Die NASA wird von der Politik aufgefordert, die Entwicklung eines Wohnmoduls für bemannte Missionen zu beschleunigen und erhält dafür zusätzliches Geld. Eine langfristige Strategie fehlt weiterhin.
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SLS auf der Startrampe (Bild: NASA) |
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Die Pläne der staatlichen Behörde für das bemannte Raumfahrtprogramm sind schon seit einiger Zeit recht unübersichtlich und vage: Das
Constellation-Programm, das eine Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Mond als Ziel hatte, wurde 2010 eingestellt, nachdem die technischen und finanziellen Probleme immer mehr überhand genommen hatten. Der US-Kongress verdonnerte die NASA daraufhin dazu, eine neue Schwerlastträger-Rakete zu entwickeln, das so genannte
SLS/Space Launch System - von manchen auch als Senate Launch System bezeichnet, da die technischen Eckdaten ungewöhnlich direkt von den Politikern vorgegeben wurden: So wurde festgeschrieben, dass die Feststoffbooster des Shuttles für die neue Rakete verwendet werden mussten, sowie die angestrebte Nutzlast exakt vorgegeben (130 Tonnen). Das ganze Projekt gilt vielen vor allem als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die großen Raumfahrtkonzerne und NASA-Zentren.
Präsident Obama machte damals außerdem eine halbherzige Ankündigung, um das Jahr 2025 herum (also lange nach seiner Amtszeit) eine bemannte Mission zu einem Asteroiden zu starten und irgendwann auch einmal zum Mars. Diese Pläne wurden in den Folgejahren abgewandelt: Statt direkt Astronauten zu einem Asteroiden zu entsenden, will man nun versuchen, mit einer unbemannten Sonde einen größeren Felsbrocken von einem solchen Asteroiden einzusammeln und in einer Mondumlaufbahn zu parken; dort soll er dann von Astronauten untersucht werden. Das macht zumindest den bemannten Teil der Mission weniger anspruchsvoll, allerdings ist der wissenschaftliche Mehrwert zweifelhaft. Und da die Mission nun eben nicht einige Millionen Kilometer hinaus ins All führen wird (wie bei einem bemannten Flug zu einem Asteroiden), sondern sich auf das Erde-Mond-System beschränken wird, ist fraglich, wie und ob dieses Vorhaben bei der Vorbereitung einer Marsmission helfen kann.
In jedem Fall bräuchte die NASA für alle diese Missionen, egal ob nun zum Mond, zum Mars oder zu einem Asteroiden, ein Wohnmodul für die Astronauten, denn bisher wird nur eine Kommandokapsel namens Orion entwickelt. Diese wurde noch aus dem gestoppten Constellation-Programm hinübergerettet und ist zu klein für Missionen, die länger als ein paar Tage dauern sollen. Obwohl die Arbeiten daran nun schon seit über zehn Jahren laufen, ist der bemannte Erstflug frühestens für Anfang des nächsten Jahrzehnts geplant. Immerhin gab es 2014 einen erfolgreichen unbemannten Testflug in Erdnähe.
Im März 2015 hat die NASA kleinere Aufträge an mehrere Firmen vergeben, Konzepte für ein Wohnmodul zu erarbeiten, darunter Boeing, Lockheed Martin und
Bigelow Aerospace.
Bei Bigelow handelt es sich um eine vergleichsweise kleine private Firma, die an "aufblasbaren" Modulen arbeitet. Anfang dieses Jahres soll der Prototyp eines solchen Moduls mit einer Falcon 9 von SpaceX zur Internationalen Raumstation ISS fliegen und dort getestet werden. Sollte dies gelingen stehen die Chancen nicht schlecht, dass Bigelow Schwergewichte wie Boeing ausstechen könnte.
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Querschnitt durch das B330 Modul (Bild: Bigelow Aerospace) |
Der Kongress hat der NASA nun mit dem neuen Haushaltsgesetz für 2016 die Vorgabe gemacht, bis spätestens 2018 einen Prototypen für ein Wohnmodul auf die Beine zu stellen und dafür in diesem Jahr mindestens 55 Millionen Dollar aufzuwenden. Die NASA soll nach 180 Tagen Bericht erstatten, wie es mit dem Projekt vorangeht.
Das könnte ein Zeichen sein, dass einige Politiker ungeduldig werden und von der NASA mehr konkrete Schritte erwarten. Denn mit dem SLS und Orion allein sind längere bemannte Missionen jenseits der Erdumlaufbahn nicht zu machen.
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Konzept von Boeing für ein Wohnmodul (Bild: Boeing) |
Ob die NASA sich an die Vorgaben halten wird, bleibt abzuwarten. Gut möglich auch, dass nach der nächsten Präsidentschaftswahl sämtliche bisherigen Planungen Makulatur sind und die Marschrichtung erneut geändert wird. Vielleicht wird dann erneut der Mond bzw. eine Landung dort das Ziel oder - eher unwahrscheinlich - das SLS ereilt das gleiche Schicksal wie Constellation.
In Anbetracht dieser Unbeständigkeit und Konzeptlosigkeit in der Politik und damit leider auch bei der NASA ist es ermutigend, dass es mit SpaceX zumindest eine Organisation gibt, die das langfristige Ziel einer bemannten Mission zum Mars nicht aus den Augen verliert.