SpaceX soll neue Mondlandefähre entwickeln
Für viele überraschend hat sich die NASA bei der Auftragsvergabe für den Bau des neuen Mondlander für SpaceX entschieden. Und zwar allein für SpaceX: die beiden Konkurrenten Dynetics und das so genannte "National Team" (bestehend aus Blue Origin, Lockheed Martin und Draper) gehen komplett leer aus (Boeing war bereits in der Vorrunde ausgeschieden). Die NASA begründete das u.a. mit den sehr viel geringeren Kosten des SpaceX-Vorschlags und bewertete auch das Management und die technischen Aspekte besser als bei den Mitbewerbern.
Der Entwurf von SpaceX (Bild: NASA/SpaceX) |
Die folgende Übersicht veranschaulicht den Entscheidungsprozess sehr gut:
SpaceX wird 2,9 Milliarden Dollar für die Entwicklung erhalten. Musk ist optimistisch, dass das ursprünglich anvisierte Ziel einer bemannten Rückkehr zum Mond bis 2024 eingehalten werden kann.
Für Jeff Bezos Firma Blue Origin ist die Entscheidung ein weiterer herber Rückschlag, nachdem erst vor kurzem bekannt wurde, dass die New Glenn-Trägerrakete wohl nicht vor 2023 einsatzbereit sein wird. Ursprünglich hatte man 2020 als Ziel ausgegeben. Obwohl Blue Origin tatsächlich ein paar Jahre vor SpaceX gegründet wurde, hat es das Unternehmen bis heute nicht geschafft, die Erdumlaufbahn zu erreichen.
Testflüge von SN9/SN10/SN11
SpaceX führt seine Testkampagne für die Entwicklung des Starship-Trägersystems mit unvermindertem Tempo fort. Am 2. Februar, 3. März und 30. März hoben jeweils die aktuellen Prototypen zu ihren Testflügen ab. Dabei kam SN10 einem Erfolg bislang am nächsten. Die Landung fiel zwar etwas hart aus und acht Minuten nach dem Aufsetzen explodierte der Prototyp dann doch noch. SN9 (explodierte beim Aufprall, nachdem eines der drei Raptor-Triebwerke nicht gezündet hatte) und SN11 (explodierte noch in der Luft, unmittelbar nach Beginn des Landemanövers) hatten allerdings noch weniger Glück.
Starlink
Auch der Aufbau der Starlink-Satellitenkostellation geht voran. Seit Jahresbeginn hat SpaceX mit wiederverwendeten Falcon 9-Boostern neun entsprechende Missionen duchgeführt und dabei insgesamt 540 weitere Satelliten in ihre Umlaufbahnen gebracht. Insgesamt wurden bislang 1445 Starlink-Satelliten ins All transportiert. Die Konstellation soll voll ausgebaut einmal 12.000 Satelliten umfassen (mit der Option auf weitere 30.000 Satelliten zu einem späteren Zeitpunkt).
Crew 2-Mission erfolgreich zur ISS gestartet
Nach der ersten bemannten Demomission und der Crew 1-Mission im letzten Jahr hat SpaceX am 23. April erneut vier Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS transportiert. Neben zwei US-Astronauten waren auch zwei internationale Passagiere an Bord der Dragon-Kapsel: Akihiko Hoshide von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA und mit dem Franzosen Thomas Pesquet von der ESA der erste Europäer auf einem SpaceX-Flug.
Die erste Stufe der Falcon 9-Rakete war bereits bei der Crew 1-Mission im November letzen Jahres zum Einsatz gekommen und mit der Dragon-Kapsel waren bereits die Astronauten Behnken und Hurley bei ihrer Demomission zur ISS geflogen.
Boeing hat nach seinem missglückten unbemannten Starliner-Testflug im Dezember 2019 immer noch nicht die nötige Wiederholung dieser Mission absolviert. Erst danach wären bemannte Missionen möglich.
Erste vollständig private Mission in die Umlaufbahn
Im Februar wurde die "Inspiration4"-Mission angekündigt. Der Unternehmer Jared Isaacman kauft dafür vier Plätze für sich und drei weitere, von ihm ausgewählte Personen an Bord der Dragon-Kapsel. Frühestens Ende es Jahres sollen die vier zu einem mehrtägigen Raumflug aufbrechen. Ein Stop an der ISS ist nicht geplant. SpaceX wird Dragon speziell für diese Mission mit einer transparenten Beobachtungskuppel ausrüsten, was den Passagieren eine spektakuäre Aussicht auf die Erde ermöglichen wird.
Dragon-Kapsel in der Erdumlaufbahn (Bild: SpaceX/Inspiration4) |
Wiederholung von SLS-Test erfolgreich
Im zweiten Anlauf ist es der NASA gelungen, die Kernstufe der neuen SLS-Rakete über die volle Missionsdauer von acht Minuten am Boden zu testen. Damit könnte der Erstflug mit viel Glück noch Ende dieses Jahres erfolgen.
Nelson wird neuer NASA-Chef
Nachdem der von Trump eingesetze NASA-Chef Bridenstine bereits im Januar seinen Posten niedergelegt hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach Bill Nelson, ehemaliger Senator aus Florida, sein Nachfolger. Derzeit wird die Raumfahrtbehörde übergangsmäßig von Steve Jurczyk geleitet.
Nelson hatte sich in der Vergangenheit wiederholt sehr kritisch über die verstärkte Einbeziehung privater Unternehmen wie SpaceX geäußert und einen staatlichen Ansatz favorisiert. Mittlerweile scheint er aber die Zeichen der Zeit erkannt und seine (öffentliche) Meinung geändert zu haben. Zumindest ließ er bei seiner Anhörung vor dem US-Kongress nicht die Absicht erkennen, die Entscheidung der NASA für SpaceX (für den Bau des Mondlanders) zu revidieren, auch wenn es Politiker gibt, die genau das fordern.
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