Donnerstag, 1. Februar 2018

Überblick Raumfahrtnachrichten Januar 2018

Nach längerer Pause hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Entwicklungen in den letzten Wochen.

SpaceX

Zuma-Mission: Northrop Grumman verantwortet Fehlschlag

Nach dem Start am 7. Januar sah zuerst alles nach einer weiteren Bilderbuchmission aus. Die geheime Nutzlast einer US-Regierungsbehörde wurde von einer Falcon 9 erfolgreich in die Umlaufbahn transportiert. Jedoch kam es bei der Aussetzung des Satelliten zu einer Panne, da der von Northrop Grumman konstruierte Nutzlastadapter nicht wie vorgesehen funktionierte. Anscheinend resultierte dies in einem Totalverlust von Zuma. Die Air Force hat SpaceX inzwischen ihr Vertrauen ausgesprochen, was noch einmal deutlich macht, dass das Problem nicht bei der Falcon 9 lag. Das hatte zuvor schon SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell betont.

Landung der ersten Stufe während der Zuma-Mission (Bild: SpaceX)


Falcon Heavy: Test auf der Startrampe

Nach unzähligen Verzögerungen scheint es nun tatsächlich so, als ob der erste Flug der Falcon Heavy kurz bevorsteht. Am 24. Januar wurde eine Testzündung auf der Startrampe durchgeführt. Die 27 Merlin-Triebwerke der drei Booster feuerten dabei für etwa 10 Sekunden. Damit ist der Weg frei für einen Startversuch am 6. Februar.



GovSat-1: Booster übersteht Wasserlandung

Die Nutzlast wurde quasi routinemäßig in eine geostationäre Umlaufbahn befördert. Bei dieser Mission war, anders als sonst üblich, keine Landung auf einer der beiden Seeplattformen von SpaceX vorgesehen. Elon Musk verkündete heute jedoch überraschenderweise auf Twitter, dass man ein neues Landemanöver (mit drei Triebwerken) getestet habe, um so in Zukunft Beschädigungen der Plattform beim Aufsetzen der ersten Stufe zu vermeiden - mit dem Ergebnis, dass der Booster die Wasserung intakt überstanden hat! Musk veröffentlichte ein Bild, das die Stufe auf der Seite im Ozean treibend zeigt.

Die erste Stufe der Falcon 9 im Atlantik (Bild: SpaceX)


Blue Origin

Triebwerkstests gehen weiter

Anfang Januar veröffentlichte die verschwiegene Firma von Amazon-Gründer Jeff Bezos ein Video von einer weiteren Testzündung des BE-4 Triebwerks. Dieses soll einmal die ebenfalls noch ein Entwicklung befindliche New Glenn-Trägerrakete antreiben.

 
Außerdem gibt es nun ein erstes Bild des geplanten Blue Moon-Landers. Damit sollen einmal "große" Nutzlasten zum Mond befördert werden. Der Lander kann verschiedene Trägersysteme nutzen. Interessanterweise werden von Blue Origin namentlich SLS, Atlas V, Vulcan und New Glenn genannt, nicht aber die Falcon-Raketen von Konkurrent SpaceX.

Zukunftsvision von Blue Origin (Bild: Blue Origin)


Rocket Labs

Schon beim zweiten Testflug gelang es dem kleinen US-Unternehmen, die Umlaufbahn zu erreichen. Am 21. Januar beförderte die "Electron" getaufte Rakete drei Minisatelliten für kommerzielle Kunden in eine Erdumlaufbahn. Die Firma möchte sich auf diesen Markt für Kleinstsatelliten spezialisieren und Starts ab ca. 5 Millionen Dollar anbieten.



NASA

Nominierung von Bridenstine weiter in der Schwebe

Noch immer hat die NASA keinen neuen Chef. Insbesondere zwei Politiker, Senator Bill Nelson (Demokraten) und Senator Marco Rubio (Republikaner), beide aus Florida, blockieren die Bestätigung des von der Trump-Regierung für den Posten nominierten Jim Bridenstine. Möglich, dass Nelson und Rubio um die Zukunft des NASA-Projekts SLS fürchten, sollte Bridenstine neuer Chef der Raumfahrtbehörde werden. Insbesondere jetzt, da der Erstflug der Falcon Heavy unmittelbar bevorsteht und auch das Weiße Haus Interesse an privatwirtschaftlichen Alternativen zeigt.

 
Europa

Europa liegt weit zurück, was wiederverwendbare Trägersysteme angeht. Das soll sich mit den zwei Forschungsprojekten Callisto und Prometheus ändern. Bei Prometheus handelt es sich um ein wiederverwendbares, methangetriebenes Triebwerk (s. BE-4 und Raptor), mit Callisto will man Erfahrungen bei der Entwicklung und Erprobung eines wiederverwendbaren Boosters sammeln.
Im Konzeptvideo (s. unten, ab 1:53) ist eine frappierende Ähnlichkeit von Callisto mit der ersten Stufe der Falcon 9 von SpaceX nicht zu übersehen. Callisto wird allerdings sehr viel kleiner: 13,5 Meter Länge, 1 Meter Durchmesser. Es handelt sich eben nur um einen Prototypen und keinen einsatzfähigen Träger. Auch die dafür zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sind bisher eher bescheiden; 1-2 Prozent des Ariane 6-Budgets von 3,6 Milliarden Euro sollen in seine Entwicklung fließen.
Callisto könnte 2020 zum ersten Mal abheben. Prometheus wird länger bis zur Einsatzreife brauchen und wäre auch zu stark für eine so kleine Testrakete. Das neue Triebwerk könnte in einer weiterentwickelten Version der Ariane 6 (Erstflug 2020) Verwendung finden oder ein neues Trägersystem antreiben.



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