Sonntag, 31. Mai 2020

SpaceX bringt Amerika zurück ins All

Großer Erfolg für das Raumfahrt-Unternehmen von Elon Musk: Die erste bemannte Mission ist gestern mit einem Bilderbuch-Start angelaufen.

Eine brandneue Falcon 9 startet mit der Dragon-Kapsel an der Spitze (Bild: SpaceX)

Nach neun Jahren haben die USA die Fähigkeit wiedererlangt, selber Astronauten ins All zu schicken. Seit dem Ende des Shuttleprogramms im Jahr 2011 war die NASA für Flüge zur Raumstation ISS darauf angewiesen, Plätze für ihre Astronauten an Bord der russischen Sojus-Kapsel zu kaufen, zum stolzen Preis von zuletzt 80 Millionen Dollar (pro Sitz).

Testpiloten beim ersten bemannten US-Raumflug seit 2011: Bob Behnken und Doug Hurley (Bild: SpaceX)

Im Rahmen des Commercial Crew Programms wurde seit 2010 an einer Alternative gearbeitet. Private Unternehmen sollten für die NASA neue, bemannte Trägersysteme entwickeln. Nach der letzten Auswahlrunde 2014 blieben SpaceX und Boeing übrig, die ihre jeweiligen Entwürfe bis zur Einsatzreife entwickeln sollten. Das Commercial Crew Program litt vor allem in der Anfangszeit unter chronischer Unterfinanzierung durch den US-Kongress, und auch technische Probleme bei der Entwicklung sorgten dafür, dass sich die Wiederaufnahme bemannter Flüge immer wieder verzögerte.

Waren beim Start anwesend: Trump und sein Vize Pence (Bild: NASA)

Dennoch: Unterm Strich kann das Projekt schon jetzt als großer Erfolg gewertet werden. Für deutlich unter zehn Milliarden Dollar wurden zwei komplett neue bemannte Systeme entwickelt. In den drei Jahrzehnten des Shuttle-Programms gab es immer wieder Versuche, einen Nachfolger zu entwickeln, vom National Aero-Space Plane/NASP in den achtziger Jahren über die X-33/X-34-Projekte der Neunziger bis zum OSP oder dem CEV der Nuller-Jahre (diese Aufzählung ist nicht erschöpfend). Alle diese Projekte scheiterten aus technischen und politischen Gründen und hätten wesentlich mehr gekostet, als die neuen Raumfahrzeuge, die jetzt dank des Commercial Crew Programms zur Verfügung stehen: So schätzte die NASA die Kosten für das OSP-Programm auf ca. 40 Milliarden Dollar, für das CEV mit seinem Ares 1-Träger gab es eine ganz ähnliche Schätzung (über 40 Milliarden allein für Ares-1). Der Ansatz, stärker auf private Unternehmen und Wettbewerb zu setzen, hat sich also ausgezahlt.

Die Dragon-Kapsel hat inzwischen die ISS erreicht und dort angedockt. Die Astronauten Behnken und Hurley sind in die Raumstation hinübergewechselt und haben deren dreiköpfige Besatzung begrüßt. Sie werden voraussichtlich mehrere Monate an Bord bleiben; tatsächlich ist die genaue Missionsdauer noch nicht festgelegt worden.

Die ISS-Crew mit Behnken und Hurley (Bild: NASA)

Bereits im August könnte SpaceX die erste reguläre Crew-Mission für die NASA fliegen, dann mit vier Astronauten an Bord. Die Dragon-Kapsel bietet bis zu sieben Raumfahrern Platz, die NASA hat sie für ihre Zwecke aber nur für eine Vierer-Crew zertifiziert.

Boeing hat nach einem problembehafteten unbemannten Testflug dieses Wettrennen verloren und muss nachbessern. Frühestens 2021 werden NASA-Astronauten mit der Boeing-Kapsel Starliner starten.


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