Die Lage des US-Raumfahrtprogramms bleibt unübersichtlich. Innerhalb der Trump-Regierung und des Übergangsteams bei der NASA kämpfen zwei Gruppen um die Vorherrschaft: Auf der einen Seite die Bewahrer des Status quo, die vor allem die Großprojekte SLS und Orion aus den Obama-Jahren hinüberretten wollen. Auf der anderen Verfechter eines stärker kommerziell orientierten Programms, das Firmen wie SpaceX und Blue Origin eine größere Rolle zuweisen würde.
Existierende und zukünftige US-Trägersysteme |
Vor gut zwei Wochen berichtete das Magazin Politico in einem faszinierenden Artikel über diese Auseinandersetzung. Demnach schien es, als sei das "New Space"-Lager im Vorteil. Die nun vom Weißen Haus in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hinsichtlich der ersten SLS-Mission weckt Zweifel an dieser Sichtweise.
Auf der eigentlich als unbemannter Testflug für das Jahr 2018 geplanten EM-1-Mission soll die Orion-Kapsel den Mond umrunden. Sollten nun tatsächlich Astronauten an Bord sein, hätte man im Grunde eine Wiederholung der Apollo 8-Mission von 1968 - mit dem Unterschied, dass Saturn-Rakete und Apollo-Kapsel damals schon Erprobungsflüge hinter sich hatten. Diese Planänderung wäre ohne Zweifel mit erheblichen Mehrkosten verbunden und würde wohl auch das Startdatum nach hinten verschieben. Es stellt sich die Frage: wozu?
Flugbahn von EM-1 (Bild: NASA) |
Es wäre auch möglich, dass man hier nur den Anschein erwecken will, dass die alte Garde ihre verdiente Chance bekommt - um den Vorschlag dann mit wesentlich günstigeren Alternativen von SpaceX bzw. Blue Origin zu kontrastieren und folgerichtig abzulehnen.
Bis ein neuer NASA-Chef ernannt wird und die Trump-Regierung offiziell ihre Linie für das Raumfahrtprogramm bekannt gibt, muss dies Spekulation bleiben.