Dienstag, 16. November 2021

Generalinspekteur der NASA: Zeitplan für Mondlandung unrealistisch, Kosten für SLS und Orion explodieren

Es liegt mal wieder ein Bericht des Generalinspekteurs der NASA (OIG – Office of Inspector General) vor und der hat es in sich. Ein paar relevante Feststellungen:

  • Das OIG sieht eine Mondlandung frühestens im Jahr 2026 als realistisch an.

Aktueller Zeitplan für die Entwicklung des Mondlanders durch SpaceX (Bild: NASA)

  • Ein einziger Start der SLS-Rakete mit der Orion-Kapsel an der Spitze wird über vier Milliarden Dollar kosten (4,1 Milliarden um genau zu sein). Eine völlig absurde Zahl; mehr als SpaceX für die Entwicklung des Mondlanders benötigen wird und mindestens hundertmal teurer als ein Start der Starship-Trägerrakete. Da wird auch klar, warum sich NASA-Manager bislang immer gesträubt haben, hier einen konkreten Betrag zu nennen.

Teuer, extrem teuer, SLS (Bild: NASA)

  • Bis 2025 wird die NASA vorausichtlich über 90 Milliarden für das Projekt einer bemannten Rückkehr zum Mond ausgegeben haben. Darin sind die Ausgaben seit 2012 einschließlich enthalten. Diese Eingrenzung ist reichlich willkürlich, denn schließlich laufen etwa die Arbeiten an der Orion-Kapsel bereits seit 2006 (!). Auch die Fünf-Segment-Feststoffbooster des SLS stammen noch aus dem Constellation-Programm unter Bush Jr., welches dann von Obama eingestellt wurde.
  • Davon entfallen auf SLS knapp 30 Milliarden und auf Orion knapp 18 Milliarden, die Kosten vor 2012 wie gesagt nicht mitgerechnet. Warum diese beiden Projekte als "cost-plus-award-fee" (d.h. das Unternehmen stellt alle Kosten – auch Kostensteigerungen – in Rechnung und erhält eine prozentualen Anteil davon als eigentliche Bezahlung) vergeben wurden, wird wohl auf immer das Geheimnis einiger NASA-Manager bleiben. Es handelt sich hierbei um ein Trägersystem, das auf 70er-Jahre-Shuttletechnik basiert (SLS) bzw. um eine vergrößerte Version der Apollo-Kapsel aus den 60er Jahren (Orion). Das "cost-plus"-Modell war ursprünglich eigentlich für technologisch riskante und neuartige Projekte gedacht. Interessant auch, dass die weit anspruchsvollere Entwicklung des Mondlanders auf "firm-fixed-price" Basis ablaufen wird, d.h. das Unternehmen trägt das volle Risiko bei Kostensteigerungen und wird nur bezahlt, wenn vorher festgelegte Meilensteine erreicht werden. Aber das Unternehmen, das den Mondlander baut, heißt eben SpaceX und nicht Boeing (SLS) oder Lockheed Martin (Orion) und kann nicht in gleichem Maße auf politische Seilschaften bauen...


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