Bis auf weiteres wird kein Übergangsteam der kommenden Trump-Regierung bei der NASA vor Ort sein. Derweil sorgt die Behörde schon für einen möglichen Kurswechsel vor.
Einem von SpaceRef veröffentlichten internen NASA-Schreiben zufolge hat das Trump-Lager noch keine Leute abgestellt, um das weitere Vorgehen in Sachen Raumfahrtprogramm vor Ort zu planen, Zitat: "The President-Elect Transition Team (PETT) has indicated that NASA will
not be receiving an Agency Review Team (ART) at this time. NASA, as all
federal agencies, stands ready to support the PETT at a future date."
Das muss nicht heißen, dass die NASA nicht trotzdem Thema im Trump-Team ist. Ob daraus folgt, dass Raumfahrt für Trump eine untergeordnete Rolle spielt, kann man, obwohl wahrscheinlich, ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen: Selbst das Verteidigungsministerium wartet noch auf einen Anruf von Trumps Leuten.
Auch Berichte, nach denen Bob Walker das Übergangsteam für die NASA leitet, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Der normalerweise gut informierte Keith Cowing von nasawatch.com will erfahren haben, dass Walker selbst dies verneint hat.
Lori Garver, die selbst als Kandidatin für den NASA-Chefposten unter einer Regierung Clinton galt, geht derweil davon aus, dass Mark Albrecht das Übergangsteam führt. Albrecht war Vorsitzender des National Space Council unter Bush Sen. und erlebte das Scheitern von dessen Space Exploration Initiative mit. Zusammen mit Dan Goldin (NASA-Chef von 1992 - 2001) war er verantwortlich für das "faster, better, cheaper"-Paradigma, unter dem die NASA in den 90ern Erfolge wie Pathfinder verbuchen konnte, aber auch Fehlschläge erlitt ("Mars Climate Orbiter", "Mars Polar Lander").
Sollte Albrecht tatsächlich beteiligt sein, könnte das bedeuten, dass für die NASA größere Veränderungen bevorstehen.
Bislang gibt es von Trump und seinen Leuten recht vage Aussagen, Amerikas Raumfahrtprogramm wieder "groß" machen zu wollen, etwas konkreteres Lob für die Zusammenarbeit mit privaten Firmen, und viel Kritik an Klimaforschung bei der NASA. Was das in der Praxis für die amerikanische Raumfahrtpolitik der nächsten vier Jahre bedeutet, ist offen.
Bei der NASA scheint man aber, was das bemannte Programm angeht, Alternativen zu SLS und Orion zumindest in Erwägung zu ziehen. Wie ars technica berichtet, hat man die Industrie um Input gebeten, wohl auch um den Orion-Hersteller Lockheed Martin unter Druck zu setzen. Demnach könnte Orion unter Umständen durch ein alternatives Modell von SpaceX oder Boeing ersetzt werden. Sogar SLS scheint nicht unantastbar. Allerdings hat dieses Milliarden-Projekt mit Senatoren wie Richard Shelby (Vorsitzender des Haushaltsausschusses, der u.a. die Mittel für die NASA bewilligt) und Jeff Sessions (enger Verbündeter von Donald Trump) sehr starken politischen Rückhalt, so berechtigt die Kritik daran in der Sache auch sein mag.
Zur Frage, wer neuer NASA-Chef werden könnte, kursieren derzeit die Namen James Bridenstine und Scott Pace. Bridenstine ist ein Kongressabgeordneter aus Oklahoma, gerade drei Jahre im Amt, der sich sehr für Raumfahrtthemen interessiert, aber bisher keine Erfahrung bei der Leitung größerer Regierungsbehörden hat. Pace kam unter Bush Jun. zur NASA und setzte sich immer wieder für eine Rückkehr zum Mond ein. Auch Newt Gingrich, ein früher Unterstützer Trumps, hat sich wiederholt dafür stark gemacht: Der umstrittene Politiker warb im Wahlkampf 2012 für den Aufbau einer Mondbasis. Daher scheint es möglich, dass das offizielle Hauptziel der NASA in den nächsten Jahren wieder der Mond sein wird (statt wie derzeit der Mars).
Eine interessante Querverbindung zu Elon Musk (und damit SpaceX und der Vision einer Marskolonie) könnte sich über Peter Thiel ergeben. Der Silicon Valley-Unternehmer war zusammen mit Musk Mitglied der so genannten PayPal-Mafia und hatte im Wahlkamp Partei für Trump ergriffen. Er soll Trump in Technologiefragen beraten und könnte in dieser Rolle Musk die Tür öffnen für eine groß angelegte Kooperation der NASA mit SpaceX bei der Verwirklichung von Musks Marsplan.
Letztlich muss man aber betonen, dass dies alles im Moment nur Spekulation ist. Jedes Mal, wenn ein neuer NASA-Chef gesucht wird, kursieren diverse Namen, von denen sich am Ende (logischerweise) alle bis auf einen als falsch erweisen. Und niemand kann sagen, wie der neue Präsident letztlich in der Frage "Mond oder Mars" entscheiden und wer oder was ihn dabei leiten wird. Insbesondere dann nicht, wenn dieser Präsident Donald Trump heißt.
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