Starship auf der Startrampe
Anfang des Monats war es endlich soweit: Die erste und zweite Stufe der neuen Riesenrakete wurden erstmals zusammengesetzt. Um den dafür von Elon Musk vorgegebenen Zeitplan einzuhalten, hatte SpaceX in den Wochen zuvor hunderte zusätzliche Leute eingeflogen, die auf der Anlage in Südtexas im Schichtbetrieb arbeiteten. Eine Bildersammlung:
Im Rekordtempo wurde zuerst die erste Stufe (Booster 4) mit 29 Raptortriebwerken ausgestattet, dann die Oberstufe Ship 20 mit ihrem Hitzeschutzsystem versehen, bevor beide Komponenten auf der Startrampe erstmals zusammengefügt wurden. Fast unmittelbar darauf wurden sie dann wieder getrennt; es ging wohl in erster Linie darum, festzustellen, ob alles zusammenpasst und vielleicht auch darum, Druck auf die Luftfahrtbehörde FAA auszuüben, die vor einem Start von Starship noch grünes Licht geben muss.
Laut Musk könnte ein solcher Flug tatsächlich in wenigen Wochen stattfinden.
Blue Origin und die Strategie der verbrannten Erde
Das GAO (General Accounting Office, entspicht etwa dem Bundesrechnungshof) hat Ende Juli die Beschwerden von Blue Origin und Dynetics, die bei der Vergabe des Auftrags für den Bau der neuen Mondlandefähre leer ausgegangen waren, zurückgewiesen. Die von Senatorin Cantwell geplante politische Einflussnahme (Blue Origin hat in ihrem Bundesstaat sein Hauptquartier) scheint ebenfalls gescheitert zu sein; der von ihr eingebrachte Gesetzesentwurf stieß im Repräsentantenhaus auf breite Ablehnung.
Aber Amazon-Boss und Blue Origin-Finanzier Jeff Bezos will die Entscheidung offensichtlich weiterhin nicht akzeptieren: Blue Origin geht nun gerichtlich dagegen vor. Dabei scheint ihn auch nicht zu stören, dass diese Strategie bei großen Teilen der eigenen Belegschaft gar nicht gut ankommt. Derzeit verlassen reihenweise führende Mitarbeiter das Unternehmen und wechseln zur Konkurrenz, darunter SpaceX. Auch die NASA dürfte sich an das Verhalten von Bezos und seiner Firma erinnern, wenn es um die Vergabe zukünftiger Aufträge geht.
Jedenfalls müssen die Arbeiten zur Entwicklung des Mondlanders nun offiziell erneut pausieren, voraussichtlich bis mindestens November. Allerdings hat SpaceX bereits den für dieses Haushaltsjahr eingeplanten Betrag erhalten, 300 Millionen Dollar. Die NASA überwies das Geld am selben Tag, an dem das GAO seine Entscheidung bekanntgab. Davon abgesehen gehen die Arbeiten an Starship (welches ja die technische Basis für die geplante Mondlandefähre sein wird) natürlich ohnehin weiter, auch ohne dass die NASA SpaceX dabei über die Schulter schauen muss.
Es bleibt die Frage, was sich Bezos und sein Topmanager Bob Smith bei Blue Origin davon versprechen. Die Klage hat wohl nur geringe Aussichten auf Erfolg und hat dem Ansehen des Unternehmens schon jetzt geschadet. Man kann es wohl nur so erklären, dass man fest davon ausgegangen war, einen Auftrag zu ergattern und die gesamte Zukunftsplanung darauf ausgelegt war. Bezos scheint vorerst nicht bereit, ein solches Projekt komplett aus eigener Tasche zu finanzieren, obwohl er das natürlich könnte. Ob Blue Origin ohne den Mondlander-Auftrag überhaupt noch eine Zukunft hat, ist offen – gerade mit Hinblick auf die massiven Verzögerungen bei der Entwicklung des BE4-Triebwerks und der New Glenn-Trägerrakete.
Boeing patzt erneut
Nachdem der erste unbemannte Testflug der Starliner-Kapsel von Boeing im Dezember 2019 alles andere als erfolgreich verlief, muss dieser wiederholt werden, bevor damit bemannte Flüge möglich sind. Nach über eineinhalb Jahren sollte nun es Anfang August soweit sein. Doch technische Probleme (blockierte Ventile an Bord der Kapsel) führten dazu, dass der Start schließlich abgeblasen werden musste und die Kapsel zurück in die Fabrik gebracht wurde. Wann es nun einen zweiten Anlauf zum zweiten Versuch geben wird, ist offen. Ebenso, wann danach erstmals Astronauten mit der Boeing-Kapsel fliegen könnten.
Die Dragon-Kapsel von SpaceX ist dagegen seit Sommer 2020 voll einsatzbereit und transportiert seitdem regelmäßig Astronauten zur ISS.
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