Montag, 24. Mai 2021

Politischer Streit um Bau des Mondlanders geht weiter, Virgin Galactic gelingt der dritte suborbitale Raumflug

Der höchst umstrittene, von Senatorin Cantwell eingebrachte Zusatz, der von Beobachtern als nur allzu offensichtliche Einflussnahme zu Gunsten von Blue Origin angesehen wird, wurde modifiziert. Nun wäre der Auftrag für SpaceX zumindest geschützt, auch wenn die NASA gezwungen würde, ein weiteres Unternehmen unter Vertrag zu nehmen. Außerdem soll die Raumfahrtbehörde nun 60 (statt 30) Tage Zeit bekommen, um den Wünschen der Politiker in dieser Frage nachzukommen. Es ist aber weiterhin unklar, was geschehen würde, wenn die NASA zwar zwei Firmen mit Aufträgen versorgen müsste, dafür aber nicht die entsprechenden Gelder erhielte. Denn die Zuteilung von finanziellen Mitteln geschieht erst in einem späteren Schritt. 

Es ist auch weiterhin unklar, ob es der Cantwell-Zusatz überhaupt in die finale Version des Gesetzestextes schafft, über den sich Senat und Repräsentantenhaus erst noch verständigen müssen.

Derweil hat SpaceX seine Lobbyisten aktiviert und diesen Flyer im US-Kongress verteilt:

 


Die Reaktion von Blue Origin ("Hat Elon Musk Angst vor ein wenig Wettbewerb?") ist dagegen weitgehend faktenfrei: Es gab einen Wettbewerb und diesen hat Blue Origin verloren. 

Leider scheint Jeff Bezos nicht daran interessiert, sein Raumfahrtunternehmen großzügiger als bisher mit eigenen finanziellen Mitteln zu unterstützen. Statt dessen soll das der US-Steurzahler leisten. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass Blue Origin vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde und es bis heute nicht geschafft hat, die Erdumlaufbahn zu erreichen. Es ist also einigermaßen fraglich, ob finanzielle Unterstützung für Blue Origin überhaupt als sinnvolle Investition angesehen werden kann.

 

Virgin Galactic meldet sich zurück

Erfreulicher sind da die Neuigkeiten zu Richard Bransons Weltraumtourismus-Unternehmen Virgin Galactic. Seit 2004 laufen die Entwicklungsarbeiten an dem kleinen suborbitalen Raumgleiter SpaceShipTwo. Nach tödlichen Zwischenfällen in den Jahren 2007 und 2014 sah es zeitweise schon so aus, als wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Doch am 22. Mai gelang es nun nach über zwei Jahren Pause ein drittes Mal, bei einem bemannten Testflug den Weltraum zu erreichen. Genauer stieg SS2 auf eine Höhe von 89 Kilometern, was man mit etwas gutem Willen als Raumflug werten kann (auch wenn die gängige Definition eine Mindestflughöhe von 100 Kilometern vorgibt). Vier weitere Flüge sind für dieses Jahr geplant und möglicherweise wird es in naher Zukunft auch die ersten zahlenden Weltraumtouristen an Bord geben.

 




Sonntag, 16. Mai 2021

Unterlegene SpaceX-Konkurrenten geben nicht auf – jetzt soll es die Politik für sie richten

Nachdem das von Blue Origin angeführte "National Team" (bestehend des Weiteren aus Lockhheed Martin, Northrop Grumman und Draper) sowie Dynetics bei der Auftragsvergabe für den neuen Mondlander im April leer ausgegangen waren, hatten beide Firmen bereits formal Protest gegen die Entscheidung der NASA für SpaceX eingelegt; dieser wird noch vom unabhängigen General Accounting Office geprüft. Doch offensichtlich will man auch anderweitig nachhelfen, um doch noch an einen Auftrag zu kommen, auch gegen den Willen der NASA.

Am 12. Mai wurde von Senatorin Maria Cantwell ein Zusatz zu einem geplanten Gesetz eigebracht, das die technologische und wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der USA erhalten und stärken soll (Endless Frontier Act). Und dieser Zusatz hat es in sich: Er schreibt der NASA explizit vor, dass mindestens zwei Firmen einen Auftrag zum Bau einer Mondfähre erhalten müssen (statt wie jetzt mit SpaceX nur ein Unternehmen). Das soll angeblich den Wettbewerb stärken, doch es ist offensichtlich, dass es hier vielmehr darum geht, den unterlegenen Konkurrenten von SpaceX auf dem Umweg über politische Einflussnahme doch noch einen fetten Regierungsauftrag zu verschaffen: Senatorin Cantwell sitzt seit 20 Jahren für den US-Bundesstaat Washington im US-Senat – hier hat Jeff Bezos' Firma Blue Origin ihr Hauptquartier.

Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. Der Zusatz schreibt eine Auftragsvergabe binnen 30 Tagen nach Inkrafttreten vor. Das würde wohl unweigerlich zu einem Protest von SpaceX und dem erneut unterlegenen Unternehmen führen. Eine komplette Neuausschreibung würde außerdem deutlich länger als 30 Tage dauern.

Noch ist der Zusatz nicht Gesetz. Dazu müssen sich erst Senat und Repräsentantenhaus auf eine gemeinsame Version einigen, die dann vom Präsidenten unterschrieben wird. Es bleibt also noch Hoffnung, dass es bei der ursprünglichen Entscheidung für SpaceX bleibt. 

Allerdings gilt der neue NASA-Chef Bill Nelson als guter Freund des Establishments. Und auch die Ankündigung, dass die Politikerin Kendra Horn, die sich in der Vergangenheit für ein staatlich geführtes Mondprogramm eingesetzt hat, nun Vorsitzende des National Space Council werden soll, stimmt nicht gerade optimistisch. 



Freitag, 7. Mai 2021

SN15 schafft die Landung

Nach vier Fehlschlägen in Folge hat SpaceX mit dem Starship-Protoypen SN15 zum ersten Mal eine erfolgreiche Landung der neuen Riesenrakete demonstriert. Zuvor waren SN8 und SN9 am Boden zerschellt, SN10 war einige Minuten nach einer sehr unsanften Landung explodiert und SN11 zerlegte es in einigen Hundert Metern Höhe zu Beginn des Landemanövers. SN 12-14 wurden nie fertig gestellt, da der in vielen Details verbesserte Nachfolger SN15 bereits einsatzbereit war. 



Die geglückte Landung dürfte SpaceX eine Menge Rückenwind geben in der Frage, ob die Auftragsvergabe für die Entwicklung des neuen NASA-Mondlanders an das Unternehmen rechtens war. Die bei der Ausschreibung unterlegenen Konkurrenten Dynetics und das National Team (bestehend aus Blue Origin, Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper) haben eine Beschwerde eingereicht, die nun vom GAO (General Acconting Office, entspricht etwa dem deutschen Bundesrechnungshof) geprüft wird. So lange dieses Verfahren läuft, ruhen die Arbeiten an dem Projekt. Jedenfalls solche, für die die NASA bezahlt. Natürlich entwickelt SpaceX die Starship-Rakete, die die Grundlange für ihren Mondlander bildet, auf eigene Rechnung auch in dieser Zeit weiter. Denn das langfristige Ziel von Elon Musk ist bekanntlich der Mars und nicht der Mond.