Donnerstag, 18. November 2021

Rocket Lab macht Fortschritte bei Wiederverwendbarkeit der ersten Stufe

Das ursprünglich aus Neuseeland stammende Unternehmen (heute mit Hauptsitz in den USA) könnte das nächste Unternehmen nach SpaceX werden, dem es gelingt, die erste Stufe seiner Trägerrakete wiederzuverwenden. Bereits zum dritten Mal gelang gestern die Wasserung der ersten Stufe. Nach ihrem Wiedereintritt in die Erdatmospäre wird sie durch einen Fallschirm abgebremst; in Zukunft soll dieser durch ein Parafoil (Gleitsegel) ersetzt werden, um die Stufe noch in der Luft mit einem Helikopter abzufangen.

 

 

Es war bereits die 22. Mission für Rocket Lab, die fünfte in diesem Jahr. Insgesamt gab es bislang drei Fehlschläge. Neben den Arbeiten zur Wiederverwendbarkeit der Electron-Rakete läuft die Entwicklung der deutlich größeren Neutron-Rakete (vergleichbar mit der Falcon 9 von SpaceX), diese könnte das erste Mal 2024 starten.



Mittwoch, 17. November 2021

Russland testet Anti-Satelliten-Waffe

Am Montag führte das russische Militär einen Test mit einer Anti-Satelliten-Rakete durch. Dabei kollidierte diese (absichtlich) mit einem alten russischen Satelliten (Cosmos-1408, noch aus Sowjetzeiten), wodurch ein Trümmerfeld aus mindestens 1500 kleinen, ortbaren Objekten (und noch weit mehr Kleinstobjekten, die nicht zu orten sind) in der Umlaufbahn enstand. Diese Wolke aus kleinen Trümmerteilen gefährdert nun andere Satelliten und auch die ISS. So mussten sich die Astronauten und Kosmonauten an Bord der Raumstation vorübergehend in die Crewkapsel begeben, um sich im Notfall retten zu können. 

 

Weltraummüll wird zunehmend zum Problem für die Raumfahrt (Bild: NASA)


Das US-Außenministerium, das US-Militär und NASA-Chef Nelson verurteilten den Test als "unverantwortlich" und bezeichneten das russische Vorgehen als Gefahr für alle raumfahrenden Nationen. Auch die deutsche Bundesregierung, die ESA und die NATO kritisierten den Test. 

Die Trümmerteile werden wohl noch auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben und müssen bei der Berechnung von Flugbahnen in Zukunft berücksichtigt werden.

Auch China testete bereits 2007 eine Anti-Satelliten-Rakete (auch Trümmer dieses Tests stellen noch heute eine Gefahr für die ISS dar) und auch die USA haben entsprechende Tests durchgeführt. Der letzte US-Test und auch der Test einer indischen Anti-Satelliten-Waffe im Jahr 2019 trafen ihre Ziele allerdings in niedrigeren Umlaufbahnen, so dass die resultierenden Trümmer schneller wieder aus der Umlaufbahn verschwanden.



Dienstag, 16. November 2021

Generalinspekteur der NASA: Zeitplan für Mondlandung unrealistisch, Kosten für SLS und Orion explodieren

Es liegt mal wieder ein Bericht des Generalinspekteurs der NASA (OIG – Office of Inspector General) vor und der hat es in sich. Ein paar relevante Feststellungen:

  • Das OIG sieht eine Mondlandung frühestens im Jahr 2026 als realistisch an.

Aktueller Zeitplan für die Entwicklung des Mondlanders durch SpaceX (Bild: NASA)

  • Ein einziger Start der SLS-Rakete mit der Orion-Kapsel an der Spitze wird über vier Milliarden Dollar kosten (4,1 Milliarden um genau zu sein). Eine völlig absurde Zahl; mehr als SpaceX für die Entwicklung des Mondlanders benötigen wird und mindestens hundertmal teurer als ein Start der Starship-Trägerrakete. Da wird auch klar, warum sich NASA-Manager bislang immer gesträubt haben, hier einen konkreten Betrag zu nennen.

Teuer, extrem teuer, SLS (Bild: NASA)

  • Bis 2025 wird die NASA vorausichtlich über 90 Milliarden für das Projekt einer bemannten Rückkehr zum Mond ausgegeben haben. Darin sind die Ausgaben seit 2012 einschließlich enthalten. Diese Eingrenzung ist reichlich willkürlich, denn schließlich laufen etwa die Arbeiten an der Orion-Kapsel bereits seit 2006 (!). Auch die Fünf-Segment-Feststoffbooster des SLS stammen noch aus dem Constellation-Programm unter Bush Jr., welches dann von Obama eingestellt wurde.
  • Davon entfallen auf SLS knapp 30 Milliarden und auf Orion knapp 18 Milliarden, die Kosten vor 2012 wie gesagt nicht mitgerechnet. Warum diese beiden Projekte als "cost-plus-award-fee" (d.h. das Unternehmen stellt alle Kosten – auch Kostensteigerungen – in Rechnung und erhält eine prozentualen Anteil davon als eigentliche Bezahlung) vergeben wurden, wird wohl auf immer das Geheimnis einiger NASA-Manager bleiben. Es handelt sich hierbei um ein Trägersystem, das auf 70er-Jahre-Shuttletechnik basiert (SLS) bzw. um eine vergrößerte Version der Apollo-Kapsel aus den 60er Jahren (Orion). Das "cost-plus"-Modell war ursprünglich eigentlich für technologisch riskante und neuartige Projekte gedacht. Interessant auch, dass die weit anspruchsvollere Entwicklung des Mondlanders auf "firm-fixed-price" Basis ablaufen wird, d.h. das Unternehmen trägt das volle Risiko bei Kostensteigerungen und wird nur bezahlt, wenn vorher festgelegte Meilensteine erreicht werden. Aber das Unternehmen, das den Mondlander baut, heißt eben SpaceX und nicht Boeing (SLS) oder Lockheed Martin (Orion) und kann nicht in gleichem Maße auf politische Seilschaften bauen...