Mittwoch, 23. November 2016

Internet-Satellitenprojekt von SpaceX gibt Lebenszeichen

SpaceX hat bei der zuständigen Regierungsstelle einen offiziellen Antrag zur Genehmigung seines gigantischen Satellitenprojekts eingereicht.

Zuletzt war es still geworden um die Pläne von SpaceX, den Globus aus dem All flächendeckend mit schnellem Internetzugang zu versorgen. Elon Musk selbst sagte kürzlich, das Vorhaben habe derzeit keine Priorität. Auch von Gwynne Shotwell (Präsidentin von SpaceX) hörte man Ähnliches.
Dennoch ist das Projekt ganz offensichtlich nicht tot: Am 15. November ging bei der FCC (Federal Communications Commision, diese Regierungsstelle kümmert sich in den USA um die Regulierung des Kommunikationsmarkts) ein Antrag von SpaceX zur Genehmigung der besagten Satellitenkonstellation ein.

Die Dimensionen des Vorhabens sprengen dabei alles bisher Dagewesene: Sage und schreibe 4425 Satelliten soll das Netzwerk am Ende umfassen. Zum Vergleich: Derzeit umkreisen insgesamt ca. 1400 aktive Satelliten die Erde.

SpaceX wird die Kommunikationssatelliten an einem eigens dafür geschaffenen Standort in Redmond selber entwickeln. Ein Hauptziel dabei wird sein, die Herstellungskosten möglichst niedrig zu halten. Die Satelliten werden eine Masse von knapp 400 Kilogramm haben und damit deutlich kleiner als klassische Kommunikationssatelliten in einer geostationären Umlaufbahn sein, die mehrere Tonnen wiegen können. Die ersten 1600 Exemplare sollen die Erde in einer Höhe von 1150 Kilometern umkreisen, weitere 2825 Satelliten werden sich in Umlaufbahnen zwischen 1110 und 1325 Kilometern Höhe bewegen.

Selbst wenn man von optimistischen Annahmen ausgeht, was die zukünftigen Startkosten für Falcon 9 und Falcon Heavy angeht, kommt man zu dem Ergebnis, dass es mehrere Milliarden Dollar kosten wird, eine solche Satellitenkonstellation aufzubauen - die Kosten für die Entwicklung der Satelliten und entsprechender Empfänger für Endverbraucher noch nicht mitgerechnet. Selbst Googles Investition in Höhe von einer Milliarde Dollar im Januar 2015, die im Zusammenhang mit den Satellitenplänen steht, dürfte also bei weiten nicht ausreichen.

Zudem gibt es mit Oneweb einen Konkurrenten, dessen Pläne zwar etwas weniger grandios ausfallen (648 Satelliten laut Firmenwebseite, andere Quellen sprechen von bis zu 900 Satelliten), dafür aber anscheinend schon weiter gediehen sind. Airbus entwickelt derzeit die Satelliten für das Projekt, an dem unter anderem auch Virgin-Chef Richard Branson beteiligt ist. Ende 2017 sollen die ersten zehn Exemplare ins All gebracht werden, zwei Jahre darauf könnte die gesamte Konstellation stehen.

Infografik von Airbus zum Oneweb-Projekt

Von SpaceX gibt es keine Informationen, wann das geplante Kommunikationsnetzwerk seinen Betrieb aufnehmen könnte, doch selbst 2020 scheint unter diesen Umständen optimistisch - der Fokus liegt derzeit klar auf anderen Projekten, wie Dragon 2, Falcon Heavy und ITS.


Samstag, 19. November 2016

Update NASA/SLS

Die NASA hat nun offiziell eine Anfrage nach Alternativen und Verbesserungsmöglichkeiten an die Industrie gestellt, welche SLS mit einschließt. Diese umfasst in Auszügen:

Acquisition:
·         Competing exploration services in the mid-2020s timeframe and beyond if the market demonstrates such services are available, reliable, and consistent with NASA architectural needs

·         Public-private partnerships that reduce the costs and risks to the government, potentially including partners that may utilize ESD production facilities or workforce for other purposes
Concept of Operations:
·         Synergies between current (SLS, Orion, and/or EGS) and future systems that can reduce total exploration costs

·         Exploration approaches that evolve, augment, compliment, or enhance activities underway that can reduce total exploration costs, while meeting exploration objectives
Management:
·         NASA requirements, policies, or oversight approaches that are outdated, redundant, or otherwise increase costs and/or inhibit implementation of efficiency improvements.

Im Grunde wird hier das gesamte Projekt (SLS + Orion + zugehörige Systeme) in seiner bisherigen Form zur Disposition gestellt. Firmen wie SpaceX und Blue Origin bekommen hiermit ganz offiziell die Möglichkeit, sich einzubringen und Alternativen aufzuzeigen (etwa die Nutzung von Falcon Heavy und New Glenn). Die Deadline ist der 23. Dezember; vermutlich gerade noch rechtzeitig, bevor die Trump-Regierung erste Entscheidungen in Sachen NASA trifft.

Ungewisse Zukunft: SLS auf der Startrampe (Bild: NASA)




Donnerstag, 17. November 2016

Die NASA unter Trump: Wie geht es weiter?

Bis auf weiteres wird kein Übergangsteam der kommenden Trump-Regierung bei der NASA vor Ort sein. Derweil sorgt die Behörde schon für einen möglichen Kurswechsel vor.

Einem von SpaceRef veröffentlichten internen NASA-Schreiben zufolge hat das Trump-Lager noch keine Leute abgestellt, um das weitere Vorgehen in Sachen Raumfahrtprogramm vor Ort zu planen, Zitat: "The President-Elect Transition Team (PETT) has indicated that NASA will not be receiving an Agency Review Team (ART) at this time. NASA, as all federal agencies, stands ready to support the PETT at a future date."

Das muss nicht heißen, dass die NASA nicht trotzdem Thema im Trump-Team ist. Ob daraus folgt, dass Raumfahrt für Trump eine untergeordnete Rolle spielt, kann man, obwohl wahrscheinlich, ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen: Selbst das Verteidigungsministerium wartet noch auf einen Anruf von Trumps Leuten.

Auch Berichte, nach denen Bob Walker das Übergangsteam für die NASA leitet, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Der normalerweise gut informierte Keith Cowing von nasawatch.com will erfahren haben, dass Walker selbst dies verneint hat.

Lori Garver, die selbst als Kandidatin für den NASA-Chefposten unter einer Regierung Clinton galt, geht derweil davon aus, dass Mark Albrecht das Übergangsteam führt. Albrecht war Vorsitzender des National Space Council unter Bush Sen. und erlebte das Scheitern von dessen Space Exploration Initiative mit. Zusammen mit Dan Goldin (NASA-Chef von 1992 - 2001) war er verantwortlich für das "faster, better, cheaper"-Paradigma, unter dem die NASA in den 90ern Erfolge wie Pathfinder verbuchen konnte, aber auch Fehlschläge erlitt ("Mars Climate Orbiter", "Mars Polar Lander").
Sollte Albrecht tatsächlich beteiligt sein, könnte das bedeuten, dass für die NASA größere Veränderungen bevorstehen.

Bislang gibt es von Trump und seinen Leuten recht vage Aussagen, Amerikas Raumfahrtprogramm wieder "groß" machen zu wollen, etwas konkreteres Lob für die Zusammenarbeit mit privaten Firmen, und viel Kritik an Klimaforschung bei der NASA. Was das in der Praxis für die amerikanische Raumfahrtpolitik der nächsten vier Jahre bedeutet, ist offen.

Bei der NASA scheint man aber, was das bemannte Programm angeht, Alternativen zu SLS und Orion zumindest in Erwägung zu ziehen. Wie ars technica berichtet, hat man die Industrie um Input gebeten, wohl auch um den Orion-Hersteller Lockheed Martin unter Druck zu setzen. Demnach könnte Orion unter Umständen durch ein alternatives Modell von SpaceX oder Boeing ersetzt werden. Sogar SLS scheint nicht unantastbar. Allerdings hat dieses Milliarden-Projekt mit Senatoren wie Richard Shelby (Vorsitzender des Haushaltsausschusses, der u.a. die Mittel für die NASA bewilligt) und Jeff Sessions (enger Verbündeter von Donald Trump) sehr starken politischen Rückhalt, so berechtigt die Kritik daran in der Sache auch sein mag.

Zur Frage, wer neuer NASA-Chef werden könnte, kursieren derzeit die Namen James Bridenstine und Scott Pace. Bridenstine ist ein Kongressabgeordneter aus Oklahoma, gerade drei Jahre im Amt, der sich sehr für Raumfahrtthemen interessiert, aber bisher keine Erfahrung bei der Leitung größerer Regierungsbehörden hat. Pace kam unter Bush Jun. zur NASA und setzte sich immer wieder für eine Rückkehr zum Mond ein. Auch Newt Gingrich, ein früher Unterstützer Trumps, hat sich wiederholt dafür stark gemacht: Der umstrittene Politiker warb im Wahlkampf 2012 für den Aufbau einer Mondbasis. Daher scheint es möglich, dass das offizielle Hauptziel der NASA in den nächsten Jahren wieder der Mond sein wird (statt wie derzeit der Mars).

Eine interessante Querverbindung zu Elon Musk (und damit SpaceX und der Vision einer Marskolonie) könnte sich über Peter Thiel ergeben. Der Silicon Valley-Unternehmer war zusammen mit Musk Mitglied der so genannten PayPal-Mafia und hatte im Wahlkamp Partei für Trump ergriffen. Er soll Trump in Technologiefragen beraten und könnte in dieser Rolle Musk die Tür öffnen für eine groß angelegte Kooperation der NASA mit SpaceX bei der Verwirklichung von Musks Marsplan.

Letztlich muss man aber betonen, dass dies alles im Moment nur Spekulation ist. Jedes Mal, wenn ein neuer NASA-Chef gesucht wird, kursieren diverse Namen, von denen sich am Ende (logischerweise) alle bis auf einen als falsch erweisen. Und niemand kann sagen, wie der neue Präsident letztlich in der Frage "Mond oder Mars" entscheiden und wer oder was ihn dabei leiten wird. Insbesondere dann nicht, wenn dieser Präsident Donald Trump heißt.