Freitag, 22. Mai 2020

Raumfahrtnachrichten Mai

Crew-Dragon

Der erste bemannte SpaceX-Start rückt näher: Am 27. Mai um 16:33 Ortszeit (22:33 mitteleuropäischer Zeit) sollen zum ersten Mal seit Ende des Shuttleprogramms vor neun Jahren erneut US-Astronauten an Bord eines amerikanischen Trägers in die Erdumlaufbahn starten. Doug Hurley und Bob Behnken, zwei NASA-Astronauten mit langjähriger Erfahrung, werden in der Dragon-Kapsel an der Spitze einer Falcon 9-Rakete zur ISS aufbrechen. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt dort werden sie mit Dragon zur Erde zurückkehren und im Atlantik wassern.
Mit einer erfolgreichen Mission wäre die Abhängigkeit der NASA von russischen Sojus-Flügen beendet.
Nach SpaceX wird auch Boeing mit seiner Starliner-Kapsel Astronauten der NASA zur Internationalen
Raumstation befördern, voraussichtlich ab nächstem Jahr.

Falcon 9 mit der Dragon-Kapsel an der Spitze auf der Startampe (Bild: NASA)


Rücktritt von Doug Loverro

Völlig überraschend ist der nach NASA-Chef Bridenstine wichtigste Mann bei der NASA, Doug Loverro, zurückgetreten. Er war für das bemannte Raumfahrtprogramm der NASA zuständig, vor allem für das Artemis-Mondprojekt, das eine Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Mond im Jahr 2024 vorsieht (ein sehr knapper Zeitplan). Erst vor sechs Monaten hatte er den langjährigen NASA-Manager Gerstenmaier ersetzt (dieser arbeitet inzwischen bei SpaceX).

Doug Loverro nahm seinen Auftrag ernst, bis 2024 erneut den Mond zu erreichen (Bild: NASA)

Warum Loverro gehen musste, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Spekulationen, dass Boeings Lobbyisten entsprechend Druck ausgeübt haben könnten, machen nur begrenzt Sinn. Zwar ging der Raumfahrtriese im April bei der Auftragsvergabe für einen bemannten Mondlander leer aus, doch berichtet der normalerweise gut informierte Journalist Eric Berger, Loverro sei überzeugt gewesen, nur mit der Boeing-Rakete SLS sei die 2024-Deadline zu machen. Deshalb habe er möglicherweise Boeing sogar unerlaubterweise Hilfestellung gegeben (auch wenn das Unternehmen am Ende wie gesagt keinen Auftrag erhielt). Bereits seit März lief bei der NASA eine Untersuchung zur Artemis-Auftragsvergabe. Ob es dabei um diesen Vorgang ging, ist unklar.

In jedem Fall sieht dieser plötzliche Abgang so kurz vor Wiederaufnahme bemannter Raumflüge durch die NASA nicht gut aus.


Starship-Update

Der Starship-Prototyp SN4 hat inzwischen einen zweiten Druckbetankungstest mit 7,5 bar erfolgreich überstanden, sowie insgesamt drei Testzündungen mit einem einzelnen Raptortriebwerk absolviert; zwei mit Raptor SN18 und eine mit Raptor SN20. Ein erster Testflug oder "Hopser" steht weiterhin aus, wird aber voraussichtlich in den nächsten Wochen stattfinden.

Starship SN5 und SN6 befinden sich derzeit im Bau. SN5 wird anders als SN4 über einen Bugkonus verfügen, SN6 außerdem über Flügel, ähnlich wie der frühe Prototyp Mk1 (Ende letzten Jahres bei einem Drucktest zerstört).


Erster Start von Langer Marsch 5B

Das chinesische Raumfahrtprogramm bewegt sich zwar langsam, aber doch methodisch und zielgerichtet vorwärts. Vor zwei Wochen gelang der erste Start einer neuen Trägerrakete, die vor allem für den Bau der ersten permanent bemannten chinesischen Raumstation zum Einsatz kommen soll. Die Langer Marsch 5B (CZ-5B) hat eine Nutzlastkapazität von ca. 25 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn. Sie besteht aus einer mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betriebenen Zentralstufe, sowie vier Boostern mit Kerosin-Sauerstoff-Triebwerken.


Beim ersten Start am 5. Mai brachte die Rakete die Prototypen für ein neues bemanntes Raumschiff, das einmal die Shenzou ablösen soll, sowie für eine Frachtkapsel mit entfaltbarem Hitzeschild ins All. Der Raumschiff-Prototyp, der der Dragon-Kapsel von SpaceX übrigens verblüffend ähnlich sieht, kehrte am 8. Mai planmäßig zur Erde zurück. Die Frachtkapsel verglühte, da ihr experimenteller Hitzeschild nicht wie vorgesehen funktionierte.

Die äußerliche Ähnlichkeit mit Dragon ist unverkennbar (Bild: chinesische Medien)


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