Das ursprünglich aus Neuseeland stammende Unternehmen (heute mit Hauptsitz in den USA) könnte das nächste Unternehmen nach SpaceX werden, dem es gelingt, die erste Stufe seiner Trägerrakete wiederzuverwenden. Bereits zum dritten Mal gelang gestern die Wasserung der ersten Stufe. Nach ihrem Wiedereintritt in die Erdatmospäre wird sie durch einen Fallschirm abgebremst; in Zukunft soll dieser durch ein Parafoil (Gleitsegel) ersetzt werden, um die Stufe noch in der Luft mit einem Helikopter abzufangen.
Es war bereits die 22. Mission für Rocket Lab, die fünfte in diesem Jahr. Insgesamt gab es bislang drei Fehlschläge. Neben den Arbeiten zur Wiederverwendbarkeit der Electron-Rakete läuft die Entwicklung der deutlich größeren Neutron-Rakete (vergleichbar mit der Falcon 9 von SpaceX), diese könnte das erste Mal 2024 starten.
Am Montag führte das russische Militär einen Test mit einer Anti-Satelliten-Rakete durch. Dabei kollidierte diese (absichtlich) mit einem alten russischen Satelliten (Cosmos-1408, noch aus Sowjetzeiten), wodurch ein Trümmerfeld aus mindestens 1500 kleinen, ortbaren Objekten (und noch weit mehr Kleinstobjekten, die nicht zu orten sind) in der Umlaufbahn enstand. Diese Wolke aus kleinen Trümmerteilen gefährdert nun andere Satelliten und auch die ISS. So mussten sich die Astronauten und Kosmonauten an Bord der Raumstation vorübergehend in die Crewkapsel begeben, um sich im Notfall retten zu können.
Weltraummüll wird zunehmend zum Problem für die Raumfahrt (Bild: NASA)
Das US-Außenministerium, das US-Militär und NASA-Chef Nelson verurteilten den Test als "unverantwortlich" und bezeichneten das russische Vorgehen als Gefahr für alle raumfahrenden Nationen. Auch die deutsche Bundesregierung, die ESA und die NATO kritisierten den Test.
Die Trümmerteile werden wohl noch auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben und müssen bei der Berechnung von Flugbahnen in Zukunft berücksichtigt werden.
Auch China testete bereits 2007 eine Anti-Satelliten-Rakete (auch Trümmer dieses Tests stellen noch heute eine Gefahr für die ISS dar) und auch die USA haben entsprechende Tests durchgeführt. Der letzte US-Test und auch der Test einer indischen Anti-Satelliten-Waffe im Jahr 2019 trafen ihre Ziele allerdings in niedrigeren Umlaufbahnen, so dass die resultierenden Trümmer schneller wieder aus der Umlaufbahn verschwanden.
Es liegt mal wieder ein Bericht des Generalinspekteurs der NASA (OIG – Office of Inspector General) vor und der hat es in sich. Ein paar relevante Feststellungen:
Das OIG sieht eine Mondlandung frühestens im Jahr 2026 als realistisch an.
Aktueller Zeitplan für die Entwicklung des Mondlanders durch SpaceX (Bild: NASA)
Ein einziger Start der SLS-Rakete mit der Orion-Kapsel an der Spitze wird über vier Milliarden Dollar kosten (4,1 Milliarden um genau zu sein). Eine völlig absurde Zahl; mehr als SpaceX für die Entwicklung des Mondlanders benötigen wird und mindestens hundertmal teurer als ein Start der Starship-Trägerrakete. Da wird auch klar, warum sich NASA-Manager bislang immer gesträubt haben, hier einen konkreten Betrag zu nennen.
Teuer, extrem teuer, SLS (Bild: NASA)
Bis 2025 wird die NASA vorausichtlich über 90 Milliarden für das Projekt einer bemannten Rückkehr zum Mond ausgegeben haben. Darin sind die Ausgaben seit 2012 einschließlich enthalten. Diese Eingrenzung ist reichlich willkürlich, denn schließlich laufen etwa die Arbeiten an der Orion-Kapsel bereits seit 2006 (!). Auch die Fünf-Segment-Feststoffbooster des SLS stammen noch aus dem Constellation-Programm unter Bush Jr., welches dann von Obama eingestellt wurde.
Davon entfallen auf SLS knapp 30 Milliarden und auf Orion knapp 18 Milliarden, die Kosten vor 2012 wie gesagt nicht mitgerechnet. Warum diese beiden Projekte als "cost-plus-award-fee" (d.h. das Unternehmen stellt alle Kosten – auch Kostensteigerungen – in Rechnung und erhält eine prozentualen Anteil davon als eigentliche Bezahlung) vergeben wurden, wird wohl auf immer das Geheimnis einiger NASA-Manager bleiben. Es handelt sich hierbei um ein Trägersystem, das auf 70er-Jahre-Shuttletechnik basiert (SLS) bzw. um eine vergrößerte Version der Apollo-Kapsel aus den 60er Jahren (Orion). Das "cost-plus"-Modell war ursprünglich eigentlich für technologisch riskante und neuartige Projekte gedacht. Interessant auch, dass die weit anspruchsvollere Entwicklung des Mondlanders auf "firm-fixed-price" Basis ablaufen wird, d.h. das Unternehmen trägt das volle Risiko bei Kostensteigerungen und wird nur bezahlt, wenn vorher festgelegte Meilensteine erreicht werden. Aber das Unternehmen, das den Mondlander baut, heißt eben SpaceX und nicht Boeing (SLS) oder Lockheed Martin (Orion) und kann nicht in gleichem Maße auf politische Seilschaften bauen...
Der Nachfolger der ISS wird eine private Raumstation sein
Im Rahmen des CLD-Projekts (Commercial Low Earth Orbit Destinations) bereitet die NASA die Entwicklung eines privat betriebenen Nachfolgers für die Internationale Raumstation vor, die voraussichtlich nur noch bis Ende dieses Jahrzehnts die Erde umkreisen wird. Etwa ein Dutzend Unternehmen haben ihre Vorschläge bei der Raumfahrtbehörde eingereicht; mit einer Vorauswahl wird noch in diesem Jahr gerechnet. Zwei bis vier Kandidaten werden dann in die nächste Runde vorrücken.
Die NASA selbst hat die Namen der beteiligten Firmen bislang nicht veröffentlicht, aber immer mehr verkünden von sich aus ihre Pläne. In diesem Monat haben sich nun Nanoracks und Blue Origin aus der Deckung gewagt.
Nanoracks plant in Zusammenarbeit mit Lockheed Martin den Bau einer kleinen Raumstation, die über weniger als die Hälfte des ISS-Volumens verfügen und maximal vier Astronauten Platz bieten wird. Die Station soll frühestens 2027 einsatzbereit sein und macht sich die in den Neunzigerjahren von der NASA entwickelte und zwischenzeitlich von Bigelow Aerospace weiterverfolgte TransHab-Technologie zunutze (aufblasbare Module).
Entwurf für die private Raumstation von Nanoracks (Bild: Nanoracks)
Deutlich ambitionierter kommt der Entwurf von Blue Origin daher. Ihre "Orbital Reef" getaufte Station wird nach aktuellem Stand 90% des ISS-Innenvolumens bieten und kann bis zu zehn Astronauten beherbergen. Doch seit den offensichtlich gewordenen massiven Problemen und Verzögerungen bei der Entwicklung des BE4-Triebwerks und der New Glenn-Trägerrakete sind solche vollmundigen Ankündigungen sicher mit Vorsicht zu genießen. Insbesondere, da Blue Origin bei seinem Raumstationsprojekt vor allem auf Boeing setzen wird – ein Unternehmen, dessen Ruf in den letzten Jahren durch die Probleme mit der Crewkapsel Starliner oder mit der Passagiermaschine 737 Max Schaden genommen hat. Boeing soll sich sowohl um den Transport von Astronauten kümmern (mit besagter Starliner-Kapsel), als auch Raumstationsmodule beisteuern und sich um den fortlaufenden Betrieb der Station kümmern. Ein weiterer wichtiger Partner ist Sierra Space (gehört zur Sierra Nevada Corporation) mit seinem Dreamchaser-Shuttle, das ebenfalls Astronauten und auch Fracht transportieren soll. Dreamchaser, bereits seit über einem Jahrzehnt in Entwicklung, soll auch für Frachtflüge zur ISS genutzt werden. Sierra Space hat dafür einen entsprechenden Auftrag der NASA und soll nach derzeitigem Stand zum ersten Mal 2022 ins All starten.
Mögliches Design der Orbital Reef-Station (Bild: Blue Origin)
Ob SpaceX sich ebenfalls an der CLD-Ausschreibung beteiligt, ist offen. Das Unternehmen selbst hat sich dazu bislang nicht geäußert. Doch Starship hätte sicher auch in dieser Hinsicht Potential.
Inspiration 4
Mitte September führte SpaceX die privat finanzierte Inspiration 4-Mission durch; mit einer Crew, die erstmals in der Raumfahrtgeschichte komplett aus Privatpersonen bestand. Der Milliardär Jared Isaacman hatte das gesamte Projekt initiiert und finanziert und flog natürlich auch selber mit. Sicher ging es ihm vor allem um die eigene Erfahrung eines Flugs in die Erdumlaufbahn, aber er verknüpfte das Ganze mit einer Spenden-Sammelaktion für das Kinderkrankenhaus St. Jude und verhalf der Einrichtung so zu über 200 Millionen Dollar (davon 125 Millionen von Isaacman und 50 Millionen von Elon Musk gespendet). Mit ihm an Bord waren Hayley Arceneaux, Chris Sembroski und Dr. Sian Proctor, die sich alle für die Mission beworben hatten und quasi als Symbolfiguren für die zentralen Werte der Mission ausgewählt wurden ("Hoffnung", "Großzügigkeit" und "Wohlstand").
Die Mission dauerte knapp drei Tage. Die Dragon-Kapsel erreichte auf diesem Flug ihren bislang höchsten Orbit von maximal 585 Kilometern; das ist deutlich höher als etwa die Flugbahn der ISS. Dragon wurde eigens für Inspiration 4 mit einer neuen Aussichtskuppel ausgerüstet, die der Crew einen fantastischen Blick auf die Erde bot.
William Shatner alias Captain Kirk fliegt ins All
Deutlich weniger spektakulär war dagegen der jüngste Flug der New Shepard-Rakete von Blue Origin. Auf ihrem zweiten Touristenflug war diesmal auch Star Trek-Legende William Shatner mit an Bord. Es handelt sich dabei um suborbitale "Hopser"; die maximale Flughöhe beträgt ca. 100 Kilometer und ein Flug dauert nur wenige Minuten – einmal rauf, und gleich wieder runter. New Shepard ist nicht ansatzweise für orbitale Flüge geeignet, das soll erst mit dem Nachfolger New Glenn möglich sein. Dennoch: Der 90-jährige Shatner war nach der Landung offensichtlich sehr bewegt und beeindruckt. Die Champagnerdusche durch Blue Origin-Chef Bezos störte da nur.
Starship-Update
In den letzten zwei Monaten hat sich auf dem Starbase genannten SpaceX-Gelände in Boca Chica, Texas, wieder Einiges getan. Vor allem am Startturm: Dort wurde ein so genannter quick disconnect arm installiert (also ein Schwenkarm mit Anschlüssen zur Versorgung der Rakete mit Treibstoff, Elektrizität etc.), sowie die scherzhaft "chopsticks" (Essstäbchen) genannten Greifarme, mit denen einmal der Booster und Starship im Landeanflug aufgefangen werden sollen (um so das Gewicht der Landebeine einzusparen).
Die Arbeiten am Treibstoffdepot, das sich direkt neben der Startrampe befindet, sind mittlerweile fast abgeschlossen. Ein System zur Sound-Unterdrückung beim Start scheint aber weiterhin nicht zu existieren. Möglicherweise wird ein solches in den Starttisch integriert, doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation, zumal Musk in der Vergangenheit Zweifel geäußert hat, das man so etwas überhaupt benötigen würde.
Abseits der Startrampe, auf dem ein paar Kilometer davon entfernt gelegenen Produktionsgelände (build site) gehen die im August begonnenen Arbeiten an einem neuen großen Hangar (high bay) voran. Und natürlich sind bereits mehrere neue Booster und Starships in Bau. Ship 21 und Booster 5 dürften noch in diesem Jahr fertig gestellt werden.
Der S20-Prototyp hat derweil seine ersten Testzündungen am Boden absolviert, diese waren anscheinend erfolgreich, auch wenn dabei durch die Vibrationen einige Kacheln des Hitzeschilds losgeschüttelt wurden. Vermutlich könnte Starship dank seiner Stahlbauweise den Wiedereintritt in die Atmosphäre aber auch mit ein paar fehlenden Kacheln überstehen. Versuch macht klug: laut Musk könnte der erste orbitale Testflug noch im November stattfinden; allerdings braucht es dazu immer noch die Freigabe der Regulierungsbehörde FAA. Erst kürzlich (19. und 21. Oktober) gab es dazu zwei öffentliche Anhörungen, bei denen Befürworter und Gegner des Projekts ihre Standpunkte vortragen konnten. Die Mehrheit der knapp 60 Wortmeldungen war dabei pro SpaceX. Dennoch steht eine offizielle Bewertung durch die FAA weiterhin aus.
SpaceX hat ein Video veröffentlicht, das eindrucksvoll die Fortschritte des Starship-Projekts zeigt:
SLS erstmals vollständig zusammengesetzt
Die um Jahre verspätete Riesenrakete der NASA ist im Oktober erstmals vollständig im Vehicle Assembly Building zusammengesetzt worden. Dieser riesige Hangar wurde schon für die Saturn V und das Space Shuttle genutzt. Ob die bislang für das Projekt ausgegebenen 30 Milliarden Dollar eine sinnvolle Investition waren, kann man natürlich bezweifeln, vor allem wenn eine viel günstigere und zudem leistungsfähigere Alternative in Form von Starship existiert. Rein optisch ist SLS aber doch beeindruckend. Nachdem jahrzehntelang über Shuttle-basierte Schwerlastträger diskutiert wurde und diese immer wieder in diversen Studien untersucht wurden (Shuttle-C, Magnum, Ares V, Jupiter etc.) ist nun endlich mal eine davon Wirklichkeit geworden. Wahrscheinlich viel zu spät, um noch nützlich zu sein, aber immerhin. Sehr bedenklich nur, dass weiterhin zumindest Teile der NASA diese Rakete wohl am liebsten für die nächsten Jahrzehnte zum Kernstück des bemannten Raumfahrtprogramms machen wollen und dabei so tun, als gebe es Starship nicht.
SLS mit der Orion-Kapsel und dem europäischen Servicemodul an der Spitze (Bilder: NASA)
Anfang des Monats war es endlich soweit: Die erste und zweite Stufe der neuen Riesenrakete wurden erstmals zusammengesetzt. Um den dafür von Elon Musk vorgegebenen Zeitplan einzuhalten, hatte SpaceX in den Wochen zuvor hunderte zusätzliche Leute eingeflogen, die auf der Anlage in Südtexas im Schichtbetrieb arbeiteten. Eine Bildersammlung:
Im Rekordtempo wurde zuerst die erste Stufe (Booster 4) mit 29 Raptortriebwerken ausgestattet, dann die Oberstufe Ship 20 mit ihrem Hitzeschutzsystem versehen, bevor beide Komponenten auf der Startrampe erstmals zusammengefügt wurden. Fast unmittelbar darauf wurden sie dann wieder getrennt; es ging wohl in erster Linie darum, festzustellen, ob alles zusammenpasst und vielleicht auch darum, Druck auf die Luftfahrtbehörde FAA auszuüben, die vor einem Start von Starship noch grünes Licht geben muss.
Laut Musk könnte ein solcher Flug tatsächlich in wenigen Wochen stattfinden.
Blue Origin und die Strategie der verbrannten Erde
Das GAO (General Accounting Office, entspicht etwa dem Bundesrechnungshof) hat Ende Juli die Beschwerden von Blue Origin und Dynetics, die bei der Vergabe des Auftrags für den Bau der neuen Mondlandefähre leer ausgegangen waren, zurückgewiesen. Die von Senatorin Cantwell geplante politische Einflussnahme (Blue Origin hat in ihrem Bundesstaat sein Hauptquartier) scheint ebenfalls gescheitert zu sein; der von ihr eingebrachte Gesetzesentwurf stieß im Repräsentantenhaus auf breite Ablehnung.
Aber Amazon-Boss und Blue Origin-Finanzier Jeff Bezos will die Entscheidung offensichtlich weiterhin nicht akzeptieren: Blue Origin geht nun gerichtlich dagegen vor. Dabei scheint ihn auch nicht zu stören, dass diese Strategie bei großen Teilen der eigenen Belegschaft gar nicht gut ankommt. Derzeit verlassen reihenweise führende Mitarbeiter das Unternehmen und wechseln zur Konkurrenz, darunter SpaceX. Auch die NASA dürfte sich an das Verhalten von Bezos und seiner Firma erinnern, wenn es um die Vergabe zukünftiger Aufträge geht.
Jedenfalls müssen die Arbeiten zur Entwicklung des Mondlanders nun offiziell erneut pausieren, voraussichtlich bis mindestens November. Allerdings hat SpaceX bereits den für dieses Haushaltsjahr eingeplanten Betrag erhalten, 300 Millionen Dollar. Die NASA überwies das Geld am selben Tag, an dem das GAO seine Entscheidung bekanntgab. Davon abgesehen gehen die Arbeiten an Starship (welches ja die technische Basis für die geplante Mondlandefähre sein wird) natürlich ohnehin weiter, auch ohne dass die NASA SpaceX dabei über die Schulter schauen muss.
Es bleibt die Frage, was sich Bezos und sein Topmanager Bob Smith bei Blue Origin davon versprechen. Die Klage hat wohl nur geringe Aussichten auf Erfolg und hat dem Ansehen des Unternehmens schon jetzt geschadet. Man kann es wohl nur so erklären, dass man fest davon ausgegangen war, einen Auftrag zu ergattern und die gesamte Zukunftsplanung darauf ausgelegt war. Bezos scheint vorerst nicht bereit, ein solches Projekt komplett aus eigener Tasche zu finanzieren, obwohl er das natürlich könnte. Ob Blue Origin ohne den Mondlander-Auftrag überhaupt noch eine Zukunft hat, ist offen – gerade mit Hinblick auf die massiven Verzögerungen bei der Entwicklung des BE4-Triebwerks und der New Glenn-Trägerrakete.
Boeing patzt erneut
Nachdem der erste unbemannte Testflug der Starliner-Kapsel von Boeing im Dezember 2019 alles andere als erfolgreich verlief, muss dieser wiederholt werden, bevor damit bemannte Flüge möglich sind. Nach über eineinhalb Jahren sollte nun es Anfang August soweit sein. Doch technische Probleme (blockierte Ventile an Bord der Kapsel) führten dazu, dass der Start schließlich abgeblasen werden musste und die Kapsel zurück in die Fabrik gebracht wurde. Wann es nun einen zweiten Anlauf zum zweiten Versuch geben wird, ist offen. Ebenso, wann danach erstmals Astronauten mit der Boeing-Kapsel fliegen könnten.
Die Dragon-Kapsel von SpaceX ist dagegen seit Sommer 2020 voll einsatzbereit und transportiert seitdem regelmäßig Astronauten zur ISS.
Das vollständig wiederverwendbare Starship-Trägersystem von SpaceX könnte in einigen Jahren vom US-Militär genutzt werden, um damit innerhalb kürzester Zeit Fracht an Einsatzorte zu tranportieren. Starship, kombiniert mit seinem Super Heavy genannten Booster, kann jeden Punkt auf der Erdoberfläche innerhalb einer Stunde erreichen, auch die Starship-Oberstufe allein könnte sich für kürzere Flüge von einigen tausend Kilometern eignen.
Es gab in der vergangenen Jahren hin und wieder bereits Äußerungen von Militärs, die auf ein derartiges Interesse hinwiesen, doch nun wird dafür zum ersten Mal eine größere Menge Geld in die Hand genommen. Der Haushaltsentwurf für 2022 sieht 48 Millionen Dollar im Air Force-Budget vor, um eine solche Anwendung näher zu untersuchen. Das Geld wird nicht direkt an interessierte Unternehmen gehen. Wobei zum derzeitigen Zeitpunkt ohnehin nur SpaceX und vielleicht noch Blue Origin in Frage kämen, um die Anforderungen zu erfüllen.
Konzeptgrafik der Air Force. Eine auffällige Ähnlichkeit mit Starship ist nicht zu übersehen.
SpaceX hatte bereits in der Vergangenheit die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Starship für schnelle Passagierflüge zu nutzen. Auch der Einsatz für private Logistikunternehmen wie FedEx oder DHL wäre denkbar und würde wohl in der Anfangszeit mehr Sinn machen, um die Verlässlichkeit und Sicherheit eines solchen Systems soweit zu verbessern, dass sie den Standards im heutigen Luftverkehr zumindest nahekämen.
Axiom bucht drei weitere Flüge mit Falcon 9/Dragon
Das private Unternehmen Axiom Space plant ab 2024 den Bau einer eigenen privaten Raumstation im Orbit. Zuerst an die ISS angedockt, soll die Station ab 2028 selbstständig betrieben werden.
Anfang 2022 soll die erste vollständig private Mission zur ISS starten, genannt Ax-1. Drei Privatpersonen und ein ehemaliger NASA-Astronaut werden dafür an Bord einer Dragon-Kapsel von SpaceX ins All starten. Axiom hat nun bekanntgegeben, dass man noch einmal drei Flüge bei SpaceX für weitere derartige Missionen reserviert hat.
Zusammen mit der "Inspiration4"-Mission in die Erdumlaufbahn dieses Jahr und dem Mondflug des japanischen Milliardärs Maezawa, derzeit geplant für 2023 mit Starship, entwickelt sich SpaceX so zu einem der wichtigsten Unternehmen auch in Sachen Weltraumtourismus.
So könnte die Axiom-Raumstation einmal aussehen (Bild: Axiom Space)
Der höchst umstrittene, von Senatorin Cantwell eingebrachte Zusatz, der von Beobachtern als nur allzu offensichtliche Einflussnahme zu Gunsten von Blue Origin angesehen wird, wurde modifiziert. Nun wäre der Auftrag für SpaceX zumindest geschützt, auch wenn die NASA gezwungen würde, ein weiteres Unternehmen unter Vertrag zu nehmen. Außerdem soll die Raumfahrtbehörde nun 60 (statt 30) Tage Zeit bekommen, um den Wünschen der Politiker in dieser Frage nachzukommen. Es ist aber weiterhin unklar, was geschehen würde, wenn die NASA zwar zwei Firmen mit Aufträgen versorgen müsste, dafür aber nicht die entsprechenden Gelder erhielte. Denn die Zuteilung von finanziellen Mitteln geschieht erst in einem späteren Schritt.
Es ist auch weiterhin unklar, ob es der Cantwell-Zusatz überhaupt in die finale Version des Gesetzestextes schafft, über den sich Senat und Repräsentantenhaus erst noch verständigen müssen.
Derweil hat SpaceX seine Lobbyisten aktiviert und diesen Flyer im US-Kongress verteilt:
Die Reaktion von Blue Origin ("Hat Elon Musk Angst vor ein wenig Wettbewerb?") ist dagegen weitgehend faktenfrei: Es gab einen Wettbewerb und diesen hat Blue Origin verloren.
Leider scheint Jeff Bezos nicht daran interessiert, sein Raumfahrtunternehmen großzügiger als bisher mit eigenen finanziellen Mitteln zu unterstützen. Statt dessen soll das der US-Steurzahler leisten. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass Blue Origin vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde und es bis heute nicht geschafft hat, die Erdumlaufbahn zu erreichen. Es ist also einigermaßen fraglich, ob finanzielle Unterstützung für Blue Origin überhaupt als sinnvolle Investition angesehen werden kann.
Virgin Galactic meldet sich zurück
Erfreulicher sind da die Neuigkeiten zu Richard Bransons Weltraumtourismus-Unternehmen Virgin Galactic. Seit 2004 laufen die Entwicklungsarbeiten an dem kleinen suborbitalen Raumgleiter SpaceShipTwo. Nach tödlichen Zwischenfällen in den Jahren 2007 und 2014 sah es zeitweise schon so aus, als wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Doch am 22. Mai gelang es nun nach über zwei Jahren Pause ein drittes Mal, bei einem bemannten Testflug den Weltraum zu erreichen. Genauer stieg SS2 auf eine Höhe von 89 Kilometern, was man mit etwas gutem Willen als Raumflug werten kann (auch wenn die gängige Definition eine Mindestflughöhe von 100 Kilometern vorgibt). Vier weitere Flüge sind für dieses Jahr geplant und möglicherweise wird es in naher Zukunft auch die ersten zahlenden Weltraumtouristen an Bord geben.