Freitag, 18. Oktober 2019

NASA-Mondprogramm stolpert voran

Trotz höchst ungewisser Finanzierung vergibt die NASA einen neuen milliardenschweren Auftrag an Boeing. Unklar ist, ob es dabei in erster Linie um eine Mondlandung im Jahr 2024 oder Arbeitsplätze und Gelder für Alabama geht.

Der Vorsitzende des unter anderem für die NASA zuständigen Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses, José Serrano (Demokraten), hat sich negativ über das von der Trump-Regierung ausgegebene Ziel einer bemannten Mondladung im Jahr 2024 geäußert. Er befürwortete stattdessen den ursprünglichen Plan für eine Landung im Jahr 2028.
Die geschätzten Mehrkosten für eine vorgezogene Deadline belaufen sich auf ca. 30 Milliarden Dollar, einen entsprechenden Budgetplan von der Raumfahrtbehörde gibt es aber noch immer nicht.

Serrano sagte, Schnelligkeit dürfe nicht auf die Kosten von Sicherheit und Qualität gehen und verlangte, dass die NASA Auskunft geben müsste, welche anderen Projekte geopfert werden müssten, um das Mondprogramm zu finanzieren. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass der Kongress die Extrakosten komplett mit frischem Geld finanziert.

Derweil hat die NASA einen Auftrag an das wichtigste Unternehmen des SLS-Projekts, den Luft- und Raumfahrtriesen Boeing, vergeben. Bis zu zehn SLS-Zentralstufen sollen gebaut werden, und das auf "cost-plus"-Basis. Bei cost-plus contracts handelt es sich um Aufträge, bei denen die beauftragte Firma der Regierung sämtliche Kosten in Rechnung stellt, auch wenn sie höher ausfallen, als ursprünglich geplant. Zuzüglich erhält das Unternehmen eine Zahlung in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der Gesamtkosten. Diese Art von Aufträgen kann sinnvoll und angebracht sein, wenn es um sehr innovative Projekte geht, bei denen praktisch von Anfang an klar ist, dass es zu Kostensteigerungen kommen wird. Anders sieht es aus, wenn es um althergebrachte Technik wie beim SLS-Projekt geht. Die Rakete besteht aus Komponenten des Shuttlesystems, die in den 70er Jahren entwickelt und sehr ausgiebig getestet wurden. Es ist nicht einsehbar, warum es dafür einen Auftrag auf cost-plus-Basis braucht, zumal die Entwicklung des Mondlanders, die wohl eine größere Herausforderung darstellt, über Verträge mit einer vorher festgelegten Kostendecke erfolgt. Der Unterschied: Boeing hat eine enorm starke und einflussreiche Lobby in der Politik, die der NASA ihren Willen aufzwingen kann.

Ob die NASA selber an ihr Mondprogramm glaubt, darf auch bezweifelt werden. Selbst Behördenchef Bridenstine klingt dazu nicht übermäßig optimistisch. Und sollte der neue Plan dieses Jahr im Kongress durchfallen, ist die Deadline sowieso nicht zu machen.

 

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