Der höchst umstrittene, von Senatorin Cantwell eingebrachte Zusatz, der von Beobachtern als nur allzu offensichtliche Einflussnahme zu Gunsten von Blue Origin angesehen wird, wurde modifiziert. Nun wäre der Auftrag für SpaceX zumindest geschützt, auch wenn die NASA gezwungen würde, ein weiteres Unternehmen unter Vertrag zu nehmen. Außerdem soll die Raumfahrtbehörde nun 60 (statt 30) Tage Zeit bekommen, um den Wünschen der Politiker in dieser Frage nachzukommen. Es ist aber weiterhin unklar, was geschehen würde, wenn die NASA zwar zwei Firmen mit Aufträgen versorgen müsste, dafür aber nicht die entsprechenden Gelder erhielte. Denn die Zuteilung von finanziellen Mitteln geschieht erst in einem späteren Schritt.
Es ist auch weiterhin unklar, ob es der Cantwell-Zusatz überhaupt in die finale Version des Gesetzestextes schafft, über den sich Senat und Repräsentantenhaus erst noch verständigen müssen.
Derweil hat SpaceX seine Lobbyisten aktiviert und diesen Flyer im US-Kongress verteilt:
Die Reaktion von Blue Origin ("Hat Elon Musk Angst vor ein wenig Wettbewerb?") ist dagegen weitgehend faktenfrei: Es gab einen Wettbewerb und diesen hat Blue Origin verloren.
Leider scheint Jeff Bezos nicht daran interessiert, sein Raumfahrtunternehmen großzügiger als bisher mit eigenen finanziellen Mitteln zu unterstützen. Statt dessen soll das der US-Steurzahler leisten. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass Blue Origin vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde und es bis heute nicht geschafft hat, die Erdumlaufbahn zu erreichen. Es ist also einigermaßen fraglich, ob finanzielle Unterstützung für Blue Origin überhaupt als sinnvolle Investition angesehen werden kann.
Virgin Galactic meldet sich zurück
Erfreulicher sind da die Neuigkeiten zu Richard Bransons Weltraumtourismus-Unternehmen Virgin Galactic. Seit 2004 laufen die Entwicklungsarbeiten an dem kleinen suborbitalen Raumgleiter SpaceShipTwo. Nach tödlichen Zwischenfällen in den Jahren 2007 und 2014 sah es zeitweise schon so aus, als wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Doch am 22. Mai gelang es nun nach über zwei Jahren Pause ein drittes Mal, bei einem bemannten Testflug den Weltraum zu erreichen. Genauer stieg SS2 auf eine Höhe von 89 Kilometern, was man mit etwas gutem Willen als Raumflug werten kann (auch wenn die gängige Definition eine Mindestflughöhe von 100 Kilometern vorgibt). Vier weitere Flüge sind für dieses Jahr geplant und möglicherweise wird es in naher Zukunft auch die ersten zahlenden Weltraumtouristen an Bord geben.