortbaren Objekten (und noch weit mehr Kleinstobjekten, die nicht zu orten sind) in der Umlaufbahn enstand. Diese Wolke aus kleinen Trümmerteilen gefährdert nun andere Satelliten und auch die ISS. So mussten sich die Astronauten und Kosmonauten an Bord der Raumstation vorübergehend in die Crewkapsel begeben, um sich im Notfall retten zu können.
Weltraummüll wird zunehmend zum Problem für die Raumfahrt (Bild: NASA)
Das US-Außenministerium, das US-Militär und NASA-Chef Nelson verurteilten den Test als "unverantwortlich" und bezeichneten das russische Vorgehen als Gefahr für alle raumfahrenden Nationen. Auch die deutsche Bundesregierung, die ESA und die NATO kritisierten den Test.
Die Trümmerteile werden wohl noch auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben und müssen bei der Berechnung von Flugbahnen in Zukunft berücksichtigt werden.
Auch China testete bereits 2007 eine Anti-Satelliten-Rakete (auch Trümmer dieses Tests stellen noch heute eine Gefahr für die ISS dar) und auch die USA haben entsprechende Tests durchgeführt. Der letzte US-Test und auch der Test einer indischen Anti-Satelliten-Waffe im Jahr 2019 trafen ihre Ziele allerdings in niedrigeren Umlaufbahnen, so dass die resultierenden Trümmer schneller wieder aus der Umlaufbahn verschwanden.
Es liegt mal wieder ein Bericht des Generalinspekteurs der NASA (OIG – Office of Inspector General) vor und der hat es in sich. Ein paar relevante Feststellungen:
Das OIG sieht eine Mondlandung frühestens im Jahr 2026 als realistisch an.
Aktueller Zeitplan für die Entwicklung des Mondlanders durch SpaceX (Bild: NASA)
Ein einziger Start der SLS-Rakete mit der Orion-Kapsel an der Spitze wird über vier Milliarden Dollar kosten (4,1 Milliarden um genau zu sein). Eine völlig absurde Zahl; mehr als SpaceX für die Entwicklung des Mondlanders benötigen wird und mindestens hundertmal teurer als ein Start der Starship-Trägerrakete. Da wird auch klar, warum sich NASA-Manager bislang immer gesträubt haben, hier einen konkreten Betrag zu nennen.
Teuer, extrem teuer, SLS (Bild: NASA)
Bis 2025 wird die NASA vorausichtlich über 90 Milliarden für das Projekt einer bemannten Rückkehr zum Mond ausgegeben haben. Darin sind die Ausgaben seit 2012 einschließlich enthalten. Diese Eingrenzung ist reichlich willkürlich, denn schließlich laufen etwa die Arbeiten an der Orion-Kapsel bereits seit 2006 (!). Auch die Fünf-Segment-Feststoffbooster des SLS stammen noch aus dem Constellation-Programm unter Bush Jr., welches dann von Obama eingestellt wurde.
Davon entfallen auf SLS knapp 30 Milliarden und auf Orion knapp 18 Milliarden, die Kosten vor 2012 wie gesagt nicht mitgerechnet. Warum diese beiden Projekte als "cost-plus-award-fee" (d.h. das Unternehmen stellt alle Kosten – auch Kostensteigerungen – in Rechnung und erhält eine prozentualen Anteil davon als eigentliche Bezahlung) vergeben wurden, wird wohl auf immer das Geheimnis einiger NASA-Manager bleiben. Es handelt sich hierbei um ein Trägersystem, das auf 70er-Jahre-Shuttletechnik basiert (SLS) bzw. um eine vergrößerte Version der Apollo-Kapsel aus den 60er Jahren (Orion). Das "cost-plus"-Modell war ursprünglich eigentlich für technologisch riskante und neuartige Projekte gedacht. Interessant auch, dass die weit anspruchsvollere Entwicklung des Mondlanders auf "firm-fixed-price" Basis ablaufen wird, d.h. das Unternehmen trägt das volle Risiko bei Kostensteigerungen und wird nur bezahlt, wenn vorher festgelegte Meilensteine erreicht werden. Aber das Unternehmen, das den Mondlander baut, heißt eben SpaceX und nicht Boeing (SLS) oder Lockheed Martin (Orion) und kann nicht in gleichem Maße auf politische Seilschaften bauen...
Der Nachfolger der ISS wird eine private Raumstation sein
Im Rahmen des CLD-Projekts (Commercial Low Earth Orbit Destinations) bereitet die NASA die Entwicklung eines privat betriebenen Nachfolgers für die Internationale Raumstation vor, die voraussichtlich nur noch bis Ende dieses Jahrzehnts die Erde umkreisen wird. Etwa ein Dutzend Unternehmen haben ihre Vorschläge bei der Raumfahrtbehörde eingereicht; mit einer Vorauswahl wird noch in diesem Jahr gerechnet. Zwei bis vier Kandidaten werden dann in die nächste Runde vorrücken.
Die NASA selbst hat die Namen der beteiligten Firmen bislang nicht veröffentlicht, aber immer mehr verkünden von sich aus ihre Pläne. In diesem Monat haben sich nun Nanoracks und Blue Origin aus der Deckung gewagt.
Nanoracks plant in Zusammenarbeit mit Lockheed Martin den Bau einer kleinen Raumstation, die über weniger als die Hälfte des ISS-Volumens verfügen und maximal vier Astronauten Platz bieten wird. Die Station soll frühestens 2027 einsatzbereit sein und macht sich die in den Neunzigerjahren von der NASA entwickelte und zwischenzeitlich von Bigelow Aerospace weiterverfolgte TransHab-Technologie zunutze (aufblasbare Module).
Entwurf für die private Raumstation von Nanoracks (Bild: Nanoracks)
Deutlich ambitionierter kommt der Entwurf von Blue Origin daher. Ihre "Orbital Reef" getaufte Station wird nach aktuellem Stand 90% des ISS-Innenvolumens bieten und kann bis zu zehn Astronauten beherbergen. Doch seit den offensichtlich gewordenen massiven Problemen und Verzögerungen bei der Entwicklung des BE4-Triebwerks und der New Glenn-Trägerrakete sind solche vollmundigen Ankündigungen sicher mit Vorsicht zu genießen. Insbesondere, da Blue Origin bei seinem Raumstationsprojekt vor allem auf Boeing setzen wird – ein Unternehmen, dessen Ruf in den letzten Jahren durch die Probleme mit der Crewkapsel Starliner oder mit der Passagiermaschine 737 Max Schaden genommen hat. Boeing soll sich sowohl um den Transport von Astronauten kümmern (mit besagter Starliner-Kapsel), als auch Raumstationsmodule beisteuern und sich um den fortlaufenden Betrieb der Station kümmern. Ein weiterer wichtiger Partner ist Sierra Space (gehört zur Sierra Nevada Corporation) mit seinem Dreamchaser-Shuttle, das ebenfalls Astronauten und auch Fracht transportieren soll. Dreamchaser, bereits seit über einem Jahrzehnt in Entwicklung, soll auch für Frachtflüge zur ISS genutzt werden. Sierra Space hat dafür einen entsprechenden Auftrag der NASA und soll nach derzeitigem Stand zum ersten Mal 2022 ins All starten.
Mögliches Design der Orbital Reef-Station (Bild: Blue Origin)
Ob SpaceX sich ebenfalls an der CLD-Ausschreibung beteiligt, ist offen. Das Unternehmen selbst hat sich dazu bislang nicht geäußert. Doch Starship hätte sicher auch in dieser Hinsicht Potential.
Inspiration 4
Mitte September führte SpaceX die privat finanzierte Inspiration 4-Mission durch; mit einer Crew, die erstmals in der Raumfahrtgeschichte komplett aus Privatpersonen bestand. Der Milliardär Jared Isaacman hatte das gesamte Projekt initiiert und finanziert und flog natürlich auch selber mit. Sicher ging es ihm vor allem um die eigene Erfahrung eines Flugs in die Erdumlaufbahn, aber er verknüpfte das Ganze mit einer Spenden-Sammelaktion für das Kinderkrankenhaus St. Jude und verhalf der Einrichtung so zu über 200 Millionen Dollar (davon 125 Millionen von Isaacman und 50 Millionen von Elon Musk gespendet). Mit ihm an Bord waren Hayley Arceneaux, Chris Sembroski und Dr. Sian Proctor, die sich alle für die Mission beworben hatten und quasi als Symbolfiguren für die zentralen Werte der Mission ausgewählt wurden ("Hoffnung", "Großzügigkeit" und "Wohlstand").
Die Mission dauerte knapp drei Tage. Die Dragon-Kapsel erreichte auf diesem Flug ihren bislang höchsten Orbit von maximal 585 Kilometern; das ist deutlich höher als etwa die Flugbahn der ISS. Dragon wurde eigens für Inspiration 4 mit einer neuen Aussichtskuppel ausgerüstet, die der Crew einen fantastischen Blick auf die Erde bot.
William Shatner alias Captain Kirk fliegt ins All
Deutlich weniger spektakulär war dagegen der jüngste Flug der New Shepard-Rakete von Blue Origin. Auf ihrem zweiten Touristenflug war diesmal auch Star Trek-Legende William Shatner mit an Bord. Es handelt sich dabei um suborbitale "Hopser"; die maximale Flughöhe beträgt ca. 100 Kilometer und ein Flug dauert nur wenige Minuten – einmal rauf, und gleich wieder runter. New Shepard ist nicht ansatzweise für orbitale Flüge geeignet, das soll erst mit dem Nachfolger New Glenn möglich sein. Dennoch: Der 90-jährige Shatner war nach der Landung offensichtlich sehr bewegt und beeindruckt. Die Champagnerdusche durch Blue Origin-Chef Bezos störte da nur.
Starship-Update
In den letzten zwei Monaten hat sich auf dem Starbase genannten SpaceX-Gelände in Boca Chica, Texas, wieder Einiges getan. Vor allem am Startturm: Dort wurde ein so genannter quick disconnect arm installiert (also ein Schwenkarm mit Anschlüssen zur Versorgung der Rakete mit Treibstoff, Elektrizität etc.), sowie die scherzhaft "chopsticks" (Essstäbchen) genannten Greifarme, mit denen einmal der Booster und Starship im Landeanflug aufgefangen werden sollen (um so das Gewicht der Landebeine einzusparen).
Die Arbeiten am Treibstoffdepot, das sich direkt neben der Startrampe befindet, sind mittlerweile fast abgeschlossen. Ein System zur Sound-Unterdrückung beim Start scheint aber weiterhin nicht zu existieren. Möglicherweise wird ein solches in den Starttisch integriert, doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation, zumal Musk in der Vergangenheit Zweifel geäußert hat, das man so etwas überhaupt benötigen würde.
Abseits der Startrampe, auf dem ein paar Kilometer davon entfernt gelegenen Produktionsgelände (build site) gehen die im August begonnenen Arbeiten an einem neuen großen Hangar (high bay) voran. Und natürlich sind bereits mehrere neue Booster und Starships in Bau. Ship 21 und Booster 5 dürften noch in diesem Jahr fertig gestellt werden.
Der S20-Prototyp hat derweil seine ersten Testzündungen am Boden absolviert, diese waren anscheinend erfolgreich, auch wenn dabei durch die Vibrationen einige Kacheln des Hitzeschilds losgeschüttelt wurden. Vermutlich könnte Starship dank seiner Stahlbauweise den Wiedereintritt in die Atmosphäre aber auch mit ein paar fehlenden Kacheln überstehen. Versuch macht klug: laut Musk könnte der erste orbitale Testflug noch im November stattfinden; allerdings braucht es dazu immer noch die Freigabe der Regulierungsbehörde FAA. Erst kürzlich (19. und 21. Oktober) gab es dazu zwei öffentliche Anhörungen, bei denen Befürworter und Gegner des Projekts ihre Standpunkte vortragen konnten. Die Mehrheit der knapp 60 Wortmeldungen war dabei pro SpaceX. Dennoch steht eine offizielle Bewertung durch die FAA weiterhin aus.
SpaceX hat ein Video veröffentlicht, das eindrucksvoll die Fortschritte des Starship-Projekts zeigt:
SLS erstmals vollständig zusammengesetzt
Die um Jahre verspätete Riesenrakete der NASA ist im Oktober erstmals vollständig im Vehicle Assembly Building zusammengesetzt worden. Dieser riesige Hangar wurde schon für die Saturn V und das Space Shuttle genutzt. Ob die bislang für das Projekt ausgegebenen 30 Milliarden Dollar eine sinnvolle Investition waren, kann man natürlich bezweifeln, vor allem wenn eine viel günstigere und zudem leistungsfähigere Alternative in Form von Starship existiert. Rein optisch ist SLS aber doch beeindruckend. Nachdem jahrzehntelang über Shuttle-basierte Schwerlastträger diskutiert wurde und diese immer wieder in diversen Studien untersucht wurden (Shuttle-C, Magnum, Ares V, Jupiter etc.) ist nun endlich mal eine davon Wirklichkeit geworden. Wahrscheinlich viel zu spät, um noch nützlich zu sein, aber immerhin. Sehr bedenklich nur, dass weiterhin zumindest Teile der NASA diese Rakete wohl am liebsten für die nächsten Jahrzehnte zum Kernstück des bemannten Raumfahrtprogramms machen wollen und dabei so tun, als gebe es Starship nicht.
SLS mit der Orion-Kapsel und dem europäischen Servicemodul an der Spitze (Bilder: NASA)
Anfang des Monats war es endlich soweit: Die erste und zweite Stufe der neuen Riesenrakete wurden erstmals zusammengesetzt. Um den dafür von Elon Musk vorgegebenen Zeitplan einzuhalten, hatte SpaceX in den Wochen zuvor hunderte zusätzliche Leute eingeflogen, die auf der Anlage in Südtexas im Schichtbetrieb arbeiteten. Eine Bildersammlung:
Im Rekordtempo wurde zuerst die erste Stufe (Booster 4) mit 29 Raptortriebwerken ausgestattet, dann die Oberstufe Ship 20 mit ihrem Hitzeschutzsystem versehen, bevor beide Komponenten auf der Startrampe erstmals zusammengefügt wurden. Fast unmittelbar darauf wurden sie dann wieder getrennt; es ging wohl in erster Linie darum, festzustellen, ob alles zusammenpasst und vielleicht auch darum, Druck auf die Luftfahrtbehörde FAA auszuüben, die vor einem Start von Starship noch grünes Licht geben muss.
Laut Musk könnte ein solcher Flug tatsächlich in wenigen Wochen stattfinden.
Blue Origin und die Strategie der verbrannten Erde
Das GAO (General Accounting Office, entspicht etwa dem Bundesrechnungshof) hat Ende Juli die Beschwerden von Blue Origin und Dynetics, die bei der Vergabe des Auftrags für den Bau der neuen Mondlandefähre leer ausgegangen waren, zurückgewiesen. Die von Senatorin Cantwell geplante politische Einflussnahme (Blue Origin hat in ihrem Bundesstaat sein Hauptquartier) scheint ebenfalls gescheitert zu sein; der von ihr eingebrachte Gesetzesentwurf stieß im Repräsentantenhaus auf breite Ablehnung.
Aber Amazon-Boss und Blue Origin-Finanzier Jeff Bezos will die Entscheidung offensichtlich weiterhin nicht akzeptieren: Blue Origin geht nun gerichtlich dagegen vor. Dabei scheint ihn auch nicht zu stören, dass diese Strategie bei großen Teilen der eigenen Belegschaft gar nicht gut ankommt. Derzeit verlassen reihenweise führende Mitarbeiter das Unternehmen und wechseln zur Konkurrenz, darunter SpaceX. Auch die NASA dürfte sich an das Verhalten von Bezos und seiner Firma erinnern, wenn es um die Vergabe zukünftiger Aufträge geht.
Jedenfalls müssen die Arbeiten zur Entwicklung des Mondlanders nun offiziell erneut pausieren, voraussichtlich bis mindestens November. Allerdings hat SpaceX bereits den für dieses Haushaltsjahr eingeplanten Betrag erhalten, 300 Millionen Dollar. Die NASA überwies das Geld am selben Tag, an dem das GAO seine Entscheidung bekanntgab. Davon abgesehen gehen die Arbeiten an Starship (welches ja die technische Basis für die geplante Mondlandefähre sein wird) natürlich ohnehin weiter, auch ohne dass die NASA SpaceX dabei über die Schulter schauen muss.
Es bleibt die Frage, was sich Bezos und sein Topmanager Bob Smith bei Blue Origin davon versprechen. Die Klage hat wohl nur geringe Aussichten auf Erfolg und hat dem Ansehen des Unternehmens schon jetzt geschadet. Man kann es wohl nur so erklären, dass man fest davon ausgegangen war, einen Auftrag zu ergattern und die gesamte Zukunftsplanung darauf ausgelegt war. Bezos scheint vorerst nicht bereit, ein solches Projekt komplett aus eigener Tasche zu finanzieren, obwohl er das natürlich könnte. Ob Blue Origin ohne den Mondlander-Auftrag überhaupt noch eine Zukunft hat, ist offen – gerade mit Hinblick auf die massiven Verzögerungen bei der Entwicklung des BE4-Triebwerks und der New Glenn-Trägerrakete.
Boeing patzt erneut
Nachdem der erste unbemannte Testflug der Starliner-Kapsel von Boeing im Dezember 2019 alles andere als erfolgreich verlief, muss dieser wiederholt werden, bevor damit bemannte Flüge möglich sind. Nach über eineinhalb Jahren sollte nun es Anfang August soweit sein. Doch technische Probleme (blockierte Ventile an Bord der Kapsel) führten dazu, dass der Start schließlich abgeblasen werden musste und die Kapsel zurück in die Fabrik gebracht wurde. Wann es nun einen zweiten Anlauf zum zweiten Versuch geben wird, ist offen. Ebenso, wann danach erstmals Astronauten mit der Boeing-Kapsel fliegen könnten.
Die Dragon-Kapsel von SpaceX ist dagegen seit Sommer 2020 voll einsatzbereit und transportiert seitdem regelmäßig Astronauten zur ISS.
Das vollständig wiederverwendbare Starship-Trägersystem von SpaceX könnte in einigen Jahren vom US-Militär genutzt werden, um damit innerhalb kürzester Zeit Fracht an Einsatzorte zu tranportieren. Starship, kombiniert mit seinem Super Heavy genannten Booster, kann jeden Punkt auf der Erdoberfläche innerhalb einer Stunde erreichen, auch die Starship-Oberstufe allein könnte sich für kürzere Flüge von einigen tausend Kilometern eignen.
Es gab in der vergangenen Jahren hin und wieder bereits Äußerungen von Militärs, die auf ein derartiges Interesse hinwiesen, doch nun wird dafür zum ersten Mal eine größere Menge Geld in die Hand genommen. Der Haushaltsentwurf für 2022 sieht 48 Millionen Dollar im Air Force-Budget vor, um eine solche Anwendung näher zu untersuchen. Das Geld wird nicht direkt an interessierte Unternehmen gehen. Wobei zum derzeitigen Zeitpunkt ohnehin nur SpaceX und vielleicht noch Blue Origin in Frage kämen, um die Anforderungen zu erfüllen.
Konzeptgrafik der Air Force. Eine auffällige Ähnlichkeit mit Starship ist nicht zu übersehen.
SpaceX hatte bereits in der Vergangenheit die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Starship für schnelle Passagierflüge zu nutzen. Auch der Einsatz für private Logistikunternehmen wie FedEx oder DHL wäre denkbar und würde wohl in der Anfangszeit mehr Sinn machen, um die Verlässlichkeit und Sicherheit eines solchen Systems soweit zu verbessern, dass sie den Standards im heutigen Luftverkehr zumindest nahekämen.
Axiom bucht drei weitere Flüge mit Falcon 9/Dragon
Das private Unternehmen Axiom Space plant ab 2024 den Bau einer eigenen privaten Raumstation im Orbit. Zuerst an die ISS angedockt, soll die Station ab 2028 selbstständig betrieben werden.
Anfang 2022 soll die erste vollständig private Mission zur ISS starten, genannt Ax-1. Drei Privatpersonen und ein ehemaliger NASA-Astronaut werden dafür an Bord einer Dragon-Kapsel von SpaceX ins All starten. Axiom hat nun bekanntgegeben, dass man noch einmal drei Flüge bei SpaceX für weitere derartige Missionen reserviert hat.
Zusammen mit der "Inspiration4"-Mission in die Erdumlaufbahn dieses Jahr und dem Mondflug des japanischen Milliardärs Maezawa, derzeit geplant für 2023 mit Starship, entwickelt sich SpaceX so zu einem der wichtigsten Unternehmen auch in Sachen Weltraumtourismus.
So könnte die Axiom-Raumstation einmal aussehen (Bild: Axiom Space)
Der höchst umstrittene, von Senatorin Cantwell eingebrachte Zusatz, der von Beobachtern als nur allzu offensichtliche Einflussnahme zu Gunsten von Blue Origin angesehen wird, wurde modifiziert. Nun wäre der Auftrag für SpaceX zumindest geschützt, auch wenn die NASA gezwungen würde, ein weiteres Unternehmen unter Vertrag zu nehmen. Außerdem soll die Raumfahrtbehörde nun 60 (statt 30) Tage Zeit bekommen, um den Wünschen der Politiker in dieser Frage nachzukommen. Es ist aber weiterhin unklar, was geschehen würde, wenn die NASA zwar zwei Firmen mit Aufträgen versorgen müsste, dafür aber nicht die entsprechenden Gelder erhielte. Denn die Zuteilung von finanziellen Mitteln geschieht erst in einem späteren Schritt.
Es ist auch weiterhin unklar, ob es der Cantwell-Zusatz überhaupt in die finale Version des Gesetzestextes schafft, über den sich Senat und Repräsentantenhaus erst noch verständigen müssen.
Derweil hat SpaceX seine Lobbyisten aktiviert und diesen Flyer im US-Kongress verteilt:
Die Reaktion von Blue Origin ("Hat Elon Musk Angst vor ein wenig Wettbewerb?") ist dagegen weitgehend faktenfrei: Es gab einen Wettbewerb und diesen hat Blue Origin verloren.
Leider scheint Jeff Bezos nicht daran interessiert, sein Raumfahrtunternehmen großzügiger als bisher mit eigenen finanziellen Mitteln zu unterstützen. Statt dessen soll das der US-Steurzahler leisten. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass Blue Origin vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde und es bis heute nicht geschafft hat, die Erdumlaufbahn zu erreichen. Es ist also einigermaßen fraglich, ob finanzielle Unterstützung für Blue Origin überhaupt als sinnvolle Investition angesehen werden kann.
Virgin Galactic meldet sich zurück
Erfreulicher sind da die Neuigkeiten zu Richard Bransons Weltraumtourismus-Unternehmen Virgin Galactic. Seit 2004 laufen die Entwicklungsarbeiten an dem kleinen suborbitalen Raumgleiter SpaceShipTwo. Nach tödlichen Zwischenfällen in den Jahren 2007 und 2014 sah es zeitweise schon so aus, als wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Doch am 22. Mai gelang es nun nach über zwei Jahren Pause ein drittes Mal, bei einem bemannten Testflug den Weltraum zu erreichen. Genauer stieg SS2 auf eine Höhe von 89 Kilometern, was man mit etwas gutem Willen als Raumflug werten kann (auch wenn die gängige Definition eine Mindestflughöhe von 100 Kilometern vorgibt). Vier weitere Flüge sind für dieses Jahr geplant und möglicherweise wird es in naher Zukunft auch die ersten zahlenden Weltraumtouristen an Bord geben.
Nachdem das von Blue Origin angeführte "National Team" (bestehend des Weiteren aus Lockhheed Martin, Northrop Grumman und Draper) sowie Dynetics bei der Auftragsvergabe für den neuen Mondlander im April leer ausgegangen waren, hatten beide Firmen bereits formal Protest gegen die Entscheidung der NASA für SpaceX eingelegt; dieser wird noch vom unabhängigen General Accounting Office geprüft. Doch offensichtlich will man auch anderweitig nachhelfen, um doch noch an einen Auftrag zu kommen, auch gegen den Willen der NASA.
Am 12. Mai wurde von Senatorin Maria Cantwell ein Zusatz zu einem geplanten Gesetz eigebracht, das die technologische und wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der USA erhalten und stärken soll (Endless Frontier Act). Und dieser Zusatz hat es in sich: Er schreibt der NASA explizit vor, dass mindestens zwei Firmen einen Auftrag zum Bau einer Mondfähre erhalten müssen (statt wie jetzt mit SpaceX nur ein Unternehmen). Das soll angeblich den Wettbewerb stärken, doch es ist offensichtlich, dass es hier vielmehr darum geht, den unterlegenen Konkurrenten von SpaceX auf dem Umweg über politische Einflussnahme doch noch einen fetten Regierungsauftrag zu verschaffen: Senatorin Cantwell sitzt seit 20 Jahren für den US-Bundesstaat Washington im US-Senat – hier hat Jeff Bezos' Firma Blue Origin ihr Hauptquartier.
Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. Der Zusatz schreibt eine Auftragsvergabe binnen 30 Tagen nach Inkrafttreten vor. Das würde wohl unweigerlich zu einem Protest von SpaceX und dem erneut unterlegenen Unternehmen führen. Eine komplette Neuausschreibung würde außerdem deutlich länger als 30 Tage dauern.
Noch ist der Zusatz nicht Gesetz. Dazu müssen sich erst Senat und Repräsentantenhaus auf eine gemeinsame Version einigen, die dann vom Präsidenten unterschrieben wird. Es bleibt also noch Hoffnung, dass es bei der ursprünglichen Entscheidung für SpaceX bleibt.
Allerdings gilt der neue NASA-Chef Bill Nelson als guter Freund des Establishments. Und auch die Ankündigung, dass die Politikerin Kendra Horn, die sich in der Vergangenheit für ein staatlich geführtes Mondprogramm eingesetzt hat, nun Vorsitzende des National Space Council werden soll, stimmt nicht gerade optimistisch.
Nach vier Fehlschlägen in Folge hat SpaceX mit dem Starship-Protoypen SN15 zum ersten Mal eine erfolgreiche Landung der neuen Riesenrakete demonstriert. Zuvor waren SN8 und SN9 am Boden zerschellt, SN10 war einige Minuten nach einer sehr unsanften Landung explodiert und SN11 zerlegte es in einigen Hundert Metern Höhe zu Beginn des Landemanövers. SN 12-14 wurden nie fertig gestellt, da der in vielen Details verbesserte Nachfolger SN15 bereits einsatzbereit war.
Die geglückte Landung dürfte SpaceX eine Menge Rückenwind geben in der Frage, ob die Auftragsvergabe für die Entwicklung des neuen NASA-Mondlanders an das Unternehmen rechtens war. Die bei der Ausschreibung unterlegenen Konkurrenten Dynetics und das National Team (bestehend aus Blue Origin, Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper) haben eine Beschwerde eingereicht, die nun vom GAO (General Acconting Office, entspricht etwa dem deutschen Bundesrechnungshof) geprüft wird. So lange dieses Verfahren läuft, ruhen die Arbeiten an dem Projekt. Jedenfalls solche, für die die NASA bezahlt. Natürlich entwickelt SpaceX die Starship-Rakete, die die Grundlange für ihren Mondlander bildet, auf eigene Rechnung auch in dieser Zeit weiter. Denn das langfristige Ziel von Elon Musk ist bekanntlich der Mars und nicht der Mond.
Für viele überraschend hat sich die NASA bei der Auftragsvergabe für den Bau des neuen Mondlander für SpaceX entschieden. Und zwar allein für SpaceX: die beiden Konkurrenten Dynetics und das so genannte "National Team" (bestehend aus Blue Origin, Lockheed Martin und Draper) gehen komplett leer aus (Boeing war bereits in der Vorrunde ausgeschieden). Die NASA begründete das u.a. mit den sehr viel geringeren Kosten des SpaceX-Vorschlags und bewertete auch das Management und die technischen Aspekte besser als bei den Mitbewerbern.
Der Entwurf von SpaceX (Bild: NASA/SpaceX)
Die folgende Übersicht veranschaulicht den Entscheidungsprozess sehr gut:
SpaceX wird 2,9 Milliarden Dollar für die Entwicklung erhalten. Musk ist optimistisch, dass das ursprünglich anvisierte Ziel einer bemannten Rückkehr zum Mond bis 2024 eingehalten werden kann.
Für Jeff Bezos Firma Blue Origin ist die Entscheidung ein weiterer herber Rückschlag, nachdem erst vor kurzem bekannt wurde, dass die New Glenn-Trägerrakete wohl nicht vor 2023 einsatzbereit sein wird. Ursprünglich hatte man 2020 als Ziel ausgegeben. Obwohl Blue Origin tatsächlich ein paar Jahre vor SpaceX gegründet wurde, hat es das Unternehmen bis heute nicht geschafft, die Erdumlaufbahn zu erreichen.
Testflüge von SN9/SN10/SN11
SpaceX führt seine Testkampagne für die Entwicklung des Starship-Trägersystems mit unvermindertem Tempo fort. Am 2. Februar, 3. März und 30. März hoben jeweils die aktuellen Prototypen zu ihren Testflügen ab. Dabei kam SN10 einem Erfolg bislang am nächsten. Die Landung fiel zwar etwas hart aus und acht Minuten nach dem Aufsetzen explodierte der Prototyp dann doch noch. SN9 (explodierte beim Aufprall, nachdem eines der drei Raptor-Triebwerke nicht gezündet hatte) und SN11 (explodierte noch in der Luft, unmittelbar nach Beginn des Landemanövers) hatten allerdings noch weniger Glück.
Starlink
Auch der Aufbau der Starlink-Satellitenkostellation geht voran. Seit Jahresbeginn hat SpaceX mit wiederverwendeten Falcon 9-Boostern neun entsprechende Missionen duchgeführt und dabei insgesamt 540 weitere Satelliten in ihre Umlaufbahnen gebracht. Insgesamt wurden bislang 1445 Starlink-Satelliten ins All transportiert. Die Konstellation soll voll ausgebaut einmal 12.000 Satelliten umfassen (mit der Option auf weitere 30.000 Satelliten zu einem späteren Zeitpunkt).
Crew 2-Mission erfolgreich zur ISS gestartet
Nach der ersten bemannten Demomission und der Crew 1-Mission im letzten Jahr hat SpaceX am 23. April erneut vier Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS transportiert. Neben zwei US-Astronauten waren auch zwei internationale Passagiere an Bord der Dragon-Kapsel: Akihiko Hoshide von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA und mit dem Franzosen Thomas Pesquet von der ESA der erste Europäer auf einem SpaceX-Flug.
Die erste Stufe der Falcon 9-Rakete war bereits bei der Crew 1-Mission im November letzen Jahres zum Einsatz gekommen und mit der Dragon-Kapsel waren bereits die Astronauten Behnken und Hurley bei ihrer Demomission zur ISS geflogen.
Boeing hat nach seinem missglückten unbemannten Starliner-Testflug im Dezember 2019 immer noch nicht die nötige Wiederholung dieser Mission absolviert. Erst danach wären bemannte Missionen möglich.
Erste vollständig private Mission in die Umlaufbahn
Im Februar wurde die "Inspiration4"-Mission angekündigt. Der Unternehmer Jared Isaacman kauft dafür vier Plätze für sich und drei weitere, von ihm ausgewählte Personen an Bord der Dragon-Kapsel. Frühestens Ende es Jahres sollen die vier zu einem mehrtägigen Raumflug aufbrechen. Ein Stop an der ISS ist nicht geplant. SpaceX wird Dragon speziell für diese Mission mit einer transparenten Beobachtungskuppel ausrüsten, was den Passagieren eine spektakuäre Aussicht auf die Erde ermöglichen wird.
Dragon-Kapsel in der Erdumlaufbahn (Bild: SpaceX/Inspiration4)
Wiederholung von SLS-Test erfolgreich
Im zweiten Anlauf ist es der NASA gelungen, die Kernstufe der neuen SLS-Rakete über die volle Missionsdauer von acht Minuten am Boden zu testen. Damit könnte der Erstflug mit viel Glück noch Ende dieses Jahres erfolgen.
Nelson wird neuer NASA-Chef
Nachdem der von Trump eingesetze NASA-Chef Bridenstine bereits im Januar seinen Posten niedergelegt hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach Bill Nelson, ehemaliger Senator aus Florida, sein Nachfolger. Derzeit wird die Raumfahrtbehörde übergangsmäßig von Steve Jurczyk geleitet.
Nelson hatte sich in der Vergangenheit wiederholt sehr kritisch über die verstärkte Einbeziehung privater Unternehmen wie SpaceX geäußert und einen staatlichen Ansatz favorisiert. Mittlerweile scheint er aber die Zeichen der Zeit erkannt und seine (öffentliche) Meinung geändert zu haben. Zumindest ließ er bei seiner Anhörung vor dem US-Kongress nicht die Absicht erkennen, die Entscheidung der NASA für SpaceX (für den Bau des Mondlanders) zu revidieren, auch wenn es Politiker gibt, die genau das fordern.
Am 9. Dezember gelang SpaceX mit einem seiner Starship-Prototypen erstmals ein Testflug in große Höhe. SN8 stieg langsam bis auf eine Höhe von 12,5 Kilometern und schaltete dabei ein Raptor-Triebwerk nach dem anderen aus, um den Schub zu verringern. Daraufhin fiel das Vehikel in "Bauchlage" zur Erde zurück, wobei es über die Bug- und Heckflossen stabilisiert wurde. In geringer Höhe über dem Startkomplex wurden die drei Triebwerke erneut gezündet, um SN8 für das Landemanöver wieder in die Vertikale zu bringen. Unglücklicherweise war der Druck in einem der Tanks zu gering, was dazu führte, dass eines der Triebwerke auf den letzten Metern nicht mehr die erforderliche Leistung liefern konnte und der Prototyp im Moment des Aufpralls explodierte.
Dennoch kann der Test als Erfolg angesehen werden, da gleich beim ersten Versuch die Aufstiegs- und vor allem die neuartige Abstiegsphase in der Horizontalen erfolgreich verliefen. Und da SpaceX seine Starship-Prototypen quasi am Fließband produziert, ist es hinnehmbar, wenn ein besonders ehrgeiziger Test hin und wieder in einem Feuerball endet: ein halbes Dutzend neuer Testvehikel sind bereits in Arbeit.
Musks neue Idee für Super Heavy
Auch die Super Heavy genannte erste Stufe (oder Booster) des Starship-Trägersystems nimmt seit einiger Zeit Gestalt an. Ein erster Prototyp wird derzeit in der so genannten high bay (ein gut 80 Meter hoher Hangar auf dem SpaceX-Gelände in Boca Chica, Texas) aus Ringsegmenten zusammengesetzt, ähnlich wie die Starship-Prototypen. Dieser Booster erfüllt die gleiche Funktion wie die erste Stufe der Falcon 9: die Oberstufe aus der Erdatmosphäre hinauszutragen und auf eine Geschwindigkeit von meheren tausend Stundenkilometern zu bringen, um anschließend an Land oder auf einer Seeplattform zu landen. Super Heavy ist allerdings eine Nummer größer: der Booster allein ist mit einer Höhe von ca 70 Metern in etwa so hoch wie die gesamte Falcon 9-Rakete.
Bisher sollte Super Heavy auf Landebeinen oder Kufen landen, ähnlich wie die Falcon-Hauptstufe. Auch die Idee, punktgenau auf einer dafür vorgesehenen Vorrichtung am Startturm zu landen (was Landebeine überflüssig machen würde), wurde bereits 2016 vorgestellt, schien dann aber nicht weiter verfolgt worden zu sein. Doch Musk ist bekanntlich immer für eine Überraschung gut und verkündete vor ein paar Wochen auf Twitter, man wolle den Booster nun mit dem Startturm an seinen seitlich angebrachten Gitterflossen (grid fins, diese dienen zur Steuerung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre) "auffangen". Seitdem gibt es zahlreiche Spekulationen, wie man sich das konkret vorzustellen hat, doch da das eigentlich angekündigte große Info-Update zum Starship-Projekt letztes Jahr ausfiel, wird es wohl noch etwas dauern, bis es offizielles Bildmaterial dazu gibt.
SN9-Status
Der nächste Starship-Prototyp absolvierte am 13. Januar gleich drei Testzündungen innerhalb weniger Stunden. Anscheinend wurden dabei zwei der drei Triebwerke leicht beschädigt und mussten ausgetauscht werden. Vor dem geplanten Flug wird es daher wohl mindestens eine weitere Testzündung geben. Wann diese stattfinden wird, ist derzeit unklar. Der normalerweise ausgezeichnete Journalist Eric Berger schrieb auf Twitter, er rechne nicht mehr mit einem Start noch im Januar.
SN9 auf dem Testgelände in Texas (Bild: RGV Aerial Photography)
SLS-Projekt erleidet Rückschlag
Bei dem jahrelang vorbereiteten "green run"-Test für die neue Riesenrakete der NASA, das SLS (Space Launch System) hat es am gestrigen Samstag offenbar eine schwerwiegende Panne gegeben. Die geplante Testzündung am Boden sollte eigentlich über die volle Flugdauer von acht Minuten während einer realen Mission laufen. Stattdessen war nach 67 Sekunden Schluss. Die genaue Ursache ist noch unklar, es scheint aber ein Problem mit einem der vier (noch aus dem Shuttle-Programm stammenden) SSME-Triebwerke gegeben zu haben.
Der wichtigste Test des SLS-Projekts bislang endet mit einem vorzeitigen Abbruch (Bild: NASA)
Das SLS-Projekt liegt mittlerweile fast fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück und der Jungfernflug wird sich nach diesem Misserfolg wohl noch weiter verschieben. Währenddessen wird das Starship-Projekt von SpaceX immer konkreter, welches sowohl in der Entwicklung als auch im Betrieb um ein Vielfaches günstiger ist.
Es ist nicht davon auszugehen, dass das Thema Raumfahrt für die kommende Biden-Regierung Priorität hat, aber die Chancen für ein vorzeitiges Aus des SLS-Programms, noch vor dem ersten Start, sind nach dem verpatzten Testlauf wohl deutlich gestiegen.