Samstag, 20. Oktober 2018

BepiColombo auf dem Weg zum Merkur

Gestern nacht startete die Raumsonde mit einer Ariane 5-Rakete ins All. Sie wird den sonnennächsten Planeten Merkur im Jahr 2025 erreichen.


Es ist erst die dritte Mission überhaupt dorthin. Bisher haben nur die Amerikaner mit Mariner 10 (1974/75) und Messenger (2011-2015) dem Planeten einen Besuch abgestattet. Das europäisch-japanische BepiColombo-Projekt startete um die Jahrtausendwende, Auftragsvergabe war 2008. Ursprünglich sollte es bereits 2013 losgehen, doch die Entwicklung dauerte länger als geplant.

Um den Merkur zu erreichen, folgt die Raumsonde einer komplexen Flugbahn:


Die Sonde besteht aus zwei Teilen, dem japanischen Mercury Magnetospheric Orbiter (Magnetosphärenorbiter) und dem europäischen Mercury Planetary Orbiter. Die beiden Raumfahrzeuge reisen aneinadergekoppelt zum Merkur, werden den Planeten nach ihrer Ankunft aber auf unterschiedlichen Umlaufbahnen umkreisen.

Ziel der Mission ist unter anderem eine genauere Kartographierung, die Erstellung einer Höhen- und Temperaturkarte, die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der Oberfläche sowie die Vermessung des Magnetfelds.

Der Merkur, aufgenommen von der NASA-Sonde Messenger (Bild: NASA)


Dienstag, 16. Oktober 2018

Paul Allen, 1953-2018: Microsoft-Mitgründer und Raumfahrt-Investor

Paul Allen ist am gestrigen Montag nach jahrzehntelangem Kampf gegen den Krebs gestorben. Er gründete 1975 zusammen mit Bill Gates Microsoft und finanzierte das SpaceShipOne-Projekt von Burt Rutan, das 2004 den Ansari X-Prize gewann. 2011 gründete er Stratolaunch, dessen ersten Start er nun leider nicht mehr miterleben wird.

Paul Allen (rechts) mit Burt Rutan bei der Präsentation von Stratolaunch im Jahr 2011


Sonntag, 14. Oktober 2018

Überblick Raumfahrtnachrichten Oktober 2018


SAOCOM 1A-Mission mit erster Landung an US-Westküste

Am 7. Oktober startete eine Falcon 9 Block 5 vom SpaceX-Startkomplex auf der Vandenberg Air Force Basis in Kalifornien und beförderte den Erdbeobachtungssatelliten SAOCOM 1A der argentinischen Raumfahrtbehörde in eine Umlaufbahn. Die erste Stufe der Trägerrakete setzte knapp acht Minuten später auf dem neu angelegten Landeplatz auf, der sich nur wenige hundert Meter von der Startrampe entfernt befindet. Es war dies der zweite Flug dieses Boosters; Ende Juli war er bereits bei der Iridium 7-Mission zum Einsatz gekommen. Möglicherweise wird er auch als erster Booster ein drittes Mal ins All starten. SpaceX hat nun 30 erfolgreiche Landungen absolviert, bisher immer auf Seeplattformen oder an der Ostküste der USA. Gegen die Landung auf der Air Force Basis gab es angebliche Sicherheitsbedenken, diese dürften nun ausgeräumt sein. 
 
Der Start in der Abenddämmerung sorgte für ein spektakuläres Schauspiel am Himmel über Los Angeles (Bild: SpaceX)




US-Militär fördert SpaceX-Konkurrenz

SpaceX ist beim Rennen um die Entwicklung von neuen Trägerraketen für das US-Militär vorerst leer ausgegangen. Zwar ist SpaceX bereits für derartige Missionen zertifiziert und hat solche auch schon erfolgreich durchgeführt. Bei der Vergabe von gut zwei Milliarden Dollar an Fördergeldern für die Entwicklung von Prototypen gab die Air Force aber anderen Firmen den Vorzug: 
  • ULA (Joint Venture von Boeing und Lockheed Martin): Erhält insgesamt 967 Millionen Dollar bis März 2025 für die Entwicklung und Erprobung der Vulcan-Trägerrakete.
  • Orbital Sciences Corporation/Northrop Grumman: Erhält insgesamt 791.601.015 Dollar (eine erstaunlich genaue Schätzung) bis Ende 2024  für die Entwicklung und Erprobung der OmegA-Trägerrakete.
  • Blue Origin: Erhält insgesamt 500 Millionen Dollar bis Juli 2024 für die Entwicklung und Erprobung der New Glenn-Trägerrakete.
Ob SpaceX sich an der Ausschreibung überhaupt beteiligt hat, ist nicht sicher. Äußerungen von SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell, nach denen die Firma auf finanzielle Unterstützung der Air Force bei der Entwicklung von BFR hoffe, hatten diesen Schluss nahegelegt. Andererseits sagte Hans Königsmann, einer der Chefingenieure bei SpaceX, beim IAC in Bremen, dass man lieber mit eigenen Mitteln die Entwicklung finanzieren würde, um sich seine Unabhängigkeit zu bewahren.

BFR: Technisch überlegen, doch für die Air Force zu riskant in der Entwicklung? (Bild: SpaceX)

Eine Finanzspritze in Höhe von fast einer Milliarde Dollar hätte die Entwicklung von BFR aber sicher eher erleichtert. Bleibt zu hoffen, dass SpaceX durch die Einnahmen aus seinem Satellitengeschäft und private Investoren genügend Kapital hat, dass sich die Arbeiten daran nicht verzögern.


SLS: Bericht stellt Boeing schlechtes Zeugnis aus

In einem Bericht der internen Kontrollbehörde der NASA (NASA Office of Inspector General) kommt die für die Entwicklung der SLS-Rakete hauptverantwortliche Firma, der Luft- und Raumfahrtgigant Boeing, nicht gut weg: Die Kosten hätten sich gegenüber den ursprünglichen Schätzungen verdoppelt und ein Start 2020 sei unrealistisch. Dazu muss man wissen, dass SLS bereits Jahre hinter dem Zeitplan zurückliegt: Eigentlich sollte die neue Riesenrakete Ende 2016 das erste Mal abheben. Die Probleme hinsichtlich Kosten und Zeitplan sind laut OIG in erster Linie auf Boeings schlechte Leistung ("poor performance") zurückzuführen, aber auch die NASA habe durch schlechtes Management des Projekts dazu beigetragen.


Nach Sojus-Notlandung: Wie geht es weiter mit der ISS?

Beim Start der Sojus-Mission MS-10 zur Internationalen Raumstation am 11. Oktober gab es eine Panne mit dem Booster, was dazu führte, dass die Kapsel mit den beiden Astronauten Aleksey Ovchinin und Nick Hague an Bord notlanden musste. Auf einer ballistischen Flugbahn trat sie nach der Trennung von der Trägerrakete wieder in die Atmosphäre ein und landete gut dreihundert Kilometer nordöstlich vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich zuletzt 1975. Schon seit einigen Jahren kämpft das russische Raumfahrtprogramm mit Qualitätsmängeln und sinkender Verlässlichkeit.

Start von MS-10 von Baikonur am 11. Oktober (Bild: NASA)

Die derzeitige ISS-Besatzung, geführt vom deutschen Astronauten Alexander Gerst, soll im Dezember oder Januar den Heimweg zur Erde antreten. Die dafür vorgesehene, derzeit an der Raumstation angekoppelte Sojus-Kapsel aus der vorherigen Mission kann nicht beliebig lange im All bleiben. Wenn bis dahin die Sojus-Flüge nicht wieder aufgenommen wurden - und danach sieht es im Moment nicht aus - wird die ISS für mindestens ein paar Monate unbemannt bleiben müssen. Solange bis entweder Sojus wieder einsatzbereit ist oder die amerikanischen Alternativen von SpaceX bzw. Boeing.